Ludwigshafen Intrigenspiel um Macht und Sex

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Der Fall des französischen Politikers Dominique Strauss-Kahn stand Pate für den Tatort „Roomservice“. Der Direktor des Internationalen Währungsfonds (IWF) trat 2011 zurück, nachdem er wegen des Vorwurfs der versuchten Vergewaltigung eines Zimmermädchens in einem New Yorker Hotel festgenommen worden war. Der Franzose räumte ein, Sex mit der Angestellten gehabt zu haben, bestritt aber, dass dabei Gewalt oder Zwang im Spiel war.

Nachdem Zweifel an der Glaubwürdigkeit des Zimmermädchens aufkamen, wurde DSK wieder auf freien Fuß gesetzt. Die Anklage wurde später fallengelassen. Seine Pläne für eine Kandidatur bei den französischen Präsidentschaftswahlen musste DSK jedoch begraben. Angeregt durch diesen realen Fall haben die Tatort-Autoren Stefan Dähnert und Patrick Brunken sowie Regisseur Tim Trageser die Vorkommnisse auf Rheinland-Pfalz übertragen. Im Fernsehkrimi macht sich der ehemalige Ministerpräsident und jetzige EU-Kommissar Joseph Sattler (Peter Sattmann) an ein Zimmermädchen in einem Luxushotel heran. Auch er sagt, der Sex habe einvernehmlich stattgefunden. Um die angebliche Vergewaltigungsgeschichte in die Medien zu transportieren, steht schon ein schmieriger Journalist bereit. Doch es kommt anders: Das Zimmermädchen stürzt im Treppenhaus des Hotels zu Tode. Die Mordkommission ermittelt. Der Machtmensch Sattler, der Frauen als Freiwild für seinen Sexualtrieb sieht, kann das Mädchen nicht hinuntergestürzt haben, denn er gibt zu diesem Zeitpunkt ein TV-Interview. Kommissarin Lena Odenthal (Ulrike Folkerts) und ihr Assistent Mario Kopper (Andreas Hoppe) bewegen sich durch politisch vermintes Gelände. Denn der EU-Kommissar Sattler will eine Frauenquote einführen, ein in der Wirtschaft unpopuläres Gesetz. Lena Odenthal vermutet eine perfide Intrige, die besserwisserische junge Kollegin Johanna Stern (Lisa Bitter) vom Landeskriminalamt lässt sich hingegen instrumentalisieren. Ausgerechnet Lena Odenthal, die Kämpferin für die Schwachen dieser Welt, schlägt sich auf die Seite des geilen Machtmenschen, der wiederum die Frauenquote fördert, obwohl er vor seinen weiblichen Mitmenschen keinerlei Respekt hat. Letztlich hat dessen Frau Valerie (Suzanne von Borsody) das Zimmermädchen aus dem Weg geräumt, um ihn aus der „Sex-Falle“ zu retten. Als ihr Mann sie deshalb einfach fallen lässt, springt Valerie in den Tod. Der gestern gezeigte Fall ist bis zuletzt spannend und gehört zu den besseren Tatort-Krimis aus Ludwigshafen, auch wenn die Handlung einige unglaubwürdige Nebenstränge hat. Ludwigshafen selbst spielt eine untergeordnete Rolle. Ein bisschen Industrieromantik, das war’s mal wieder. Viel gedreht wurde in Baden-Baden und auf der Bühler Höhe im Schwarzwald. Bei den Schauspielern überragen Peter Sattmann und Suzanne von Borsody. Vor allem die Darstellung der karrieristischen Ehefrau des Politikers lässt den Zuschauer frösteln. Das Paar spielt den Rest des Ensembles an die Wand. Ulrike Folkerts gibt die Lena Odenthal wie üblich als impulsive Einzelgängerin. Allerdings scheint sich das Leben der Kommissarin zu ändern, ihr Coach hat mehr als berufliches Interesse an ihr. Die Wohngemeinschaft mit dem Kollegen Kopper löst sich auf. Und die nervige, junge Multimedia-Ermittlerin Johanna Stern scheint eine Planstelle im Team zu bekommen. Das könnte für mehr Farbe sorgen. Die Realität holt übrigens manchmal jede Krimi-Handlung ein: Seit Februar ist Dominique Strauss-Kahn Mitangeklagter in einem Prozess um gesponserte Sex-Partys. Diesmal lautet der Vorwurf Zuhälterei.

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