Ludwigshafen Mit Stirnband, Schlaghosen und Blumenmuster

„Die beste Band der Welt!“: Uschi Nerke in Oppau.
»Die beste Band der Welt!«: Uschi Nerke in Oppau.

Zeit ist relativ. Und so sind zu Uschi Nerke und den Flower Power Men vor allem Leute gekommen, die gerne die wilden sechziger Jahre ein weiteres Mal erleben wollten. Sie sind im Bürgerhaus Oppau auch voll auf ihre Kosten gekommen. So haben Adax Dörsam und Rainer Schindler die Oldies jener Zeit nicht alleine gesungen. Das Publikum hat kräftig mitgemacht.

„Rücksturz ins Jahr 1965!“ So hätte Commander McLane vom Raumschiff Orion den Abend vermutlich genannt. Hoss Cartwright hätte es seinem Pa auf der Ponderosa vielleicht anders gesagt. Und von wegen „Baby, you`re out of time“. Die Einstimmung kam über eine Videoeinspielung, die in Bild und Ton historisch korrekt den Weg zu Jugendrevolte und Flower Power aufzeigt. Bill Haley und „Rock Around The Clock“ machten den Anfang. Für die Zuschauer war es wie eine Quizshow. „John F. Kennedy! Roy Orbison! Liz Taylor!“ rief die Namen zu den Bildern ein gar nicht mal so alter Herr neben dem Rezensenten, den es kaum auf dem Sitz hielt. Anzumerken ist, dass bei dem Portrait Gina Lollobrigidas ein genießerisches männliches „Aaah“ durch den Saal rollte. Bei Winnetou und Old Shatterhand war das Raunen dann an den Frauen, aber auch nicht nur. Peter Alexander, Conny Froboess und Freddy Quinn waren in Deutschland die biederen Schlagersänger vor der Beat-Ära. Peter Kraus war schon der rebellische „Halbstarke“, der aber wenigstens noch eine ordentliche Frisur hatte. Uschi Nerke kam dann auf die Bühne, die Haare noch so lang wie damals und die Stimme unverändert. Dass sie im nächsten Januar ihren 75. Geburtstag feiert, würde man nicht im Traum vermuten. „Wisst ihr noch, wie das damals war?“ fragte sie in den nicht ganz ausverkauften Saal. Klar wussten alle, dass es zwei Programme im Schwarz-Weiß-Fernsehen gab, später noch ein krisseliges Drittes, auf dem immer Telekolleg lief. Doch nun zur Hauptsache, der Musik. „If You`re Going To San Francisco“ war der erste Song des Abends und in der guten alten Zeit auch der erste, der das Flower-Power-Gefühl in Worte fasste. Übrigens waren drei, vier Leute auch mit Stirnband, Schlaghosen und knallig bunten Blumenmustern gekommen. Natürlich sangen alle „tell meeeeee over and over and over again“ und auch noch den Rest des Refrains aus Barry McGuires „Eve Of Destruction“. Adax Dörsam erzählte, dass er zwar 1968 erst 13 Jahre alt gewesen sei, aber sehr frühreif und dass er mit seiner Freundin nach Hamburg durchgebrannt war. Reiner Schindler berichtete, wie der Abend entstand. Mit Dörsam spielte er Oldies auf einem Kreuzfahrtschiff, als ein Zuhörer meinte, man könne doch eine Beat-Club-Show machen. „Wir fanden die Idee klasse und haben gleich das Original gefragt“, sagte Reiner Schindler und deutete auf Uschi Nerke. Sie sei anfangs recht skeptisch gewesen, als Dörsam und Schindler ihr vorspielten, aber völlig begeistert. Und das ist sie bis heute. „Die beste Band der Welt!“ schwärmte sie, und da waren sich in der euphorischen Atmosphäre wohl auch alle einig. Es war eine Zeitreise, und man tauchte völlig in die Stimmung ein. Als Adax Dörsam mal ein technisches Problem mit seiner Gitarre hatte, war der erste Gedanke: „Lassie, schnell hol Hilfe!“ Es gab ein Beatles-Set, ein Stones-Set, ein Bee Gees-Set, und ein Simon-and-Garfunkel-Set, und noch ein Dutzend weitere Oldies. Die kleine Besetzung reichte völlig aus, um die Songs, die ja auch für Gitarren geschrieben wurden, umzusetzen. Schindler war Leadsänger, Dörsam sang zweite Stimme. Später kam noch Nerke dazu, die ja mal Schlagersängerin werden wollte. Die Zuhörer hielt es nicht mehr auf den Sitzen und es folgte Zugabe auf Zugabe.

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