Ludwigshafen Songs für die Ewigkeit

Mit Klassikern wie „It never Rains in Southern California“ und unzähligen für andere Interpreten geschriebenen Hits ist Albert Hammond zu einem der erfolgreichsten Komponisten der Popgeschichte aufgestiegen. Lange hatte er sich rar gemacht auf den Konzertbühnen, nach einem Auftritt in Ludwigshafen im vergangenen Jahr kehrte der Engländer nun mit seiner „Songbook Tour“ erneut zurück in die Region. Mit seinen vielen Hits sorgte er im Mannheimer Capitol für ein begeistertes Publikum.

„Ein guter Song überlebt für immer“, hat Albert Hammond in einem Interview einmal gesagt. Wie viele solcher Lieder der gebürtige Londoner in seiner langen Karriere selbst geschrieben hat, wurde bei seinem Gastspiel im Capitol auf beeindruckende Weise deutlich. Nicht eine einzige Nummer war dabei, die selbst ein uninteressierter Zeitgenosse nicht schon irgendwo einmal gehört hat. Was kein Wunder ist bei der Masse an Hits, die der Sänger und Komponist für die unterschiedlichsten Künstler verfasst hat. Mit wirklich allen Großen der internationalen Popmusik hat der mittlerweile 70-Jährige zusammengearbeitet. Mal als Komponist, mal als Produzent oder Co-Autor. Whitney Houston, Chicago, The Hollies, Johnny Cash oder Tina Turner, die Liste derer, die mit Hits aus der Feder Hammonds große Erfolge landeten, ließe sich noch lange fortsetzen. Auch aus seiner Solokarriere, die er Anfang der Achtziger zugunsten seiner Familie aufgab, stammen Evergreens wie „It never Rains in Southern California“ oder „Down by the River“, die auch über 40 Jahre nach ihrer Entstehung noch zum festen Programm öffentlicher Radiostationen zählen. Für die Einfallslosigkeit der deutschen Radiolandschaft kann Hammond freilich nichts, dennoch war an diesem Abend im Capitol die spannende Frage auch, ob er es schaffen würde, mehr als nur eine lau aufgewärmte Oldie-Show abzuliefern. Allein die Tatsache, dass viele Lieder ihre Berühmtheit durch andere Interpreten erlangten, bot eigentlich eine gute Voraussetzung, um dem alten Material ein neues klangliches Gewand zu verpassen. Leider gelang ihm zumindest dies so gut wie gar nicht. Zwar begeisterten die spielfreudige Energie und der scheinbar ungebrochene Enthusiasmus Hammonds für die eigene Musik durch das gesamte Konzert hinweg. Dennoch, das Ziel schien ganz klar eine detailgetreue Reproduktion der Hits zu sein, wie man sie eben bereits von den jeweiligen Platten kennt. Etwas verwunderlich bei einem Künstler seiner Klasse war zudem seine Band, die zwar eine ziemlich routinierte, aber uninspirierte Vorstellung ablieferte und keinerlei Anstalten machte, den Liedern neues Leben einzuhauchen. Der Unterschied zu einer versierten, professionellen Coverband war so leider nur selten zu hören. Schade vor allem bei Songmaterial, das man in seiner Ursprungsversion sowieso schon unzählige Male gehört hat. Am interessantesten wurde es daher auch bei Liedern, die im Original von weiblichen Stimmen interpretiert wurden. Hammond ist ein astreiner Popsänger, ein stimmlicher Virtuose ist er aber sicherlich nicht. Als er daher Whitney Houstons „One Moment in Time“ mit voller Inbrunst und viel Gefühl wieder zu seinem eigenen Song zu machen versuchte, landete er trotz – oder gerade wegen – kleinerer Ungenauigkeiten einen der besten Momente dieses Konzertabends. Das gut gelaunte Publikum feierte ihn dafür mit stehenden Ovationen und verwandelte das Konzert ab diesem Moment an von einer Sitz- in eine Tanzveranstaltung. Wenn also musikalisch nicht alles glänzte an diesem Abend, dann gab es für die Zuhörer doch über zwei Stunden bester Unterhaltung. Das lag auch am immer noch jugendlichen Charme des Gastgebers, der sein Publikum anekdotisch zurück in die goldene Zeit der Popmusik entführte. Jene Zeit also, in der man mal kurz bei Roy Orbison am Pool zwischen zwei Cocktails einen neuen Hit schrieb. Oder jene, in der Konzertveranstalter Popstars noch in den Playboy Club zum Abendessen ausführten, wo das bezaubernde „Bunny“ dann gleich mal als Inspiration zu „Rebecca“ herhalten durfte. Das waren alles Geschichten aus der Karriere einer lebenden Legende. Man konnte diesen Abend daher abschließend vielleicht am besten unter dem Motto „Songs für die Ewigkeit“ verbuchen – im positiven wie im negativen Sinne.

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