Ludwigshafen „Jeder hat uns abgeschrieben“

Glaubt an sein Team: Trainer Ben Matschke. Er erwartet eine Trotzreaktion am Samstag gegen Wetzlar.
Glaubt an sein Team: Trainer Ben Matschke. Er erwartet eine Trotzreaktion am Samstag gegen Wetzlar.
Herr Matschke, klare Niederlage im Abstiegsduell bei der SG BBM Bietigheim. War das eine Vorentscheidung im Abstiegskampf?

Eine Vorentscheidung wäre es gewesen, wenn wir so in Gummersbach verloren hätten. So ist der Abstand zu Gummersbach gleich geblieben. Aber die Niederlage ist für uns ein Rückschritt, weil wir uns für dieses Spiel sehr viel vorgenommen hatten, das aber zu keiner Zeit auf die Platte bringen konnten. Die Art und Weise, wie die Niederlage zustande kam, war erschreckend. Woher kam diese Verkrampfung? Jeder hat sich ein Stück weit auf den anderen verlassen. Wir haben die Tugenden, die uns auszeichnen, vermissen lassen. Das ist sehr ärgerlich. Michael Kraus hat das Spiel für Bietigheim entschieden. Auch die Eulen haben einen erfahrenen Spielmacher verpflichtet. David Špiler und „Mimi“ Kraus waren Nationalspieler, haben international gespielt. Warum war der Unterschied zwischen beiden so extrem? David fängt in meinen Augen gut an, knickt dann aber früh im Spiel um. Jetzt müssen wir erst einmal abwarten, was es ist. Die Ärzte werden sich das am Montag anschauen und dann werden wir die Diagnose sehen. Torwart Domenico Ebner hielt überragend bei Bietigheim. Stefan Hanemann und Matej Asanin hatten nur vereinzelt gute Szenen. Warum kommen beide nicht in Tritt? Wir haben leider nicht die Abwehr gestellt, die wir uns vorgenommen haben. Wir haben die Probleme, die wir in allen Mannschaftsteilen hatten, nicht lösen können. Unsere Würfe waren zu schlecht und somit eine leichte Beute für Domenico Ebner. Nun hatten Sie erstmals die Möglichkeit, mit dem vollen Kader zu spielen. Sie mussten sogar Pascal Bührer und Daniel Hideg auf die Tribüne setzen. Warum hat es die Mannschaft trotzdem nicht geschafft mit so einem „Luxuskader“ zu überzeugen? Das wird sicherlich Thema in den nächsten zwei Tagen für mich sein. Der ein oder andere Spieler hat sich zu sehr auf den anderen verlassen, ohne seine Leistung in den Vordergrund zu stellen. Wir wollten heute in Sequenzen denken. Auch das ist uns misslungen. Wir wollten ans Limit und mit frischen Kräften das Tempo hochhalten. Wir hatten uns auf einen Fight eingestellt. Da sind wir nie rangekommen. Dieses Ergebnis muss ich auch als Trainer aufarbeiten. Jetzt kommt nächste Woche Wetzlar. Ist jetzt mehr Seelenmassage angesagt oder Fokus auf Wetzlar? Im ersten Moment muss der Charakter der Mannschaft wieder im Vordergrund stehen. Unsere Tugenden sind für uns Grundlage. Ohne diese brauchen wir nicht über einen Matchplan zu reden. Sie sprechen den Charakter an. Eine Niederlage mit neun Toren beim direkten Konkurrenten gleicht einer Abreibung. Was stimmt Sie zuversichtlich, dass Ihre Mannschaft sich aus dem Tief herausarbeitet? Ich kenne die Mannschaft zu gut. Ich weiß, dass ich eine Reaktion erfahre. Da bin ich mir ziemlich sicher. Wir hatten letzte Saison eine ähnliche Situation mit dem Heimspiel gegen Stuttgart. Das hatten wir auch verloren und jeder hatte uns schon abgeschrieben. Aber die Mannschaft entwickelte eine Trotzreaktion. Das muss wieder unser Ziel sein, vor allem von den erfahrenen Spielern, die ich im Kader habe. Das wird eine spannende Woche für mich. Vergangene Saison haben die Eulen den Klassenverbleib mit 15 Punkten geschafft. Nun hat das Team fünf Zähler. Sprich bei sieben Heimspielen müssen fünf gewonnen werden, also gegen Wetzlar, Göppingen, Lemgo, Stuttgart, Minden, Bergischer HC oder Melsungen. Woher nehmen Sie den Optimismus, dass dies klappt? Wir haben bei allen Heimspielen die Chance, dran zu sein. Aber dann muss alles passen. Wenn das nicht der Fall ist, dann brauchen wir nicht zu rechnen, wie viele Punkte uns noch fehlen. Wir brauchen in allen Teilen eine Leistung, wie sie Bietigheim heute in Teilen gezeigt hatte. Sei es ein herausragender Akteur wie Mimi Kraus mit zehn Toren oder ein überragender Torwart mit 17 Paraden. Diese Glanzlichter werden wir brauchen.

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