Ludwigshafen München und Athen zu Gast

Shakespeares „Kaufmann von Venedig“: Joachim Meyerhoff (oben) als Shylock.
Shakespeares »Kaufmann von Venedig«: Joachim Meyerhoff (oben) als Shylock.

„Das Theater ist der Spiegel der Kultur eines Volkes.“ Dieses Zitat Bertolt Brechts nahm Ludwigshafens Kulturdezernentin Cornelia Reifenberg bei der Vorstellung der Spielzeit 2018/19 zum Anlass, ein Bekenntnis zum Theater zum Pfalzbau abzulegen. Theater, so Reifenberg, sei „unverzichtbarer Bestandteil eines Kulturangebots einer Stadt“.

Pfalzbau-Intendant Tilman Gersch verwies auf steigende Abonnentenzahlen in den vergangenen Jahren, insbesondere im Schauspiel und bei den Festspielen Ludwigshafen. Den Schwerpunkt der kommenden Festspiele im Herbst hat er nach dem Hamburger Thalia Theater und dem Deutschen Theater Berlin auf München gelegt. Das Residenztheater München wird sich mit vier Aufführungen vorstellen. In Martin Kusejs Inszenierung von Edward Albees „Wer hat Angst vor Virginia Woolf?“ sind Bibiana Beglau und Norman Hacker zu sehen. Ayad Akhtars „Geächtet“ ist eines der erfolgreichsten amerikanischen Theaterstücke der vergangenen Jahre. Das mit dem Pulitzer-Preis ausgezeichnete Stück um einen Anwalt pakistanischer Herkunft, der sich bei einem Abendessen mit religiösen Vorteilen konfrontiert sieht, ist in der Inszenierung Antoine Uitdehaags zu sehen. Molières Komödie „Tartuffe“ kommt in der Regie der Slowenin Mateja Koležnik und unter anderen mit Sophie von Kessel in den Pfalzbau. In Marivaux’ „Der Streit“ schließlich geht es um eheliche Treue und Untreue. Nikolaus Habjan bringt die Komödie aus dem Jahr 1744 mit Schauspielern und lebensgroßen Puppen auf die Bühne. Von den Münchner Kammerspielen kommt Susanne Kennedys rauschhafte Inszenierung von Jeffrey Eugenides „Die Selbstmordschwestern“. Das „forcierte Antitheater“, in dem die Schauspieler unter Masken sprächen, entfalte eine große Sogkraft, kündigte Gersch an. Das Deutsche Schauspielhaus Hamburg ist bei den Festspielen mit Shakespeares „Kaufmann von Venedig“ vertreten. Die Rolle des Shylock spielt Joachim Meyerhoff. Ebenfalls aus München kommen zwei Produktionen des Kinder- und Jugendtheaters Schauburg, das von Andrea Gronemeyer, der früheren Intendantin des Mannheimer Schnawwl, geleitet wird. „Tanz Trommel“ ist für Kinder ab sechs Jahren gedacht, Kristo Šagors „Ich lieb’ dich“ für Kinder ab acht Jahren. Ergänzt wird das Schauspielprogramm der Festspiele durch Lesungen prominenter Autoren und Schauspieler. Brigitte Hobmeier liest Herbert Achernbuschs „Susn“, Josef Bierbichler aus seinem Heimatroman „Mittelreich“, Holger Stockhaus aus Ludwig Thomas „Lausbubengeschichten“. Das Tanztheater eröffnet die Festspiele am 26. Oktober mit dem Ballet National de Marseille. Das Tanzprogramm wird erstmals von der Choreographin Nanine Linning kuratiert, die zuvor beim Stadttheater Heidelberg die Dance Company geleitet hat. Von ihr selbst ist „Bacon“ zu sehen, ein durch die Bilder Francis Bacons angeregtes und in den Niederlanden mit einem Preis für die beste Choreographie ausgezeichnetes Stück. Außerdem zu Gast sind Ballett Basel mit „Carmen“ von dem Schweden Johan Ingers und das Scapino Ballet Rotterdam mit „Scala“. Die Hofesh Shechter Company aus Großbritannien zeigt das international bejubelte „Grand Finale“, Marcos Moraus Kollektiv La Veronal „Pasionaria“. Experimentelles Tanztheater um einen Roboter bringt Huang Yi aus Taiwan in den Pfalzbau. Aus Griechenland schließlich kommt das Edafos Dance Theatre. „Nach Athen“ heißt ein in die Festspiele einbezogenes fünftägiges Griechenland-Festival. Es bietet nicht nur Tanztheater und politisches Theater zum Thema Europa, sondern auch Konzerte und Podiumsdiskussionen. Auch das „Weltfest“ am 21. Oktober ist Griechenland gewidmet. Außerhalb der Festspiele gibt es ein Gastspiel des Deutschen Theaters Berlin mit Gorkis „Sommergästen“ in der Regie von Daniela Löffner. Das Hamburger Thalia Theater führt „Die Odyssee“ nach Homer, das Theater Basel Büchners „Woyzeck“ auf. Im Tanztheater kommt das Bayerische Staatsballett mit Christian Spucks „Anna Karenina“ nach Tolstoj. Hervorzuheben sind außerdem Eric Gauthiers Aufführung von „The Gift“ und Cristiana Morganti vom Tanztheater Wuppertal mit „Moving with Pina“. Gersch selbst wird 2019 Goethes „Götz von Berlichingen“ mit Schauspielern einstudieren. Im Kindertheater will der Intendant auch größere Produktionen bieten. So sollen auf der Hauptbühne „Die drei Fragezeichen“ sowie „Jim Knopf“ und „Die unendliche Geschichte“ nach Michael Endes Kinderbuchklassikern zu sehen sein. Nebenbei wies Gersch darauf hin, dass auf der Hinterbühne in Zukunft wieder 200 Zuschauer zugelassen sind. Mehrere Jahre hatten Brandschutzauflagen die Zuschauerzahl stark eingeschränkt. Kultur

Graziös: Das Bayerische Staatsballett mit „Anna Karenina“.
Graziös: Das Bayerische Staatsballett mit »Anna Karenina«.
Bibiana Beglau und Norman Hacker in „Wer hat Angst vor Virginia Woolf“.
Bibiana Beglau und Norman Hacker in »Wer hat Angst vor Virginia Woolf«.
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