Ludwigshafen Eine Lobby für Wohnungslose

Der Vereinsvorsitzende Rainer Fabian (links) und Peter Wilke in der Holzwerkstatt „Kleiner Martin“. Dort können Bewohner des För
Der Vereinsvorsitzende Rainer Fabian (links) und Peter Wilke in der Holzwerkstatt »Kleiner Martin«. Dort können Bewohner des Förderzentrums St. Martin sich handwerklich betätigen.

«Mitte.» Seit etwa elf Jahren gibt es den Verein „Freunde und Förderer Haus St. Martin“. Mit den Mitgliedsbeiträgen unterstützt er das Caritas-Förderzentrum St. Martin, in dem Obdachlose spontan und unbürokratisch übernachten können.

Das Haus St. Martin, die Zufluchtsstätte für hiesige Wohnungslose, ist umgeben von dem Chemiegiganten, der den Norden Ludwigshafens beherrscht, von Betonwerken, einer Bahnlinie und dem Gelände der Ludwigshafener Stadtentwässerung. An der Rheinuferstraße, abseits der viel befahrenen Verkehrswege, liegt das vierstöckige, von der Caritas betriebene Gebäude. Kaum ein Ludwigshafener könnte auf Anhieb sagen, wo genau es angesiedelt ist. Im Hof blühen in Kästen bunte Frühlingsblumen, und das Café Kniffel lädt mit Fernseher, Brett- sowie Kartenspielen und alkoholfreiem Barbetrieb zum Verweilen ein. Dort befinden sich auch eine Fahrradwerkstatt und der „Kleine Martin“, eine mit Maschinen und Werkzeug ausgestattete Holzwerkstatt. „Hier werden unter der Anleitung von Torsten Rössler Vogelhäuschen und andere Produkte hergestellt“, erklärt Mitarbeiter Fatmir Munisevic. Was das interessierte Auge alles wahrnimmt, geht weit über das Basisangebot hinaus, das Stadt und Land für die Wohnungslosenhilfe bieten. Ehrenamtliches Engagement und beharrliche Werbung für den guten Zweck machen das in Ludwigshafen möglich. Genau dafür stehen die „Freunde und Förderer Haus St. Martin“ seit etwa elf Jahren. Damals hatte Stefan Syren, der Leiter der Einrichtung, engagierte Menschen zur Gründung eines Fördervereines zusammengebracht. „Glücklicherweise hat es schon Kontakte zu Leuten wie Peter Wilke und Rainer Fabian gegeben“, erinnert sich Syren. Leute, die immer wieder Sach- und Geldspenden gebracht haben. Ohne deren Initiative wäre es nicht möglich gewesen, einen Förderverein zu etablieren. Neben der handfesten Hilfe, die der Verein leiste, wolle er dem in der Öffentlichkeit vorherrschenden, negativen Bild von Obdachlosen entgegenwirken. „Wohnungslose haben keine Lobby“, unterstreicht er. Aktuell steht eine Mitgliederversammlung des Vereines an. Der Vorsitzende Rainer Fabian kann auf so ereignis- wie erfolgreiche Jahre zurückblicken. Die Liste der geleisteten Hilfe ist lang. Dazu gehören eine Markise im Hof, der Einbau von Dunstabzugshauben in den Bewohnerküchen, die Anschaffung von Matratzen, der Umbau der Badezimmer und Renovierungen. Darüber hinaus finanziert der Verein das jährliche Grillfest, die Erneuerung des Cafés Kniffel und auch den Kauf von Geschenken für die Weihnachtsfeier. „Die Verpflegung durchreisender Übernachter wird ebenfalls durch uns gesichert“, erläutert Fabian die Arbeit des Vereins. Was ihm besonders am Herzen liegt, ist die Unterstützung des Projekts für wohnungslose Frauen. Es umfasst fünf Plätze in speziell angemieteten Wohnungen. Auch hier haben sich die Förderer bereits mit viel Geld eingebracht. Die Mitgliederversammlung macht sich auch für die Fortführung des Angebots über das Projektende hinaus stark. Die „Freunde und Förderer Haus St. Martin“ beweisen in ihrem unermüdlichen Engagement für die Belange der Wohnsitzlosen einen sehr langen Atem. In elf Jahren haben sie ihre Mitgliederzahl von 15 auf 123 gesteigert und werden noch immer von dem fast gleichen Vorstand wie zur Gründung repräsentiert. Neben dem Vorsitzenden Rainer Fabian und seinem Stellvertreter Peter Wilke gehören ihm als Kassierer Ulrich Alter und als Schriftführerin Ursula Köpfer an. Und Stefan Syren, der im kommenden Jahr in den Ruhestand geht, wird dann als Beisitzer im Förderverein weiterhin mit im Boot sein.

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