Ludwigshafen Rechte Tendenzen verhindern

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Ein Ort zum Austausch von Einheimischen und Flüchtlingen – das ist das Prinzip eines „Café Asyl“. Auch Altrip hat seit vergangenem Freitag einen solchen Ort. Das „Café Nova“ im Dietrich-Bonhoeffer-Haus, organisiert vom Netzwerk Asyl.

Altrip. Aus dem Dietrich-Bonhoeffer-Haus dringt laute Musik und kräftiges Klatschen: Die „Ode an die Freude“ erklingt aus mehr als 70 Kehlen, erst in Deutsch, dann auf Englisch und Arabisch. Als Welturaufführung hatte der Musiker Uwe Neuendorf das Multi-Kulti-Musik-Projekt bei der Eröffnung des Café Nova angekündigt. Altrip war bisher das einzige Dorf in der Verbandsgemeinde (VG) Rheinauen, das kein „Café Asyl“ hatte. Dieser weiße Fleck, wie der erste Beigeordnete der VG, Wolfgang Kühn es nannte, ist nun geschlossen. Jeden Montag von 16 bis 18 Uhr ist das Dietrich-Bonhoeffer-Haus der protestantischen Kirchengemeinde Altrip nun Schauplatz des „Café Nova“: Treffpunkt für Einheimische, Migranten und Flüchtlinge. Bei der Eröffnung am vergangenen Freitag zählte das Café mehr als 70 Besucher. Nach den offiziellen Eröffnungsworten von Bernd Götz vom Netzwerk Asyl und Pfarrer Alexander Ebel wollte der 23-jährige Karem unbedingt noch ein paar Worte an die Anwesenden richten: „Ich und alle meine Freunde möchten vielen Dank sagen für die Unterstützung.“ Karem ist aus Syrien geflohen und lebt seit sieben Monaten in Altrip. Im Café Nova sehen er und seine Freunde eine Möglichkeit, die deutsche Sprache besser zu lernen, erzählt er später. „Denn Sprache ist der Schlüssel zur Integration“, sagt Karem und lacht verschmitzt. Sein Landsmann Yasser stimmt ihm zu: „Für die Integration mit der Gemeinschaft ist die Sprache wichtig“, sagt der 28-Jährige. Die Idee, ein Café als Treffpunkt für Altriper und Flüchtlinge einzurichten, hatte das Netzwerk Asyl aus zwei Gründen, berichten die Ehrenamtlichen Bernd Götz und Eva Güler. Ein Grund sei die hohe Anzahl an Flüchtlingen, mit der um den Jahreswechsel herum in Altrip gerechnet worden sei, sagt Götz: „Wir fanden, sie bräuchten einen Ort, wo sie sich zentral treffen können und wir sie beraten können.“ Der zweite Grund seien die Altriper selbst gewesen, ergänzt Güler: „Für die Einwohner sind Flüchtlinge gar kein Thema, als gäbe es sie nicht.“ Deshalb habe das Netzwerk Asyl einen Treffpunkt bieten wollen, an dem Altriper und Flüchtlinge miteinander ins Gespräch kommen können. Dadurch solle von Vornherein verhindert werden, dass im Dorf rechte Tendenzen aufkommen. Die Eröffnung musikalisch umrahmt hat Uwe Neuendorf gemeinsam mit dem Äthiopier Andualem. Neuendorf hat das Projekt „Come Together“ ins Leben gerufen. In Waldsee und Altrip trifft er sich einmal pro Woche mit Flüchtlingen, musiziert mit ihnen, übersetzt Liedtexte und bringt ihnen so Deutsch bei. Dem Altriper Thomas Wagner gefällt der erste Café-Nova-Tag „sehr gut“, erzählt er. Er hofft vor allem, dass den Einwohnern das Thema Flüchtlinge dadurch näher gebracht wird: „Für ein Dorf mit 8000 Einwohnern könnte da mehr Zustimmung kommen. Der erste Schritt ist, ihnen zu zeigen, was das für Leute sind, die da zu uns kommen.“ (hn)

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