Ludwigshafen „Park dein Handy, wenn du fährst!“

Mit einer bundesweiten Aktion macht der Automobilclub ACE auf die gefährliche Benutzung von Handys beim Autofahren aufmerksam. Auch bei Überprüfungen in Ludwigshafen haben die ACE-Mitarbeiter zahlreiche schwarze Schafe entdeckt. Ziel der Kampagne ist es, das Bewusstsein der Autofahrer über das beim Telefonieren entstehende Unfallrisiko zu schärfen.

Ludwigshafen

, gestern. Am Zollhof Ecke Kaiser-Wilhelm-Straße. An der Kreuzung steht ein unauffälliger Mann, einen Schreibblock und Kugelschreiber in der Hand. Von 12 bis 13 Uhr notiert hier Jens Brückner die Zahl der vorbeifahrenden Autos, in denen der Fahrer oder Fahrerin mit dem Mobiltelefon in der Hand telefoniert. Das Ergebnis: 24 Autofahrer telefonierten während der Fahrt mit dem Mobiltelefon oder tippten SMS-Kurznachrichten. Keine Einzelfälle. In den vergangenen Wochen hat Brückner, Kreisvorsitzender des Automobilclubs ACE (Auto Club Europa) für die Vorderpfalz, zusammen mit seinem Kollegen und ACE-Regionalbeauftragten Mario Schmidt an zehn Standorten in der Ludwigshafener Innenstadt, Mutterstadt und dem Gewerbegebiet Westlich B 9 in Oggersheim Zählungen dieser Art gemacht. „Bemerkt haben wir dabei insgesamt 106 Autofahrer, die während der Fahrt telefoniert oder gesimst haben, die meisten waren jung und männlich. Bei den Fahrzeugen handelte es sich um 87 Prozent Pkw und 13 Prozent Kleintransporter“, zählt Brückner auf. Vor allem im Berufsverkehr am Nachmittag sei telefoniert worden, weitaus mehr als am Morgen, fügt Schmidt hinzu. Die Zählaktion ist Teil einer nun bundesweit gestarteten Verkehrssicherheits-Kampagne des Automobilclubs. Grund ist die Erkenntnis, dass die zunehmende Benutzung der modernen Kommunikationsgeräte im Auto eine der gegenwärtig gefährlichsten Entwicklungen im Straßenverkehr darstellt. Denn wer ein Smartphone hinterm Steuer benutzt, ist meist völlig abgelenkt. „Wer mit 100 Stundenkilometern unterwegs ist, und für zwei Sekunden seinen Blick nicht auf die Fahrbahn, sondern auf ein Handy richtet, legt in dieser Zeit blind eine Strecke von 60 Metern zurück“, verdeutlicht Schmidt das Gefahrenpotenzial. Die Warnsignale, auf die andere Verkehrsteilnehmer achten sollten: der Vordermann fährt plötzlich sehr langsam, wechselt unsicher die Fahrspur und scheint die Orientierung zu verlieren. Beim Vorbeifahren offenbart sich der Grund: der Fahrer telefoniert ohne Freisprechanlage. „Bei längeren Rotphasen wird die Gebetshaltung eingenommen. Gebeugter Oberkörper, gesenkter Kopf und ein unverwandt nach unten gerichteter Blick“, schildert Brückner ein inzwischen charakteristisch gewordenes Bild. Autofahrer nutzen häufig die Rotphase an der Ampel, um rasch Textnachrichten zu lesen, zu schreiben und zu versenden. Besonders Jüngere sind hier auffällig. Nach Schätzungen des ACE telefoniert vermutlich jeder dritte 18- bis 25-jährige Fahrer ohne Freisprecheinrichtung und schreibt während der Fahrt SMS. Bundesweit nutzen inzwischen mehr als 40 Millionen Menschen in Deutschland ein Smartphone. 2010 waren es erst 8,4 Millionen gewesen. Zunehmend besorgt über diese Entwicklung ist auch die Polizei. Zwischen 2008 und 2013 ist die Zahl der Verkehrsunfälle mit ungeklärter Ursache um 56 Prozent gestiegen. Dahinter vermutet wird nicht zuletzt die verbotene Nutzung von Smartphones während der Fahrt. Im vergangenen Jahr registrierte das Kraftfahrtbundesamt offiziell 420.000 Verstöße gegen das Handyverbot. Mit seiner Kampagne unter dem Titel „Park Dein Handy, wenn Du fährst!“ will der Automobilclub ACE für die Gefahren sensibilisieren. Der Club fordert, künftig alle Neufahrzeuge mit Freisprecheinrichtungen auszustatten. Auch die Strafandrohung müsse überdacht werden, so Schmidt: „60 Euro und ein Punkt in Flensburg sind wohl zu wenig“.

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