Ludwigshafen Ohne Basketball geht es nicht

91-78169483.jpg

Maxdorf. Im Frühsommer 2013, nach dem letzten Landesligasaisonspiel der Skyflyers Ludwigshafen, beschloss Mirnes Islamovic, dass es das nun war. Kein Basketball mehr. Dafür mehr Zeit für die Familie und für andere Dinge. Er glaubte, mit dieser Entscheidung glücklich zu werden, machte von nun an keinen Sport mehr und nahm 15 Kilogramm innerhalb von zwölf Monaten zu. So richtig zufrieden, das merkte er schnell, war er mit seiner Entscheidung nicht. Im Frühsommer 2014 traf er seinen ehemaligen Skyflyers-Mitspieler Dino Mesanovic. Die beiden unterhielten sich. Und nach dieser Unterhaltung wusste der Anlagemechaniker im Kundendienst beim Dienstleistungs- und Baukonzern Bilfinger, dass es das doch noch nicht gewesen war. Dass es nur eine Auszeit war, dass ihm Basketball zu viel bedeutet, um nur noch von der Couch aus Spiele im Fernsehen zu verfolgen. Er schloss sich zur Saison 2014/15 der SG TSG Maxdorf/LSV Frankenthal an. „Ich habe Basketball in dieser Zeit sehr vermisst“, gibt der 28-Jährige zu. Mirnes Islamovic wirkt im Gespräch so sanft, so ruhig. Auf dem Spielfeld hingegen ist er einer, der vorangeht, der nicht nur aufgrund seiner überragende Punkteausbeute sehr wichtig für die Mannschaft ist – ein echter Führungsspieler eben. Vielleicht hat das auch damit zu tun, dass er früh gelernt hat, Verantwortung zu übernehmen. Er ist mit 24 erstmals Vater geworden, nun haben er und seine Frau zwei Kinder. In der Kabine fühlt er sich manchmal wie in einer anderen Welt. Seine Teamkollegen reden dann beispielsweise über Partys. Er kann nicht mal sagen, wann er letztmals in einer Disco war. „Die Familie ist für mich die Nummer eins. Für mich ist es sehr wichtig, dass die Kinder auch ihren Vater sehen“, sagt Islamovic. Die Namen seiner Frau und seiner beiden Kinder (ein und vier Jahre alt) hat er sich auf den Arm tätowieren lassen. Islamovic hat in drei Ländern gelebt, ist durch drei Kulturen geprägt. Er ist in Bosnien-Herzegowina aufgewachsen, wegen des Krieges auf dem Balkan Anfang der 1990er Jahre ging seine Familie erst nach Deutschland, dann in die USA. Durch die Krise in Folge der Terroranschläge vom 11. September 2001 verloren seine Eltern ihre Jobs, die Familie kam nach Deutschland zurück. Der Ludwigshafener sagt, er fühle sich vor allem als Bosnier: „Irgendetwas zieht mich da an.“ Aber umso mehr er über dieses Thema redet, merkt man, dass ihn auch die USA und Deutschland, wo er den Großteil seines Lebens verbrachte, sehr geprägt haben. Er hat einige typische deutschen Eigenschaften angenommen, amerikanische ebenfalls – zählen etwa tut Islamovic immer auf Englisch. In den USA ist er auch mit Basketball in Kontakt gekommen. „Da habe ich fast jeden Tag gespielt“, erinnert er sich. In Deutschland landete er über diverse Stationen als Jugendlicher bei der SG Mannheim, spielte in der Saison 2006/07 in der damals neugegründeten Nachwuchs-Basketball-Bundesliga (NBBL). „Das war meine schönste Zeit als Basketballer“, erzählt Islamovic. Sonntags hatte er zwei Spiele. Morgens in der NBBL, abends mit den Landesliga- oder Oberliga-Herren. Er träumte davon, den Sprung nach ganz oben zu schaffen. Sein damaliger Trainer Peter Eberhardt sagte ihm, dass er es zumindest in die ProA, also die zweithöchste deutsche Spielklasse, schaffen könne. Es war jedoch nur ein kurzer Traum. Die Ausbildung stand an, er musste sich entscheiden. Ausbildung oder Leistungssport. Islamovic entschied sich – auch auf das Drängen seiner Eltern hin – für die Ausbildung. Er spielte von da an in eher unterklassigen Ligen. Man merkt ihm an, dass er noch immer ein klein wenig zerrissen ist, wenn er darüber spricht. Dass er auch gerne versucht hätte, Basketballprofi zu werden. Aber dass er auch weiß, dass er mit Blick auf seine Zukunft die Entscheidung getroffen hat, die sinnvoller war. „Ich habe mich für den richtigen Weg entschieden“, sagt Islamovic. Damals – und auch im Sommer 2014, als er nach einjähriger Auszeit zum Basketball zurückfand. Die Sportart ist eben seine zweite große Liebe.

x