Ludwigshafen Gnadenlos gebeutelt

«Ludwigshafen.» Die Vorboten tauchten schon vor Saisonbeginn auf. Stefan Salger verletzte sich in der Endphase der Vorbereitung auf die neue Saison der Handball-Bundesliga an den Bändern. Die Neuverpflichtung des TVB Stuttgart schaffte es gerade so, im Auftaktspiel beim Bergischen HC mitzuspielen. Dort aber verletzte sich dann Azat Valiullin. Der kam zwar schnell wieder zurück, brach sich dann aber drei Wochen später gegen Flensburg das Kahnbein. Als der russische Rückraumspieler Anfang Dezember erstmals gegen Göppingen wieder spielte, atmeten Trainer und Fans auf. Doch eine Woche später, im so wichtigen Duell gegen Gummersbach, brach sich Valiullin nach 20 Minuten den Fuß. Er spielte aber die Partie durch. Was zu Saisonbeginn niemand ahnte, war, dass sich diese Verletzungen wie ein Schweizer Uhrwerk kontinuierlich durch die bisherige Saison der Eulen ziehen würden. Hinzu kam, dass dies in einem Ausmaß geschah, das noch nie da gewesen war. Nicht in der ersten Bundesliga-Saison der Eulen 2010. Nicht in der zweiten Bundesliga-Saison der Eulen 2014. Und nicht in der dritten Bundesliga-Saison der Eulen 2017. Die Brutalität dieser Verletzungsmisere rief sogar Mitleid bei der Konkurrenz hervor. Als sich beispielsweise Eulen-Spielmacher Alexander Feld in der Partie gegen den SC Magdeburg Anfang Oktober ohne Fremdeinwirkung die Achillessehne riss, saß SCM-Trainer Bennet Wiegert mitfühlend in der Pressekonferenz und bot Hilfe an. Die nahmen die Eulen dankend an. Magdeburg war bereit, Juan de la Pena an die Eulen auszuleihen. Der 22 Jahre alte spanische Spielmacher kommt bei den Ostdeutschen aktuell an Marko Bezjak und Christian O’ Sullivan nicht vorbei. Der SCM und der Berater des Spaniers stimmten der Ausleihe zu – nur de la Pena sagte im letzten Moment ab. Das war ein Rückschlag für Ludwigshafen. Denn de la Pena hätte für die erhoffte Entlastung sorgen und der Mannschaft mit seiner Qualität weiterhelfen können. So aber brach eine Alternative weg. Und: Das Verletzungspech hielt an. Zum Spiel in Melsungen Anfang November reisten die Eulen mit drei Ersatzspielern an. Diese wiederkehrenden personellen Nackenschläge schränkten den Handlungsspielraum von Trainer Ben Matschke drastisch ein. An einen geregelten Trainingsablauf, Konkurrenzkampf, das Einstudieren neuer Abläufe war nicht zu denken. Es folgte Niederlage auf Niederlage – mit dem Ergebnis, dass die Eulen nach 19 Spieltagen mit 4:34 Punkten Tabellenletzter sind. Zumindest die sportliche Situation ist nicht neu für die Eulen. Vergangene Saison blieb das Team 17 Spiele in Folge ohne Sieg. Dennoch schafften die Eulen am Ende den Ligaverbleib – mit sechs Saisonsiegen, fünf davon zu Hause. Deshalb mahnt Matschke seit Wochen zur Ruhe und Zuversicht. Immer wieder verwies er darauf, einen langen Atem zu haben, da die Schlussphase der Saison den Eulen in die Hände spielen könnte. Der Sportliche Leiter der Eulen, Philipp Grimm, ist vom neuerlichen Ligaverbleib überzeugt. „Ich sehe jedes Spiel eine Mannschaft, die 100 Prozent zusammenhält und 100 Prozent kämpft. Wenn wir im neuen Jahr wieder mit voller Kapelle antreten können, dann werden wir den Rückstand aufholen“, sagt Grimm. Die Chance ist noch da. Vier Punkte beträgt der Abstand auf den VfL Gummersbach. Der Traditionsverein steht auf dem ersten Nicht-Abstiegsplatz. Am 7. Februar spielen die Eulen das erste Spiel 2019 gleich einmal in Gummersbach. Bis dahin hofft Matschke, dass einige verletzte Spieler wieder fit sein werden. Sie und die Neuverpflichtung David Špiler würden die lang ersehnte Qualität bringen. Špiler wurde vor dem Erlangen-Spiel am 20. Dezember geholt. Der 134-fache slowenische Nationalspieler deutete seine Klasse an. Ihm fehlt noch die Physis. Übrigens: Špiler sollte schon gegen Gummersbach auflaufen. Doch der 35-Jährige hatte sich im letzten Spiel für seinen Ex-Klub verletzt. Das Verletzungspech der Eulen reicht schon bis Slowenien.

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