Ludwigshafen Ludwigshafen: Fotograf bringt Gegensätze zusammen

Asila Maow und Chris Ludwig posieren für das Foto von Thomas Brenner (Mitte). Das Bild mit dem ungleichen Anwaltsduo Markus Zorn
Asila Maow und Chris Ludwig posieren für das Foto von Thomas Brenner (Mitte). Das Bild mit dem ungleichen Anwaltsduo Markus Zorn und Martin Wegner (unten rechts) wird so bearbeitet wie das Bild aus Kusel (links). Es zeigt einen Imam mit einer Dekanin. Die beiden auf ein Foto zu bekommen, war laut Brenner nicht einfach.

Thomas Brenner fotografiert für Offenheit, Vielfalt und Toleranz. Mit seinem „Dialog in Rheinland-Pfalz“ möchte er Menschen zusammenbringen, die sonst nicht miteinander sprechen oder zumindest sehr verschieden sind. Dringend gesucht: ein katholischer Pfarrer.

Asila Maow und Chris Ludwig sind sehr unterschiedlich – optisch zumindest. „Und wir diskutieren immer über Integration“, sagt Ludwig und lacht. Die beiden Frauen sind am Donnerstagnachmittag ins Fontäne Kulturzentrum in der Innenstadt gekommen, wo sie auf Thomas Brenner treffen. Der Kaiserslauterer ist Fotograf und sucht gegensätzliche Paarungen. Menschen, die sich nicht kennen und eigentlich auch nie ins Gespräch kommen würden. Er möchte sie zusammenbringen. Seine Fotos sieht er als Dokumentation der Begegnung – und als Ansporn für andere, nach dem Motto: „Wenn die miteinander reden, dann können wir das auch.“ Dass das manchmal gar nicht so einfach ist, zeigt die Priester-Sache. Er habe ein schwules Paar, das mitmachen würde und offen zu seiner Homosexualität steht. Brenner möchte die beiden mit einem katholischen Pfarrer zusammen fotografieren. Doch er findet keinen, der zu diesem Motiv bereit ist. „Ich suche seit einem Jahr.“ Zugegeben, so ganz passen Maow und Ludwig nicht in dieses Konzept. Schließlich sind die beiden befreundet und haben ein gemeinsames Ziel: Sie helfen Menschen, die aus Somalia nach Ludwigshafen gekommen sind. So wie Asila Maow in den 90ern, alleine mit sechs Kindern. In dem afrikanischen Land herrscht seit 30 Jahren Bürgerkrieg. Maow hat viel zu erzählen, darunter viel Trauriges.

Die Hebamme und der Bestatter

Miteinander sprechen. Das sollten mehr Menschen – und öfter, wie Brenner sagt. Funktioniert hat das in Kusel bei einer Hebamme und einem Bestatter. Die beiden kamen dort zu seinem Fototermin. Sie mit einer Babypuppe in der Hand, er mit einer Urne. „Nach dem Foto haben die beiden anderthalb Stunden darüber diskutiert, was Leben bedeutet“, sagt Brenner, noch immer beeindruckt und mit einem Lächeln. Eigentlich möchte er mit der Aktion ein politisches Statement abgeben. Der Jude im Gespräch mit dem Palästinenser, der Türke mit dem Kurden. Er möchte gegen bedenkliche Entwicklungen vorgehen, etwa gegen Rassismus und „alles, was unsere Gesellschaft kaputt macht“, sagt der 57-Jährige, während er auf weitere Fotomotive wartet. Doch der „Dialog in Rheinland-Pfalz“ ist offen. Auch humorvolle Kombinationen hat er schon abgelichtet: den Veganer mit dem Metzger. Oder so eine Kombi, wie sie nun gerade zur Tür hereinkommt. Dass sie sonst nicht miteinander reden, kann man von Markus Zorn und Martin Wegner nicht behaupten. Schließlich arbeiten sie zusammen in einer Kanzlei. „Aber wir sind total unterschiedlich“, sagt Wegner. Das haben sie auch fürs Foto inszeniert. Zorn in dunklen Klamotten, leger, mit Lederjacke und Shirt, Wegner als Anzugträger mit Hemd und Krawatte.

Verbreitung über soziale Netzwerk

Die beiden sollen sich vor einen schwarzen Hintergrund stellen. „Ein bisschen enger!“, weist Brenner an – ein Hinweis, den er häufig geben muss. Schließlich kennen sich seine Fotomotive oft gar nicht – sind sich manchmal sogar nicht ganz geheuer. Piep. Blitz. Foto. Und das mehrmals. Die Anwälte probieren verschiedene Positionen aus. „Jetzt übernehmen Sie meine Haltung“, sagt einer. „Ich übernehme doch Ihre Haltung nicht“, sagt der andere und grinst. Ja, mit Haltung hat das Projekt etwas zu tun. Die Haltung, sich auf den anderen einlassen zu können, auch wenn die Unterschiede noch so groß sind. Ludwigshafen ist der offizielle Auftakt des „Dialog in Rheinland-Pfalz“, der ein Jahr dauern soll. Für ein paar erste Fotos war Brenner vorab bereits in Kusel. Im Gegensatz zu seiner Plakat-Kampagne „Flüchtlinge Willkommen“, die als „Willkommen in Ludwigshafen“ auch hier in der Stadt präsent war, sollen die aktuellen Fotos vor allem über soziale Netzwerke verbreitet werden. Aus finanziellen Gründen – Plakatdruck ist teuer – und, weil Brenner gezielt Jüngere erreichen möchte. „Ich habe den festen Vorsatz, Rheinland-Pfalz komplett zu beackern“, sagt er. In zwei Monaten möchte er noch mal in Ludwigshafen vorbeischauen. Noch Fragen? Infos zum Projekt unter www.brenner-photographie.de. Wer bei der nächsten Aktion mitmachen will, kann sich melden, Mail: info@brenner-photographie.com.

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