Ludwigshafen Entführt in Nigeria

Das Afrika-Festival im Theater im Pfalzbau hat eine Begegnung mit Helon Kabila und seinem dritten Roman „Öl auf Wasser“ gebracht. Es ist der erste Roman des nigerianischen Autors, der in deutscher Übersetzung vorliegt. Die Lesung war hochinteressant, weil vom mehrheitlich afrikanischen Publikum – Festivalteilnehmern aus Uganda und Simbabwe – die relevanten Fragen gestellt wurden, die eine westliche Leserschaft meist übersieht.

Das Buch sei in Deutschland als Krimi vermarktet worden und habe auch einen Krimi-Preis bekommen, sagte Manfred Loimeier, Literaturprofessor an der Mannheimer Universität, der moderierte, übersetzte und alternierend mit den vom Autor in Englisch vorgetragenen Passagen aus der deutschen Übersetzung las. Im Niger-Delta wird nach Öl gebohrt. Das bringt Umweltschützer auf den Plan, aber auch Rebellen. Die Frau des britischen Chef-Ingenieurs wird entführt. Ein Journalisten-Duo aus dem jungen enthusiastischen Rufus und dem älteren verbitterten Zaq kommt auf die Spur dunkler Machenschaften. Es ist ein charakteristisch westlicher Plot, in dem das Afrikanische eine mehr atmosphärische Rolle zu spielen scheint. Helon Kabila berichtete, wie es zu dem Roman kam. Er erhielt einen Auftrag für ein Drehbuch, in dem es „um Öl, Kidnapping und solche Sachen“ gehen sollte. Damit kenne er sich nicht aus, habe er zuerst gesagt, sich dann aber ans Recherchieren gemacht. Es werden in der Regel mehrere Aufträge parallel vergeben, sein Drehbuch wurde verworfen. Man wollte den Fokus stärker auf den weißen Protagonisten. Kabila machte aus dem Stoff einen Roman. Der erschien 2011 in den USA, wurde für drei Preise nominiert und hat Kabila auch in Deutschland bekannt gemacht. In Nigeria begann Kabila als Journalist. Der Protagonist in seinem ersten Roman „Waiting for an Angel“ ist auch schon ein Journalist. „Denn ich weiß, was Journalisten tun“, sagt Kabila. „In den 1990er Jahren während der Diktatur in Nigeria waren sie wie Detektive und haben sich für Meinungsfreiheit eingesetzt.“ Daneben schrieb Kabila Gedichte und Erzählungen: „Schreiben war ein Symbol der Hoffnung.“ Sein erster Roman brachte ihm ein Stipendium in England ein, um einen zweiten Roman zu schreiben. „Da konnte ich nicht Nein sagen“, meint er. Danach kam die Einladung nach Amerika. Mit Ehefrau und drei Kindern lebt er derzeit in Virginia. Er lehrt dort kreatives Schreiben, handwerklich mit Figuren, Dialogen und Szenen, wie er selbst auch arbeitet. Er nennt es einen „fragmentierten Stil, der von Szenen ausgeht. Ich beginne irgendwo in der Mitte.“ Auch ein Roman bedürfe der Recherche, aber als Ganzes sei er Fiktion. Frage aus dem afrikanischen Publikum: Und was ist darin Lüge? Kabila ist sich bewusst, dass er für eine Leserschaft schreibt, in der viele gern „auf das Leiden anderer sehen, während sie selbst ihren Wohlstand genießen. Ich versuche zu zeigen, wer diese anderen sind.“ Und was hat Afrika davon? Kabila ist Mitbegründer einer Organisation, die afrikanische Autoren fördert. In Nigeria hätte er das nicht erreichen können. Später will er in seine Heimat zurückkehren.

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