Ludwigshafen Geburtshilfe im Klinikum: Thema sorgt weiter für Diskussionen

Mit 1000 Betten und 3500 Beschäftigten ist das Klinikum in der Bremserstraße das zweitgrößte Krankenhaus in Rheinland-Pfalz.
Mit 1000 Betten und 3500 Beschäftigten ist das Klinikum in der Bremserstraße das zweitgrößte Krankenhaus in Rheinland-Pfalz.

Die in der Vorwoche auf Drängen von Klinikumchef Hans-Friedrich Günther bis Herbst verschobene Entscheidung zur Zukunft der Geburtshilfe im kommunalen Krankenhaus sorgt weiter für Wirbel. Zum Kurswandel Günthers äußert sich die Stadtratsfraktion „Bürger für Ludwigshafen“ ebenso wie zu einer Unterschriftenaktion der Frauenärzte. „Den plötzlichen Kurswechsel des Klinikumchefs nehmen wir mit gemischten Gefühlen zur Kenntnis“, sagt Fraktionssprecher Hans-Joachim Spieß. „Einerseits freuen wir uns für die Mitarbeiter, dass die Geburtshilfe zumindest bis Ende des Jahres erhalten bleibt. Andererseits geht die Zitterpartie für die Mitarbeiter nun weiter.“ Der Zeitpunkt des Kurswechsels überrasche die Fraktion allerdings. „Die Frage, ob das Klinikum als Maximalversorger weiterhin finanziell gefördert wird, wenn keine Geburtshilfe vorgehalten wird, war in der Vergangenheit auch nicht geklärt. Auch muss die Frage erlaubt sein, warum die Frankenthaler Stadtklinik einen neuen Kreißsaal baut, obwohl dort weniger Geburten verzeichnet werden als im Ludwigshafener Klinikum. Das Argument der fehlenden Wirtschaftlichkeit im Klinikum stellen wir daher in Frage“, so Spieß.

Protest von 50 Frauenärzten

Unterdessen schlagen die betroffenen Ärzte laut Fraktionsgeschäftsführer Timo Weber in Ludwigshafen und der Region Alarm. Über 50 Frauenärzte haben sich nach seinen Angaben zusammengeschlossen und einen Offenen Brief an Oberbürgermeisterin Jutta Steinruck (SPD) als Aufsichtsratsvorsitzende und an alle Aufsichtsratsmitglieder des Klinikums geschickt. Darin heißt es, dass sich eine Schließung der geburtshilflichen Abteilung „massiv auf die Versorgung der schwangeren Patientinnen auswirken“ würde. Schon jetzt gebe es „Engpässe bei der Terminvergabe sowie der ambulanten und stationären Behandlung“, zitiert Weber das Schreiben. Ein weiteres Problem sehen die Frauenärzte in der Tatsache, dass das St. Marienkrankenhaus als christliche Institution keine „Abbrüche bei Fehlbildungen nicht lebensfähiger Feten“ durchführe. „Wir appellieren an die OB und an alle Aufsichtsratsmitglieder, sich mit den zahlreichen Argumenten der Frauenärzte bei der Entscheidung über die Schließung der Geburtshilfestation intensiv auseinanderzusetzen“, so Weber.

Die Vorgeschichte

Eigentlich sollte der Aufsichtsrat des Klinikums am 30. März entscheiden, ob die Geburtshilfestation des Maximalversorgers geschlossen und möglicherweise noch in diesem Jahr mit der Station des St. Marien in der Gartenstadt fusioniert wird. Die Verantwortlichen des St. Marien hatten sich bereits dafür ausgesprochen. Doch nun wird das Votum auf Drängen Günthers wohl mindestens bis zum Herbst vertagt. Darüber hat der Geschäftsführer am Donnerstag nicht nur die komplette Belegschaft seines Hauses, sondern auch die OB informiert. Hintergrund für das von ihm forcierte Aussetzen des Beschlusses ist laut Günther, dass derzeit sehr intensive Beratungen auf Bund-Länder-Ebene zur Strukturreform der Krankenhäuser laufen. Momentan ließen sich keine Vorhersagen darüber treffen, welche Folgen dies für Maximalversorger wie das Klinikum habe.

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