Ludwigshafen Kräftig dreht sich das Personalkarussell

Es ist noch nicht lange her, nämlich erst ein paar Wochen, dass die Deutsche Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz Anfang Dezember ihren neuen Dirigenten vorgestellt hat. Er heißt Michael Francis, ist 42 Jahre alt und gebürtiger Engländer. Er war Kontrabassist im London Symphony Orchestra und ist derzeit noch Chefdirigent des Florida Orchestra in den USA, wo er auch lebt. Ab September wird Michael Francis den Stab bei der Staatsphilharmonie führen und im Jubiläumsjahr des Orchesters, wenn es seinen 100. Geburtstag feiert, dessen musikalische Leitung übernehmen. Der Nachfolger des langjährigen Generalmusikdirektors Karl-Heinz Steffens und die Orchestermusiker kennen sich bereits gut, und er war wohl ihr Wunschkandidat. Beat Fehlmann, der bereits vor einem Jahr als der neue Intendant und Nachfolger von Michael Kaufmann vorgestellt wurde, ist diesem Ansinnen wohl desto lieber nachgekommen, als es vor dem Wechsel zwischen Leitung und Orchester zu Misshelligkeiten und kakophonischen Stimmungen gekommen war. Neuerungen im Nationaltheater Schon Ende September, mit Beginn der neuen Spielzeit, hat das Schauspiel des Mannheimer Nationaltheaters eine neue Leitung bekommen. Schauspielintendant Burkhard C. Kosminski hat nach zwölf Jahren die Nachfolge von Armin Petras am Stuttgarter Schauspielhaus angetreten, für ihn ist Christian Holtzhauer gekommen. Holtzhauer ist Theaterwissenschaftler, kein Regisseur. Zuvor war er künstlerischer Leiter des Kunstfests Weimar in der Nachfolge Nike Wagners, die den Schwerpunkt auf Musik gelegt hatte. Holtzhauer öffnete es auch anderen Künsten. Zum Einstand am Mannheimer Nationaltheater gab es sehr traditionsbewusst Schillers Drama „Die Räuber“, das hier bekanntlich 1782 seine von Tumulten begleitete Uraufführung erlebte. Die Inszenierung des neuen Hausregisseurs Christian Weise scherte sich aber weniger um Tradition, verlegte die Handlung in den brasilianischen Urwald, evozierte koloniale Erinnerungen und spielte mit dem in jüngster Zeit wieder in aller Munde befindlichen Begriff Heimat. Der neue Intendant kündigte viele Neuerungen an. Sehr ist ihm daran gelegen, das Theater in die Stadt und die Region zu öffnen. Auf die Schillertage, die 2019 wieder vom 20. bis 30. Juni stattfinden werden, freut er sich besonders. Keine „feindliche Übernahme“ Nicht verwickelt war der neue Mannheimer Schauspielintendant in eine Nachricht, die im Mai die Ludwigshafener und hier besonders die Theaterfreunde aufgeschreckt hat. Von einer „feindlichen Übernahme“ des Theaters im Pfalzbaus war die Rede, als ruchbar wurde, dass das Nationaltheater auf den Pfalzbau als Ausweichspielstätte während seiner vierjährigen Sanierungsphase ab 2022 ein Auge geworfen hat. Insbesondere das Mannheimer Opernhaus beabsichtigte wohl, hier Neuproduktionen aufzuführen und den Pfalzbau an bis zu 180 Spieltagen mit Beschlag zu belegen. Ein eigener Ludwigshafener Theaterbetrieb wäre damit weitgehend unmöglich geworden. Mannheims Oberbürgermeister Peter Kurz und die frühere Ludwigshafener Oberbürgermeisterin Eva Lohse sollen angeblich bereits Ende 2017 stillschweigend eine entsprechende Absprache getroffen haben. Bald hatte sich die Aufregung gelegt. Ludwigshafen betonte seine grundsätzliche Hilfsbereitschaft, stellte aber klar, dass der eigene Theaterbetrieb nicht in Mitleidenschaft gezogen werden darf. Theater, Tanz und Film Seine Werkschau während der Festspiele Ludwigshafen hat das Theater im Pfalzbau diesmal dem Münchner Residenztheater gewidmet. Hier waren wieder herausragende Produktionen zu sehen wie Martin Kušejs Inszenierung von Edward Albees „Wer hat Angst vor Virginia Woolf?“, Susanne Kennedys „Selbstmordschwestern“ oder die Rokoko-Komödie „Der Streit“ von Pierre Carlet de Marivaux, von Regisseur Nikolaus Habjan mit Schauspielern und Puppen auf die Bühne gebracht. Im Tanz gehörten zu den Glanzpunkten „The Great Tamer“ von Dimitris Papaioannou und Hofesh Shechters „Grand Finale“, das von der Zeitschrift „tanz“ zum Stück des Jahres 2018 gewählt wurde. Das Festival des deutschen Films im Spätsommer auf der Ludwigshafener Parkinsel war wieder ein Publikumsmagnet und bediente mit vielen Krimis den breiten Publikumsgeschmack. Unkommerzieller ging es im Herbst auf dem 67. Filmfestival Mannheim-Heidelberg zu, wo Filme aus aller Welt zu sehen sind. Der 67-jährige Michael Kötz, der beide Festivals leitet, kündigte an, dass er sich von dem Mannheimer Festival im Jahr 2020 zurückziehen wird. Eine Frau leitet das Bloch-Zentrum Nach über 20 Jahren ist Klaus Kufeld, der Leiter des Ludwigshafener Ernst-Bloch-Zentrums, in den Ruhestand getreten. Am 1. Oktober übernahm Immacolata Amodeo die Leitung des Kultur- und Veranstaltungshauses. Die in Ludwigshafen aufgewachsene Literaturwissenschaftlerin italienischer Herkunft hatte zuvor das Deutsch-Italienische Zentrum für Europäische Exzellenz Villa Vigoni am Comer See geleitet. Von der Opernliebhaberin ist eine stärkere Öffnung des Zentrums zur Musik zu erwarten. Außerdem ist der neuen Leiterin sehr an der Gleichstellung der Frau gelegen. Eine Frau macht große Karriere Karriere macht die Leiterin der Mannheimer Kunsthalle, Ulrike Lorenz. Sie war es, die sich wesentlich für den beachtlichen Neubau des Museums eingesetzt hat. Vor einem Jahr, im Dezember 2017, kam Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier zur feierlichen Eröffnung, im Frühsommer wurde der größte Museums-Neubau in Deutschland der Öffentlichkeit übergeben. Im Oktober dann wurde bekannt, dass die Direktorin Favoritin für den Posten einer Präsidentin der Klassik Stiftung Weimar ist. Sie wird Mannheim im August 2019 verlassen.

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