Ludwigshafen Neues Wohnprojekt in der Deichstraße

Bis 1972 standen an der selben Stelle Holzbaracken, die als Notunterkünfte gleich nach dem Zweiten Weltkrieg gebaut worden waren
Bis 1972 standen an der selben Stelle Holzbaracken, die als Notunterkünfte gleich nach dem Zweiten Weltkrieg gebaut worden waren.

«Edigheim.» Schimmel an den Wänden, die Fenster undicht, Probleme mit der Wasser- und Wärmezufuhr: Rund sieben Jahre ist es her, dass der Oppauer Ortsvorsteher Udo Scheuermann (SPD) wegen des im Volksmund wenig schmeichelhaft „Atzelhof“ geheißenen Wohnblocks in der Deichstraße Alarm schlug. Die Sozialunterkünfte, 24 Stück an der Zahl, waren da schon so marode, dass sie den Namen Wohnung kaum noch verdienten. Schnell war klar, dass sich eine Sanierung nicht rentieren würde. Zu lange hatte sich die Stadt nicht um das Gebäude gekümmert. Ein Abriss wurde beschlossen – und damit ein ganz neues Kapitel in der Geschichte des Grundstücks (siehe: „Zur Sache“). Dass mit dem schon lange geplanten Abriss erst diesen März begonnen wurde, hat mehrere Gründe. Die bisherigen Bewohner konnten nicht alle auf einen Schlag ausziehen. Im Ortsbeirat gab es längere Diskussionen über die künftige Verwendung des Grundstücks. Eine Änderung der Gesetzeslage zerschlug schon relativ weit gediehenen Pläne für ein Pflegeheim. Und als die Bagger 2016 endlich anrücken sollten – das Gebäude stand da schon zwei Jahre leer – stellte sich heraus, dass zwischenzeitlich Mauersegler eingezogen waren. Erst nach der Umsiedlung der seltenen Vögel konnte diesen Frühling wirklich mit dem Abriss begonnen werden. Der ist mittlerweile fertig, es klafft eine Baulücke und die Technischen Werke Ludwigshafen haben begonnen, Rohre für eine neue Erschließung zu verlegen. Wie es weitergeht, steht zu einer Hälfte bereits fest, zur anderen noch nicht ganz. „Auf dem Gelände gibt es jetzt zwei Baugrundstücke“, erklärt Scheuermann. Auf der einen Seite soll nach aktuellen Plänen der städtischen Wohnungsbaugesellschaft GAG im zweiten oder dritten Quartal 2018 mit der Errichtung von Wohnraum für Senioren werden. Ob und wann die vier bis fünf Eigentumshäuser auf der anderen Seite gebaut werden, steht noch in den Sternen. „Da sind die Pläne noch nicht so weit gediehen“, sagt Scheuermann. Ganz anders bei der GAG, die bereits in den Startlöchern steht. „Wir wollen das Grundstück diesen Monat erwerben und die Planungen im Dezember dem Aufsichtsrat vorstellen“, erklärt Vorstand Ernst Merkel. Wenn es keine Einwände gibt, sollen die Bauarbeiten für die neuen Gebäude im zweiten oder dritten Quartal 2018 beginnen. Im Frühjahr 2020 könnten dann die ersten Senioren in eine ambulante Wohngruppe und die Tagespflege im ersten sowie in altergerechte Mietwohnungen im zweiten Stock und unter dem Dach einziehen. „Unsere Pläne sehen ein U-förmiges Gebäude vor, in dem zwei zweistöckige überdachte Häuser durch einen niedrigeren Riegel miteinander verbunden werden“, berichtet Merkel. In den unteren Etagen soll der Oppauer Pflegedienstleister Cura Beierlein eine ambulante Wohngruppe für zwölf Personen sowie 18 Tagespflegeplätze betreuen. Für die obere Etage und das Dachgeschoss sind barrierefreie Ein- bis Vier-Zimmer-Wohnungen von 40 bis 94 Quadratmetern geplant – mit Fahrstühlen, speziellen Badezimmern und allem, was Senioren für ein selbstbestimmtes Leben brauchen. Die GAG rechnet damit, dass das Projekt inklusive Kauf des etwa 2000 Quadratmeter großen Grundstücks vier Millionen Euro kosten wird. Merkel betont jedoch, dass sowohl die geplanten Wohnungen als auch die Pflegeplätze mit Mitteln vom Land gefördert werden können. Udo Scheuermann sieht das geplante Gebäude als Gewinn für den Stadtteil, in dem es immer mehr ältere Bürger gibt, die sich für ein solches Angebot interessieren dürften. „Wir haben uns im Vorfeld eine Ganztagsbetreuung in Mainz angesehen, in der sich die Senioren aktiv einbringen, etwa Kaffee kochen, Kuchen backen und selbst waschen können“, berichtet er. Nach diesem Vorbild soll die Betreuung in Edigheim funktionieren. Ein weiterer Gewinn könnte die direkte Nachbarschaft zu jüngeren Familien in den geplanten Einfamilienhäusern sein. Dazu kann Scheuermann sich noch nicht konkret äußern, da die Pläne noch sehr abstrakt sind. „Ich bin aber an der Sache dran“, versichert der Ortschef, der auf keinen Fall eine Situation haben will, in der auf einer Seite des Grundstücks gebaut wird, während die andere noch jahrelang brachliegt. Scheuermann wünscht sich eine zügige Umsetzung beider Projekte und will gegenüber der Stadt beharrlich bleiben.

So soll der neue Wohnblock der GAG aussehen.
So soll der neue Wohnblock der GAG aussehen.
Der Abriss des alten Wohnblocks war lange geplant ...
Der Abriss des alten Wohnblocks war lange geplant ...
... verzögerte sich aber und begann erst im März dieses Jahres.
... verzögerte sich aber und begann erst im März dieses Jahres.
Momentan klafft in der Deichstraße eine große Baulücke.
Momentan klafft in der Deichstraße eine große Baulücke.
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