Ludwigshafen Für Mama

Dennis Kühlwein hat 17 Marathons in einem Jahr absolviert. Es ging ihm dabei nicht um irgendwelche Einträge in Rekordbücher.
Dennis Kühlwein hat 17 Marathons in einem Jahr absolviert. Es ging ihm dabei nicht um irgendwelche Einträge in Rekordbücher.

«Ludwigshafen.» Wenn die Weihnachtstage und Weihnachtsfeierlichkeiten Mitte dieser Woche vorbei sein werden, dann, spätestens dann, wird jeder auf das Jahr 2018 zurückblicken. Jeder wird dann für sich selbst schauen, was ihm beziehungsweise ihr in diesem Jahr gelungen ist (Stichwort: umgesetzte Vorsätze). Und jeder wird schauen, was er beziehungsweise sie 2019 besser machen will (Stichwort: gute Vorsätze). Wenn Dennis Kühlwein auf 2018 zurückblickt, dann blickt der 38-Jährige auf ein Jahr zurück, in dem er nicht nur für sich etwas getan hat. Kühlwein hat vor allem etwas für andere getan. Er hat innerhalb eines Jahres in jedem deutschen Bundesland einen Marathon absolviert – inklusive dem „17. Bundesland“ Mallorca. Damit hat sich Kühlwein einen sportlichen Traum erfüllt. Außerdem hat er seine Startgelder bei seiner „Bundesländer Marathonjagd“ an die „Aktion für krebskranke Kinder“ in Heidelberg gespendet. Die Startgelder wurden nämlich fast immer von den Veranstaltern übernommen. Weil sich auch viele Freunde, Nachbarn oder Vereinskollegen der Sandbox Warriors – zu dem Verein fand Kühlwein über seinen Schwager – mit Spenden beteiligt haben, sind bislang etwa 5000 Euro zusammengekommen. Die genaue Zahl kennt Kühlwein noch nicht. Schließlich ist das Jahr noch nicht ganz vorbei. Und die Weihnachtszeit ist der Zeitraum, in dem die Deutschen besonders gerne Geld spenden. Man kann also durchaus sagen, dass Dennis Kühlwein ein Held des Jahres 2018 ist. Zumindest ein kleiner. In einer Gesellschaft, in der es mehr und mehr verpönt zu sein scheint, sich für andere einzusetzen, etwas Gemeinnütziges oder Gutes für andere zu tun, sondern jeder lieber auf sich und seinen eigenen Vorteil bedacht ist, ist es bemerkenswert, was Kühlwein geleistet hat. Der Stahl- und Betonbauer nahm die körperlichen Strapazen auf sich, innerhalb von rund neun Monaten fast alle zwei Wochen einen Marathon zu laufen (inklusive Reisen) – auch, um anderen damit zu helfen. Kühlwein selbst würde sich nie als jemand Besonderes darstellen, nie aus der Masse herausheben. Dazu ist der Familienvater zu bescheiden, zu uneigennützig, zu selbstlos. Natürlich ist er stolz darauf, „eine riesen Sache“ geschafft zu haben, „die Leute mitgerissen zu haben“. Nicht jeder hatte ihm im Vorfeld zugetraut, 16 (beziehungsweise 17) Marathons innerhalb dieser kurzen Zeitspanne zu absolvieren. Aber im Mittelpunkt der „Bundesländer Marathonjagd“ stand ja nicht er, es ging ihm nicht um irgendwelche Einträge in irgendwelche Rekordbücher. Im Mittelpunkt der „Bundesländer Marathonjagd“ stand das Spendensammeln. Natürlich ist Dennis Kühlwein jetzt nicht der barmherzigste, selbstloseste Samariter, den die Welt je gesehen hat. Natürlich hat er das alles auch ein bisschen für sich gemacht. Beziehungsweise für seine Mama. Für seine tote Mama. Die Mutter von Dennis Kühlwein starb im Mai 2014 an Krebs – nach einer zweijährigen Leidenszeit. Um mit der Erkrankung besser klar zu kommen, um abzuschalten, vermutlich auch, um ein Ventil zu haben, die Wut über die Krankheit raus zu lassen, begann Kühlwein damals mit dem Laufen. „Das war keine leichte Zeit für mich. Das Laufen hat mir sehr geholfen“, sagt Kühlwein. Man merkt Kühlwein an, wie sehr ihn der Verlust seiner Mutter noch immer schmerzt und beschäftigt. Es ist ein ziemlich beklemmender Moment im Gespräch. Der Tod seiner Mutter ist auch das Thema des Gesprächs. Mal eher unterschwellig – mehrmals aber direkt. Beispielsweise dann, wenn er davon spricht, dass er beim Laufen sehr oft an seine Mutter denkt. Oder wenn er davon spricht, dass er vor allem bei kleineren Marathons mit wenigen Teilnehmern viel Zeit zum Nachdenken hatte. Und letztlich dann, wenn er davon spricht, dass ihm die „Bundesländer Marathonjagd“ geholfen hat, den Tod besser zu verarbeiten. Laufen hat sich dann recht schnell zu Kühlweins Leidenschaft entwickelt. „Ich kann mir ein Leben ohne Laufen nicht mehr vorstellen“, sagt er heute. Laufen ist aber auch irgendwie seine Verbindung zu seiner toten Mutter. Kühlwein: „Ohne sie hätte ich das Projekt nicht gemacht.“ Für die Zukunft ist Kühlwein ähnlichen Lauf-Projekten nicht abgeneigt. Für 2019 hat er mit seiner Frau Sylvia aber ein anderes Vorhaben umgesetzt. Sie organisieren an ihrem Wohnort Hockenheim das Race-4-Charity am 31. März, einen Staffellauf für den guten Zweck. Der Gewinn geht an die Athletes-for-Charity-Stiftung, die sich für kranke und benachteiligte Kinder einsetzt, und einen Kindergarten. Es sieht so aus, als könne Dennis Kühlwein auch Ende 2019 wieder zufrieden auf sein Jahr zurückschauen. Spenden an die Aktion „Aktion für krebskranke Kinder“ in Heidelberg, Volksbank Neckartal, IBAN: DE63 6729 1700 0000 0003 45, Betreff: Bundesländer Marathonjagd .

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