Ludwigshafen „Schlaganfall-Vorsorge voranbringen“

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Das Schlaganfall-Risiko ist in Ludwigshafen höher als in anderen Regionen Deutschlands. Das hat Frederic Palm vom städtischen Klinikum bereits in einer mehrjährigen Studie herausgefunden. Eine Auswertung einer Datenabfrage auf der jüngsten Gesundheitsmesse des Ärztenetzwerks Golu im Pfalzbau stützt diese Studienergebnisse.

Rund 50 Prozent der befragten Messebesucher litten unter Bluthochdruck, 60 Prozent hatten einen erhöhten Cholesterinwert und 64 Prozent waren übergewichtig bis adipös, also fettleibig. Dietmar Kubach vom Pharmakonzern Pfizer hatte die Daten der Besucher für das Ärztenetzwerk untersucht und präsentierte ernüchternde Ergebnisse. „Lediglich beim Blutzuckerwert schnitten die Befragten gut ab. Nur rund 20 Prozent hatten hier erhöhte Werte.“ Trotzdem kein Grund zur Beruhigung, denn durch die erhöhten Werte steige auch das Risiko koronarer Herzerkrankungen (KHK) und für Schlaganfall. Bei 75 Prozent der Besucher bestehe demnach in den kommenden zehn Jahren die Gefahr einer Erkrankung, bei Vorerkrankungen wie Diabetes und Bluthochdruck liegt das Risiko sogar noch deutlich höher. Herzspezialist Tim Süselbeck vom Gesundheitszentrum Rhein-Neckar an der Oggersheimer BG-Klinik konnte ein wenig beruhigen. So sei das Ergebnis der Besucherbefragung keinesfalls wissenschaftlich verwertbar. Von den rund 5500 Messegästen erhielten Kubach und seine Kollegen 263 verwertbar ausgefüllte Fragebögen zurück, und der mehrfach festgestellte erhöhte Blutdruck könne auch auf die Situation auf der Messe zurückzuführen sein. Abtun will er die Ergebnisse aber deswegen nicht. „Wir haben hier zwar nur ein Schlaglicht. Aber weil erfahrungsgemäß zu solchen Gesundheitstagen ja eher die Menschen kommen, die sich selbst für gesund halten, sehe ich ein erhebliches Risiko.“ Golu-Geschäftsführer Jürgen Pflaum teilt diese Einschätzung: „Es ist jetzt unsere Pflicht als Netzwerk, die Vorsorge für Schlaganfälle stärker voranzubringen.“ Denn Behandlungsmöglichkeiten seien vorhanden. „Behandlung und Betreuung sind in der Region gut geklärt. Jetzt geht es darum, rechtzeitig die Patienten zu finden“, waren sich die Ärzte Tim Süselbeck und Andreas Werling einig. Vor allem das Vorhofflimmern sei dabei ein wichtiger Indikator, hatte auch Palms Studie ergeben. „Es ist ein wichtiger Risikofaktor für einen Schlaganfall durch Gefäßverschluss“, sagte Süselbeck. Hausarzt Werling ergänzte: „Wir versuchen, das Risiko in die Köpfe zu bringen. Kleine Indikatoren werden von Patienten oft übersehen, aber bei Herzschmerzen muss man immer schnell reagieren.“ Und auch mit Bluthochdruck sei nicht zu scherzen. Diese Erkenntnisse nahmen die Mediziner aus der durchgeführten Stichprobe mit. (env)

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