Ludwigshafen Fall Torun: Trio wegen Doppelmordes angeklagt

In diesem Gebüsch am Kratzschen Weiher wurde die Leiche des Kroaten gefunden.
In diesem Gebüsch am Kratzschen Weiher wurde die Leiche des Kroaten gefunden.

Die Staatsanwaltschaft Frankenthal hat gegen drei Beschuldigte Anklage wegen Mordes erhoben. Den beiden Männern und einer Frau wird die Ermordung des deutsch-türkischen Bauunternehmers Ismail Torun aus Ludwigshafen sowie eines Geschäftsmanns aus der Rhein-Neckar-Region vorgeworfen.

Das Trio soll Ende November 2016 einen 64-jährigen Automatenaufsteller aus Brühl sowie Anfang Januar 2017 den 49-jährigen Bauunternehmer Ismail Torun aus Ludwigshafen zunächst entführt haben, um jeweils an eine große Bargeldsumme zu gelangen, und die Opfer anschließend erdrosselt haben. Die Leiche des Brühlers, der aus Kroatien stammt, war von Passanten im November in einem Gebüsch am Kratzschen Weiher im Naherholungsgebiet zwischen Oggersheim und Friesenheim gefunden worden. Der Körper des Ludwigshafener Unternehmers Torun war im Januar am Rande von Feldern bei Bad Dürkheim entdeckt worden. Kurz darauf wurden die Tatverdächtigen verhaftet und sitzen seitdem in Untersuchungshaft (wir berichteten). Bei den Beschuldigten handelt es sich um zwei zuletzt in Ludwigshafen wohnende türkische Männer im Alter von 38 und 49 Jahren sowie eine 43-jährige deutsche Frau türkischer Abstammung, die zuletzt in Stuttgart wohnte. Eine Beteiligung an der Entführung wird von den Beschuldigten laut Staatsanwaltschaft zumindest teilweise eingeräumt; hinsichtlich der Tötungen belasten sich die Angeschuldigten im Wesentlichen gegenseitig. Nach Angaben der Staatsanwaltschaft wird derzeit in einem gesonderten Ermittlungsverfahren geprüft, ob und inwieweit die Angeschuldigten auch für die Planung und Durchführung ähnlicher Taten verantwortlich sein könnten. Laut Staatsanwalt sollen mindestens sechs weitere Unternehmer ins Visier des Trios geraten sein, unter anderem der Sohn des Brühlers. Mehrere Geschäftsleute mit ausländischen Wurzeln sollen kontaktiert und ihnen lukrative Geschäfte in Aussicht gestellt worden sein. Sie befürchteten, dass es das Trio ebenfalls auf sie abgesehen haben könnte und sie in eine tödliche Falle gelockt werden sollten. Die beiden Morde hatten bei den Geschäftsleuten mit Migrationshintergrund in der Rhein-Neckar-Region für große Unruhe gesorgt. Türkische Medien griffen den Mordfall Torun auf, bezeichneten Ludwigshafen als „Stadt der Angst“ und streuten Gerüchte über organisierte Kriminalität, die es auf Mittelständler mit Migrationshintergrund in der Region abgesehen habe. Die Staatsanwaltschaft hatte dafür keine Hinweise und rief zur Besonnenheit auf. Einen Termin für den Mordprozess gibt es noch nicht. Südwest

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