Ludwigshafen Hommage ans Radio

Der Schauspieler und Komiker Bastian Pastewka hat ein altes „Paul Temple“-Hörspiel ausgegraben und neu aufgenommen. Mit vier weiteren Sprechern ist er derzeit auf Tour durch Deutschland und bringt „Paul Temple und der Fall Gregory“ auch live auf die Bühne. Jetzt machten Bastian Pastewka & Komplizen Station im Mannheimer Capitol.

Vor etwa 50 Jahren waren Fernseh-Mehrteiler nach Vorlagen von Francis Durbridge so erfolgreich, dass sie Anlass boten, von „Straßenfegern“ zu sprechen. Durbridge hatte seinen Durchbruch im Hörfunk mit den „Paul Temple“-Krimis, die 1938 zuerst in England und später auch in Deutschland aufgenommen und gesendet wurden. Neben Bastian Pastewka waren der Komiker Alexis Kara, den man aus der ZDF-„heute-show“ kennt, die Synchronsprecherin Cathlen Gawlich, die Schauspielerin Eva Verena Müller und der Kabarettist Kai Magnus Sting auf der Bühne. Sie bewegten sich inmitten der verschiedensten Gegenstände, die sie bedienten, um Geräusche zu erzeugen. Hörspiel-Requisiten wie Sand- und Blätterkisten, Klingelkästen, Telefone, eine Tür, eine Wanne voller Wasser, Gläser und Geschirr. Im Wechsel waren Pastewka und Komplizen zugleich als Sprecher und Geräuschemacher aktiv. Über den Ton hinaus, boten sie auch etwas fürs Auge. Sie stellten ihre Figuren stimmlich, mimisch und gestisch dar und machten kenntlich, in welcher Rolle sie gerade agierten. Denn Kara, Sting und besonders Cathlen Gawlich waren vielfältig eingesetzt, während Bastian Pastewka und Eva Verena Müller sich ganz auf die Hauptrollen als Paul Temple und dessen Ehefrau Steve konzentrierten. „Mein Name ist Temple, Paul Temple“, stellte Pastewka sich in Bond-Manier vor. „Ich bin Kriminalschriftsteller und Privatdetektiv. Jung, clever, gut aussehend und stets zur Stelle, wenn das Böse die Straßen Londons unsicher macht.“ Ein Freund, Scotland-Yard-Chef Sir Graham Forbes, zieht ihn regelmäßig zurate, wenn die Ermittlungen in besonders vertrackten Fällen, gerne mysteriösen Mordserien, nicht vorankommen. „Es ist die Zeit, als London noch in Mono lebte und sich die Verbrecher mit einer falschen Visitenkarte vorstellten, bevor sie ihre Opfer mit einem Halstuch niederstreckten oder einem vergifteten Dry Martini“, führt Temple ein. Im „Fall Gregory“ werden nacheinander mehrere Leichen gefunden, neben denen zuverlässig ein rätselhafter „Mr. Gregory“ seine Grüße hinterlassen hat. Gleich einem Wohltäter präsentiert er seine Mordopfer „mit den besten Empfehlungen“. Temples Ermittlungen führen unter anderem in den schummrigen Nachtclub „Brazil“, einen Schauplatz, der Pastewka und seinen Komplizen die willkommene Gelegenheit bietet, angegraute Sambas wie „Am Zuckerhut“ und „Maria von Bahia“ zu intonieren. Mithilfe geschickter Befragungen aller Verdächtigen und großen Kombinationsvermögens weiß bis kurz vor Schluss nur Paul Temple, wer sich hinter dem mörderischen „Mr. Gregory“ verbirgt. Der Privatdetektiv lädt am Ende alle Beteiligten zu einer Cocktail-Party, auf der er den Täter überführt. Pastewkas Neuvertonung des bis dato verschollenen BBC-Hörspiels von 1946 war eine recht vergnügliche Hommage an vergangene Radiotage sowie an britisch distinguierte, gesittete „Crime-Fiction“.

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