Ludwigshafen Der Hexer

Fast jeden zweiten Ball hielt der 25 Jahre alte Matej Asanin, Torwart bei den Eulen Ludwigshafen, am Samstag gegen den TBV Lemgo
Fast jeden zweiten Ball hielt der 25 Jahre alte Matej Asanin, Torwart bei den Eulen Ludwigshafen, am Samstag gegen den TBV Lemgo. In dieser Szene pariert Asanin einen Siebenmeter von Nationalspieler Tim Hornke.

Handball: Matej Asanin wird von manchem Fan schon als Flop abgeschrieben. Trainer Ben Matschke aber glaubt an ihn. Am Samstag beweist der Torhüter des Bundesligisten Eulen Ludwigshafen, warum er von einem Champions League Verein im Februar kam und zu einem im Sommer wechselt. Beim 20:19-Sieg gegen Lemgo hält Asanin Weltklasse.

19:19 zwischen Bundesliga-Schlusslicht Eulen Ludwigshafen und TBV Lemgo. 36 Sekunden vor Schluss taucht Tom Suton frei vor Matej Asanin auf. Der Eulen-Torwart hält. Es ist die 15. Parade des Hexers an diesem Abend im ausverkauften Tollhaus Eberthalle. Der Gegenzug. Die letzte Chance. Noch zwei Sekunden: Ein kurzes Anspiel auf David Špiler, ein Schlagwurf, hammerhart, zischt ins Netz, der famos parierende Piotr Wyszomirski ist machtlos, Lemgo ist geschlagen – 20:19. Die Eulen leben noch, die Eulen hoffen wieder, erstklassig bleiben zu können. „So eine geile Stimmung“, schwärmt Matej Asanin. Er kam am 2. Februar als Leihgabe von Sporting Lissabon nach Ludwigshafen, um das Torhüterproblem zu lösen. Und schien selbst ein Problem zu werden. „Meine ersten fünf Spiele waren nicht gut. Heute war von Anfang an alles anders – großartig“, schwärmt der 2,03 Meter große Kroate, der im Sommer zu RK Zagreb wechselt. Mit dem Klub wird er Champions League spielen – am Samstag zeigte der 25-Jährige erstmals im Dress der Eulen warum. „Weltklasse“, rief Hallensprecher Thomas Repp angesichts von einer Quote von 50 Prozent gehaltener Bälle euphorisiert ins Mikrofon. „Ja, ich gehe im Sommer nach Hause. Aber ich will vorher helfen, dass wir in der Bundesliga bleiben. Dieses Team ist wunderbar, hoch motiviert“, sagt Asanin, der des Trainers Vertrauen bestätigte. Endlich ... „Matej hat Champions League gespielt. Ich war in Magdeburg nicht zufrieden mit ihm, habe mit ihm gesprochen, er hat das sehr professionell angenommen“, unterstreicht Ben Matschke, der Asanin am Samstag so erlebte, wie sich das alle bei seiner Verpflichtung erhofft haben. „Klar, ich war vorher nicht gut. Der Trainer hat mit mir gesprochen, jeden Tag. Er hat gesagt – gut gearbeitet. Und immer wieder: arbeiten, arbeiten, arbeiten.“ So entstehen Arbeitssiege. „Super! Ich freue mich riesig – so als hätte ich gespielt. Wir Torhüter haben schwierige Tage bei den Eulen, wenn dann einer was zu fassen kriegt, freuen wir uns alle mit“, sagt Stefan Hanemann. Der 23-Jährige bestach beim 23:23 im Hinspiel, kam angesichts der Asanin-Gala am Samstag nur bei zwei Siebenmetern zum Zug. „Was Matej heute geboten hat, das war Weltklasse“, lobt David Špiler. „Zu einer starken Torhüterleistung gehört aber immer auch eine starke Abwehr“, verdeutlicht der Slowene. Er kam im Dezember 2018, sollte nach dem Ausfall der Spielmacher Alexander Feld, Jan Remmlinger und Pascal Bührer die Mannschaft führen. Der Plan ging zunächst nicht auf – Špiler hatte Trainingsrückstand. Muskuläre Probleme und ein Außenbandriss bremsten den 36 Jahre alten slowenischen 134-fachen Nationalspieler immer wieder aus. Am Samstag kam er nach 44 Minuten beim Stand von 13:12 aufs Parkett, warf eine Minute später das 15:13, in der 57. Minute das 19:18 – und zwei Sekunden vor Schluss das Siegtor: 20:19. „Ich musste das machen“, erklärt der großartig aufspielende Špiler. „Wichtiger als mein neuer Vertrag ist der Sieg“, sagte Frederic Stüber (24), der bis 2020 bei den Eulen bleibt. Der Kreisläufer überragte in Abwehr und Angriff, warf fünf Tore. „Wenn ich sehe, wie viel Spielanteile ich zu Saisonbeginn hatte und wie viel ich jetzt habe, dann ist das eine Entwicklung, auf die ich gehofft habe und die mich auch stolz macht“, sagte er.

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