Ludwigshafen „Halten bewusst Abstand zur Politik“

Herr Altindasoglu, Besiktas, Galatasaray oder Fenerbahce Istanbul?

Mein Herz schlägt für Besiktas. Warum? Weil mich die Besiktas-Fußballer schon immer beeindruckt haben. Außerdem mag ich die Vereinsfarben schwarz-weiß. Spielen Sie selbst Fußball? Nur noch hobbymäßig. Als Jugendlicher war ich Spieler beim SV Waldhof Mannheim. Aber nach etlichen Operationen habe ich aufgehört. Die integrative Kraft des Fußballs – welche Rolle hat die bei Ihnen gespielt? In einer Fußball-Mannschaft gehört es dazu, dass man sich verständigt und respektiert, im Leben ist das nicht anders. Wenn man das so praktiziert, dann haut das auch hin. Fühlen Sie sich als Deutscher mit türkischen Wurzeln oder als Türke mit Wohnort Deutschland? Ich bin Pfälzer. Ich fühle mich hier zu Hause und glaube, das ist maßgebend. Ich habe trotzdem immer versucht, den Kontakt in die Türkei nicht abbrechen zu lassen. Was versprechen Sie sich von den Deutsch-Türkischen Festtagen? Sie sind für die Türkische Gemeinde und mich sehr wichtig, weil sie eine Gelegenheit bieten, eine weitere Brücke zwischen der deutschen und der türkischen Gesellschaft zu bauen. Für uns als zweite und dritte Generation der türkischstämmigen Menschen ist es eine große Aufgabe, sich um dieses Thema zu kümmern. Mit dieser Veranstaltung wollen wir die beiden Kulturen zusammenbringen – und zwar ohne jeglichen politischen Einfluss. Ist das wirklich möglich, wenn am Sonntag zeitgleich Parlamentswahlen in der Türkei stattfinden? Das geht. Aus diesem Grund ist unser Organisationsteam ausgewogen aufgestellt. Ihm gehören gleichermaßen Anhänger und Gegner der Erdogan-Regierung an. Wir wollen bewusst Abstand zur Politik halten, weil das Thema, wie ich finde, in Deutschland nichts zu suchen hat – schon gar nicht bei den Festtagen. Integration ist ein Geben und Nehmen. Was müssen Zuwanderer mitbringen, was dürfen sie erwarten? Sprache ist ein ganz wichtiger Faktor. Deutsch zu erlernen muss das Ziel eines jeden sein, der hier seine Heimat finden will. Ein Stück weit muss man sich auch Gepflogenheiten vor Ort anpassen und versuchen, etwas für die Gesellschaft zu tun. Wie denn? Wir haben uns erstmals dazu entschlossen, Flüchtlinge mit den Festtagen zu unterstützen – weil das in Rheinland-Pfalz, aber auch bundesweit ein großes Thema ist. Das ist kein deutsches, sondern ein gesellschaftliches Problem, das auch uns als Türkische Gemeinde angeht. Wir sind hier zu Hause und müssen uns daher auch um solche Dinge kümmern. Wir haben Flüchtlinge eingeladen. An sie geht der Erlös unserer Verkaufsstands. Was erwarten Sie von der Politik? Dass die Parteien das Thema Integration aufgreifen und es nicht für politische Zwecke missbrauchen. Menschen, die hier wohnen und zum Fest kommen, sollte man zeigen, dass sie willkommen sind. Es geht auch um Gastfreundschaft. Gemeinsam müssen wir dafür sorgen, dass die deutsche und die türkische Gesellschaft noch näher zusammenrücken, unabhängig von den politischen Entwicklungen. Die Söhne Mannheims und der Rapper Eko Fresh waren angekündigt. Warum kommen sie doch nicht? Angefragt waren nicht die Söhne Mannheims, sondern deren Soundsystem. Leider gab es terminliche und organisatorische Hürden – wie bei Eko Fresh, den wir gerne auf der Bühne gehabt hätten. Umstritten ist der geplante Auftritt von Sänger Ismail Türüt am Sonntag. Laut Bundesamt für Verfassungsschutz weisen einige seiner Lieder „antisemitische Denkmuster“ auf und sind „hasserfüllt gegenüber Minderheiten“. Singt er diese Lieder, wäre womöglich der Tatbestand der Volksverhetzung erfüllt. Das Ordnungsamt will Sie nun bitten, Türüt aufzufordern, keines dieser Lieder zu singen. Wie reagieren Sie? Unter diesen Umständen ist ein Auftritt von Ismail Türüt für uns nicht tragbar. Sein Auftritt würde die Integration nicht fördern und möglicherweise provozieren. Das wollen wir vermeiden und keine Angriffsfläche bieten. Wir werden ihn daher ausladen. Was einige seiner Lieder angeht, haben wir inzwischen ähnliche Informationen wie Sie vom Land erhalten. Die konkreten Inhalte waren uns in dieser Form leider nicht bekannt. Bei der Auswahl unserer Künstler haben wir zunächst auf die regionale Verteilung geachtet.

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