Ludwigshafen Richtig angefressen

Ein Mann der klaren und geschliffenen Worte: Jan Remmlinger von den Eulen Ludwigshafen (Mitte).
Ein Mann der klaren und geschliffenen Worte: Jan Remmlinger von den Eulen Ludwigshafen (Mitte).

«Stuttgart.» Gunnar Dietrich stapfte wutentbrannt vom Platz der Stuttgarter Scharrena. Der Kapitän des Handball-Bundesligisten Eulen Ludwigshafen sah nach 54 Minuten die Rote Karte. Dietrich hatte zum dritten Mal eine Zwei-Minuten-Strafe bekommen. Im Handball folgt darauf der automatische Ausschluss für die Partie. Dieser Verlust traf die Eulen hart. Denn Dietrich war bis dahin der beste Ludwigshafener Spieler. Vier Tore hatte er erzielt und wieder einmal die Abwehr erstklassig zusammengehalten. So musste Dietrich die letzten sechs Minuten mit ansehen, wie seine Mitspieler ein Spiel aus der Hand gaben – vielmehr geben mussten. 21:20 hatte es gestanden, als Dietrich vom Feld musste. Das Spiel war zu diesem Zeitpunkt noch völlig offen. Doch Stuttgart war in der Schlussphase einer ausgeglichenen Partie die etwas cleverere Mannschaft und gewann letztendlich verdient, aber schmeichelhaft mit 25:22 (13:12). Gunnar Dietrich kochte noch Minuten nach der Niederlage. „Ich bin richtig angefressen, denn da war mehr drin heute“, schnaubte der Kapitän. „Unsere Abwehr hat wieder sehr stark gedeckt, aber die individuelle Klasse der Stuttgarter hat den Unterschied ausgemacht“, präzisierte Dietrich die Nuancen. Mit der individuellen Klasse meinte Dietrich Spielmacher Michael Kraus und Torwart Johannes Bitter. Beide Ex-Nationalspieler verhinderten mit ihrer Erfahrung die erste Heimniederlage des ambitionierten TVB. Die drohte nämlich gestern. Dass es dazu nicht kam, lag an den Eulen Ludwigshafen, sagte zumindest Jan Remmlinger. Der stand lange Zeit nach dem Abpfiff in der schmucken Scharrena in Stuttgart. Die 15,3 Millionen teure Halle für 2250 Zuschauer ist neben der Porsche-Arena eine von zwei Heimspielstätten des TVB Stuttgart. Jan Remmlinger ist ein Spieler, der sich exzellent ausdrücken kann – und immer klare Worte findet. „Ich bin angefressen, denn wir haben aus eigener Dummheit verloren“, moserte der 23 Jahre alte Remmlinger. Drastische Worte, die aber wohl überlegt waren und auch folgendermaßen begründet wurden: „Wir führen 18:16, doch danach spielen wir nicht mehr so weiter, wie wir zuvor erfolgreich waren. Wir ändern plötzlich Sachen, die letztendlich erfolglos blieben.“ Das wurmte Remmlinger. Denn auch er gehörte gestern in Stuttgart zu den besten Eulen-Akteuren. Remmlinger kämpfte unaufhörlich, stand stark in der Abwehr und erzielte drei Tore. Damit bleibt er sich treu. Denn auch gegen Göppingen, in Magdeburg und in Berlin traf er dreimal – nur gegen Lemgo blieb der von Balingen gekommene Remmlinger ohne Tor. „Wir haben Stuttgart nach unseren Fehlern aufgebaut. Vielleicht läuft die Partie anders, wenn wir mit drei Toren in Führung gehen“, spekulierte Remmlinger. Jedenfalls kritisierte er nicht die Schiedsrichter. „Die haben super gepfiffen“, sagte Remmlinger, „es war doch nicht einfach heute, hier zu pfeifen. Es lag an uns, dass wir nicht gewonnen haben.“ Doch stellte er fest: „Wir sind eine Bundesliga-Mannschaft. “

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