Ludwigshafen „Dachte, es wäre voll langweilig“

Der Wirtschaftspädagoge Jens Ademmer erklärt den Schülern das Pneumatik-Modell.
Der Wirtschaftspädagoge Jens Ademmer erklärt den Schülern das Pneumatik-Modell.

«Mutterstadt.» Fräsen, schrauben, tüfteln – dies und vieles mehr konnten die Schüler der achten bis elften Klassen der Integrierten Gesamtschule (IGS) Mutterstadt vergangene Woche einmal selbst ausprobieren. Auf dem Schulhof hat der Infotruck der Metall- und Elektro-Industrie Station gemacht und bot den Jugendlichen einen Einblick in etliche Berufe – vom Anlagenmechaniker bis zum Zerspanungsmechaniker.

„Was ist denn für euch im Beruf wichtig?“, fragt Jens Ademmer in die Runde. „Geld“, ertönt es da prompt aus den Reihen der Schüler. Und der Experte gibt den Achtklässlern recht: „Ja klar, Geld verdienen ist wichtig!“ Aber auch die Dinge, die dann genannt werden – Spaß und vor allem Interesse an der Arbeit – sollten bei der Suche nach einem Ausbildungs- oder Studienplatz berücksichtigt werden. Wie vielfältig die Auswahl an Berufen in der Metall- und Elektroindustrie ist, zeigten Ademmer und sein Kollege Falk Schug den Schülern auf den zwei Ebenen des rund 18 Meter langen Infotrucks. Insgesamt zehn dieser modern ausgestatteten mobilen Lehrstätten rollen im Auftrag des Arbeitgeberverbands Gesamtmetall durch Deutschland. Betrieben werden sie vom Institut der deutschen Wirtschaft in Köln. Schulen können einen Truck kostenlos buchen und in ihre Angebote zur Berufsorientierung einbinden. Da die IGS bei der Berufsorientierung einen besonderen Schwerpunkt auf die MINT-Berufe (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik) legt, möchte sie den Truck künftig jährlich anfordern. „Es muss nicht jedem liegen“, erklärt Lehrerin Helge Hagen-Eckhard. Es gehe vielmehr darum, überhaupt erst einmal zu sehen, was für Berufe es gibt und Verschiedenes ausprobieren zu können. Und auch Jens Ademmer betonte vor den Schülern der 8a, dass es vollkommen in Ordnung sei, wenn jemand im Truck feststelle, dass er auf diesen Bereich so gar keine Lust habe. „Es können ja nicht alle das Gleiche machen wollen.“ Dennoch dauerte es nur ein paar Sekunden, bis die Schüler sich nach der Einführung auf die verschiedenen Stationen verteilt hatten. Einfach ausprobieren, lautete die Devise. Dank Tablet-Computern an jeder Station waren diese quasi selbsterklärend. Was allerdings nicht bedeutete, dass automatisch alles sofort klappen musste: So gab es bei einigen Jungs erst einmal Gelächter, als die Dosen am Pneumatik-Modell vom Fließband purzelten, nachdem der Arm der Maschine ihnen per Handsteuerung den Deckel aufgesetzt hatte. Aber immerhin: Der Deckel saß dort, wo er hinsollte. Vollkommen begeistert vom Truck waren einige Schülerinnen. Und das überraschte sie selbst am meisten. „Wir fräsen gerade ,8c’, also unsere Klasse, ins Metall“, sagt die 14-jährige Hannah, die mit ihren Mitschülerinnen zuvor die Maschine selbst programmiert hatte. Auf die Frage nach ihrem Berufswunsch erklärte sie: „Sowas in der Art.“ Doch dieser Wunsch sei ganz neu. „Der Tag heute hat mich auf die Idee gebracht.“ Und ihre Klassenkameradin Ilayda wäre am liebsten noch die Pause hindurch geblieben. In der Abschlussrunde gab sie dann zu: „Ich habe vorher gedacht, das wäre voll langweilig.“ Für Florian (14) hat der Tag zumindest einen Plan B gebracht. „Plan A ist IT“, sagt der Achtklässler, der vorhat, nach der zehnten Klasse von der Schule abzugehen. Doch vor allem das Pneumatik-Modell hat sein Interesse geweckt. Und so kann er sich vorstellen, beruflich auch etwas in dieser Richtung zu machen. „Wenn wir pro Gruppe zwei dabei haben, die es vorher nicht auf dem Plan hatten, dann ist es super“, sagt Jens Ademmer. „Wir wollen nicht nur darauf hinzuweisen, dass es interessante Berufe sind“, erklärt der Wirtschaftspädagoge, „sondern auch Berufe mit Zukunft, die noch dazu gut bezahlt werden.“ So stehen neben dem Ausprobieren verschiedener Arbeitsschritte auch die Information über die Ausbildung, freie Ausbildungsplätze in der Region und Verdienstmöglichkeiten im Mittelpunkt. In der Regel beschäftigten die Schüler sich sehr interessiert mit den Angeboten im Fahrzeug, weiß der Berater. Und Ademmer stellt fest: „Vor allem sind es Mädchen, die beim Reinkommen skeptisch sind, aber die den Info-Truck am Ende umso begeisterter verlassen.“

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