Ludwigshafen „Hey Schiri“

Maxdorf. Dass Schiedsrichter mehr können, als sich Woche für Woche auf dem Fußballplatz Beleidigungen und Unmutsbekundungen von Spielern und Zuschauern anzuhören, zeigte sich am Donnerstag beim zwölften Martin-Kuss-Turnier beim ASV Maxdorf. Gute Spielzüge, technische Finesse und schöne Tore prägten das Turnier, an dem Schiedsrichtervereinigungen aus acht Kreisen teilnahmen.

Gespielt wurde auf zwei Kleinfeldern auf dem Maxdorfer Kunstrasen. Ausreden für missglückte Pässe und Stockfehler gab es also keine. So konnte der geschulte Beobachter auch recht schnell erkennen, wer Talent hat oder wer vielleicht an der Pfeife doch besser aufgehoben ist. Auch konditionelle Schwächen wurden bei einer Spielzeit von 17 Minuten schonungslos aufgedeckt. Dass dies jedoch eher nebensächlich ist, verriet Veranstalter und Stellvertretender Obmann der Schiedsrichtervereinigung Rhein-Pfalz, Ralf Klomann: „Obwohl die meisten Mannschaften durchaus einen gewissen Ehrgeiz entwickeln, steht dennoch der Spaß im Vordergrund.“ Auf dem Platz war dann auch recht schnell ersichtlich, welche Teams höhere Ziele verfolgten und wer eher der Kategorie „Spaß“ zuzuordnen war. Beispielsweise die „Thekentruppe“ aus dem Kreis Hunsrück/Mosel, die ohne Ersatzspieler angereist war und von vorneherein eine offensiv artikulierte Schadensbegrenzungstaktik verfolgte. Das reichte sogar für einen Punkt, an Platz acht führte aber dennoch kein Weg vorbei. Ganz anders die Mannschaft aus Mainz/Bingen. Die agierte ehrgeizig. Immer wieder wirkte der Betreuer lautstark auf seine Truppe ein. Nach einer souveränen Vorrunde, war im Halbfinale jedoch Schluss – Platz vier. Die zu Beginn eingefangene These von Ralf Klomann, dass Schiedsrichter immer alles besser wissen, wenn sie selbst gegen den Ball treten, konnte sich nicht hundertprozentig nachweisen lassen. Tatsächlich ging es auf den Plätzen erstaunlich ruhig zu. Nur gelegentlich hallte ein verlorenes „Hey Schiri“ über das Maxdorfer Sportgelände. Ob dies nun an einer den Schiedsrichtern von Natur aus gegebenen Fairness oder an der Drohung des Obmanns vor Turnierbeginn lag, sie scharf zu beobachten, bleibt offen. Taktisch klug war es in jedem Fall. Denn für dieses Turnier wurden vier junge Schiedsrichterinnen aus der Region eingesetzt – die Hemmschwelle für Ausraster und Brüllereien dürfte dadurch zumindest weiter gestiegen sein. Eine der Schiedsrichterinnen war die 17 Jahre alte Melissa, Tochter von Obmann Ralf Klomann. „Es ist auf jeden Fall angenehmer, hier zu pfeifen“, sagte sie in einer Pause. „Die Schiedsrichter schreien nicht so viel rum, sie wissen ja, wie es an der Pfeife ist.“ Die spielenden Schiris sahen das selbstverständlich genauso. „Es geht viel ruhiger zu“, sagten beispielsweise Pascal Ditinger und Luca Weis aus dem Kreis Primasens/Zweibrücken. Zudem gebe man gerne zu, wenn ein Ball im Aus war, oder man ihn vorher noch berührt hat. Allgemeines Herumgedruckse herrschte jedoch auf die Frage, ob man sich denn besser in die Spieler hineinversetzen könne, wenn man einmal selbst spielt, um somit den ein oder anderen Ausraster besser zu verstehen. Da hier der Spaß im Vordergrund stehe, sei es nicht mit der Drucksituation in Verbandsspielen zu vergleichen, hieß es einhellig. Im Finale bezwang die veranstaltende Schiedsrichtervereinigung Rhein-Pfalz die Kollegen aus Pirmasens/Zweibrücken mit 4:0 – und das ohne jedes „Hey Schiri“.

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