Ludwigshafen Das Königskind und der Kolibri

In einer kleinen Gasse im Herzen Maudachs wohnt die Frau, die in die Geschichte des Jamaikanischen Fechtverbands eingehen wird: Katharina Acosusa Fatuma Bansah. Mit ihrem Entwurf des offiziellen Fechtanzugs für die Nationalmannschaft hat sie sich gegen starke internationale Konkurrenz aus Jamaika, den USA, Thailand, Deutschland und Mexiko durchgesetzt.

„Von meinem Erfolg habe ich über Facebook erfahren, erst später hatte ich dann die offizielle Bestätigung“, erinnert sich die 33-jährige Designerin an jenen Donnerstag Anfang des Jahres, als sie gerade den Speicher aufräumte und zufällig am Computer von ihrem Sieg las. Ein halbes Jahr hatte sie darauf hingearbeitet, doch Entwürfe sind bekanntlich Geschmackssache. Katharina Bansah gelang der ganz große Coup. Der erste Entwurf sei noch recht bunt ausgefallen. Dann habe sie erfahren, dass laut Reglement 70 Prozent des Fechtanzuges weiß bleiben mussten, erzählt sie. Die Ludwigshafenerin hatte von Anfang an genaue Vorstellungen, wie das Kleidungsstück aussehen sollte. Ein Kolibri, der bekanntlich in Jamaika zu Hause ist, und die Landesfarben durften nicht fehlen. Zunächst zeichnete sie den Vogel per Hand, anschließend übertrug sie ihn auf den PC. Die Farbstreifen sollten so aufgebracht werden, dass sie in Bewegung wie Schwingen aussehen. Das Design von Katharina Bansah fand Gefallen beim Jamaikanischen Fechtverband und dessen Präsidenten James Adolphus McBean. „Es war eine wahnsinnige Ehre für mich. Ich bekam unzählige Glückwünsche und sehr viele Folgeaufträge“, kann die 33-Jährige bis heute ihr Glück kaum fassen. Den Stein ins Rollen hatte Mitte 2013 Mark Newman gebracht. Der Ludwigshafener Orthopäde und Fechter kann sich berechtigte Hoffnungen auf einen Start bei den Olympischen Spielen 2016 in Rio de Janeiro machen. „Ich hatte mit Mark schon einmal zusammengearbeitet, und er sprach mich an, ob ich nicht Lust hätte, einen Entwurf einzureichen“, sagt Bansah, Tochter des in Ludwigshafen beheimateten Céphas Bansah, König von Hohoe Gbi Traditional Ghana. Im Gegensatz zu ihrem Vater, der das Rampenlicht und die Präsenz in den Medien liebt, sind Katharina und ihr Bruder eher zurückhaltend, was öffentliches Auftreten angeht. „Es geht ja um meinen Vater und nicht um uns“, sagt sie. Ihren Weg hat Katharina Bansah jedenfalls nicht des Namens wegen gemacht. Während des Interviews mit der RHEINPFALZ genießt sie einen Becher Kaffee im heimischen, urwüchsigen Garten, der sie durch seine Weitläufigkeit immer wieder zu neuen Ideen inspiriert. Die Zeit ist knapp geworden. Katharina Bansah, die Frau mit dem ansteckenden Lachen und dem ungezähmten Lockenschopf, ist als selbstständige Print- und Webdesignerin inzwischen gut ausgelastet. Bis vor zwei Jahren lebte sie noch in der trubeligen Mannheimer Neckarstadt. Inzwischen ist sie in Maudach zu Hause, wohnt bei ihrer Mutter und liebt die Stille, die sich auch auf ihr Wirken übertragen hat. „Meine Entwürfe sind insgesamt ruhiger geworden. Nur manchmal, da brauche ich noch meine Neckarstadt-Dosis“, erklärt sie. Nach einem Intermezzo in einer Agentur wagte Katharina Bansah 2008 den Weg in die Selbstständigkeit – just in einer Phase, in der wirtschaftlich viele Kollegen nicht auf Rosen gebettet waren. Bereut hat sie ihren Schritt nie. Inzwischen verfügt die 33-Jährige über einen festen Kundenstamm. So zählen die Mehlmanufaktur im südpfälzischen Westheim ebenso zu ihren Auftraggebern wie Tonstudios oder Unternehmen aus der Biobranche. Katharina Bansah ist in allererster Linie Designerin. Sie sieht sich aber auch als Künstlerin. „Ich komme aus der Kunst, Grafik dagegen kann manchmal ganz schön starr sein. Beides miteinander zu verbinden, das schätzen meine Kunden“, betont sie. Selbst in ihrer Freizeit kann sie vom Malen und Zeichnen nicht lassen. Wenn sie Muse hat, gestaltet sie Fliesen. Doch momentan bleibt dafür einfach wenig Zeit.

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