Ludwigshafen Das Grün des Waldes

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Hermann Reimer ist ein traditioneller Landschaftsmaler. Unspektakuläre Motive komponiert er farbstark aus ungewöhnlicher Perspektive und verdichtet sie zu ansprechender Atmosphäre. Die Galerie Lauth in Ludwigshafen stellt den Künstler in einer Ausstellung vor.

Hermann Reimer malt in Öl direkt vor dem Motiv, was im Impressionismus eine avantgardistische Errungenschaft war. Heute wird Plein-air-Malerei in die Retro-Kategorie abgeschoben, die allerdings auch schon wieder als aktuell gilt. Zur Legitimation muss ihr dann aber ein Schuss Konzeptionelles dienen. Dieser fehlt bei Reimer; er malt, wie man seit über einem Jahrhundert, mal mehr, mal weniger deutlich ausgeprägt malt. Damit gehört er weniger zu denen, die in Museen und Kunstvereinen ausgestellt werden, aber in Galerien und auf Kunstmessen gern gesehen sind. In Reimers Bildern gibt es nichts zu entschlüsseln oder umzudefinieren, sondern schlicht etwas zu schauen. Die Art, wie er das konsequent angeht und durchspielt, hat in aller scheinbaren Zufälligkeit, etwas Systematisches. Die Galerie Lauth hat diesen Maler schon länger im Programm. Seine Bilder behaupteten sich in Gruppenausstellungen und hinterließen einen nachhaltigen Eindruck. 1959 in Münster geboren, schloss Hermann Reimer zunächst ein Physikstudium ab und studierte dann Malerei an der Hochschule der Künste in Berlin, wo er auch heute lebt. Er war Meisterschüler von Klaus Fußmann. Seine Liebe zur Natur und sein Interesse an Vegetation müssen übermächtig gewesen sein, da er als Diplom-Physiker so gar keine Neigung zur Geometrie erkennen lässt. Statt ein Bild zu bauen, lässt er es vergleichsweise spröde in stimmungsvoller Anschaulichkeit und emotionaler Anmutung treiben. Beides ist zurückgenommen, sichert dem Bild beim Betrachter aber eine Anteilnahme, die ihm innere Wahrhaftigkeit gibt. Keine Effekte, kein expressives Ausschlagen, keine gestische Kraftmeierei, sondern schlicht nachzeichnen, was das Auge wahrnimmt. Der Blick ist zumeist auf den Boden gerichtet: auf hingebreitete Felder, Baumstämme, Waldwege, Wasserflächen, einen Winkel im Park oder Garten. Die dominante Farbe ist ein sattes Grün. Himmel ist die Ausnahme, und wenn er ins Bild kommt, nimmt seine Gestaltung mit ungelenk plackigen Wolkenflecken nicht eben ein. Aber Reimers Wälder erfreuen das Herz: mit braun-grün-geflecktem Waldboden, gerade aufragenden Stämmen und pastos hingetupftem Buchengrün an den unteren Ästen. Die Baumkronen sind abgeschnitten, statt ihrer die Stämme in Szene gesetzt. Deren Farbauftrag ist glatt und wenig pastos, im Gegensatz zu dem manchmal geradezu modellierten Blattgrün. Dieser differenzierte Farbauftrag kommt am eindrücklichsten in einem monumentalen Gemälde zur Wirkung. Unter den sonst kleineren Bildern ist es so neu, dass es noch intensiv nach Terpentin riecht. Termin Galerie Lauth in Ludwigshafen, Mundenheimer Straße 252, bis 4. Juni, Mo bis Fr 9-13 und 14.30-18.30 Uhr, Sa 10-13 Uhr.

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