Ludwigshafen Mit großem Spielwitz

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Axel Fischbacher, Jazzgitarrist und langjähriger Dozent an der Swiss Jazz School Bern, hat sehr eindrucksvoll und mit besonderen Begleitern bei der Jazz Lights Session im Ludwigshafener Kulturzentrum Das Haus gespielt. Schlagzeuger Christian Scheuber hatte nämlich Saxophonist Reiner Witzel und Bassist Joscha Oetz mitgebracht, das Trio nennt sich Drei im Roten Kreis.

Mit „Bärentanz“, einem Stück von Fischbacher, ging es gut groovend und swingend vorwärts. Da legte der Gitarrist bei schwungvollem Tempo mit einem Akkord-Solo los, spannende Harmonien, flott gegriffen und technisch anspruchsvoll. Zur Steigerung wechselte er dann zu Singlenote-Linien. Holla! Das war nicht nur technisch flink, das klang auch richtig hip! Die Sechzehntel Linien klangen nach Bebop-Saxophon. Fischbacher geht gern in die Akkorderweiterungen hinein. Das klingt dann spannungsvoll und farbig. Manchmal geht er auch aus den Harmonien kurz heraus, um „outside“ zu spielen. Das erinnert etwas an John Scofield. Fischbacher spielt auch eine ähnliche Gitarre von Ibanez und setzt, wie Scofield, auch manchmal einen schnell und kräftig vibrierenden Chorus-Effekt ein, der nach rotierendem Lautsprecher klingt. Das Fließen der Linien und das Ausreizen der dissonanten Akkordfarben erinnert etwas an Bebop im Stil von Charlie Parker. So klingen auch Themen weiterer Stücke aus Fischbachers Feder. Andere Kompositionen stammen von Saxophonist Witzel und gehören zum Repertoire der Drei im Roten Kreis. Das Trio hatte zuvor schon ein paar gemeinsame Konzerte gespielt, die Session im Haus sollte der Abschluss der kleinen Tour sein. So erklärte sich, dass Trio plus Gast schon gut aufeinander eingespielt waren. Witzels Stücke haben eher modalen Charakter, und auch da fühlt sich Fischbacher recht wohl. Souverän und mit großem Spielwitz erntete er nach jedem Solo besonderen Applaus vom fachkundigen Publikum. Auch Scheuber, Witzel und Oetz waren gut in Form, und jeder von ihnen bekam den nötigen Raum, um dies auch in Solopassagen zu zeigen. Das Zusammenspiel mit dem Gast und den jeweiligen Solisten war deutlich hörbar interaktiv. Dabei fiel Scheuber mit seiner großen Dynamik immer wieder positiv auf. Besondere Schmankerl waren die gegenseitigen Zitate. Als Richie Beirach am Klavier dazugekommen war, hörte er, wie Fischbacher in einem Solo kurz ein Motiv aus „Softly as in a morning sunrise“ spielte. Als dann Beirach sein Solo hatte, griff er dasselbe Motiv auf – und Fischbacher auf der anderen Bühnenseite nickte und lachte zum Pianisten hinüber. Das zweite Set, die offene Session begann erst noch in dieser Besetzung und mit dem Standard „There will never be another you“. Da griff Fischbacher in seinem Solo immer wieder kurze Sequenzen aus dem Thema auf und spann sie weiter. Danach stiegen weitere Gäste ein – was ausdrücklich gewünscht wird. Wie Scheuber sagte, sei das die eigentliche Idee, doch in der Vergangenheit seien wenige Musiker dazugekommen. Also, wer Jazz Standards mitspielen kann, ist willkommen. Jetzt ist aber erst mal Sommerpause.

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