Ludwigshafen Alltag in Multikulti-Land

Als wäre es nicht schlimm genug, aus Bielefeld zu stammen, kommt auch noch ein „Migrationsvordergrund“ dazu. Abdelkarim stellt sich als „der Marokkaner ihres Vertrauens“ vor. Im Fernsehen präsentiert er die „Stand-up Migranten“, im Mannheimer Capitol trat er mit seinem Soloprogramm auf.

Ist es auch schon ein Klischee, wenn man von einem Komiker mit ausländischer Familienvorgeschichte Multikulti-Themen erwartet? Vermutlich schon – zugleich hat ein Komiker, der erkennbar nicht wie ein Bio-Deutscher aussieht, da auch die höchste Glaubwürdigkeit. Abdelkarim sagt in Interviews, dass die Alltagsgeschichten, in denen er selbst die Hauptrolle spielt, meist auch so oder ähnlich passiert sind. „Wenn irgendwo Polizeikontrollen sind, bin ich fällig“, erzählt er auf der Bühne. Und fügt hinzu, dass solche Kontrollen natürlich stichprobenartig und verdachtsunabhängig sind. Wenn im Zugabteil noch ein Schwarzer sitzt, wird allerdings dieser zuerst kontrolliert. „Es gibt da offenbar so eine Farbskala“, hat er festgestellt. Von den Kontrolleuren wird er auch nicht nach der Fahrkarte, sondern gleich nach den 40 Euro fürs Schwarzfahren gefragt. Abdelkarim belässt es nicht bei Witzen über die Gesellschaft, in der er lebt und aufgewachsen ist, er macht sich auch über die arabische und muslimische Tradition von Eltern und Vorfahren lustig. Wobei das stets ein sanfter Witz ist, wie es überhaupt im Programm niemals verletzend oder zynisch wird. Sein Vater, ein gläubiger Moslem, hatte ihn mal gefragt, was er in dieser Bielefelder Jugendgruppe so mache. „Morgen spielen wir ,Reise nach Jerusalem’“ sagte er. „Super, ich fahr dich hin“, soll sein Vater gesagt haben, der nicht ahnte, dass es bei dem Kinderspiel nur um das Besetzen von Stühlen geht. Dass beim Schach ausgerechnet die Dame die mächtigste Figur ist, kann sein Vater nicht so einfach hinnehmen. Seine angeblichen Versuche, der Figur ein Kopftuch aufzusetzen, sind natürlich eine witzige Vorstellung. „Und man kann die Dame schlagen“, erklärt der Sohn. „Ahaaaa!“ soll sein Vater gesagt haben und dazu macht Abdelkarim ein zum Schreien komisches Jubelgesicht. Sein Salafistenblick ist auch nicht schlecht. Mit schwarzem Vollbart und rasierter Glatze kann der Bielefelder gut als Hassprediger herüberkommen. Abdelkarim Zemhoute wurde 1981 in Bielefeld geboren. Er hat die marokkanische Staatsbürgerschaft und eine unbefristete Aufenthaltserlaubnis für Deutschland. Nach dem Abitur begann er in Bochum ein Jura-Studium. Seine ersten Kabarettauftritte hatte er ab 2007. Im Capitol brachte der Komiker auch Gags jenseits der Migrationsthemen. Aber das war weniger spannend, Pointen, die auch jeder Bio-Deutsche erzählen könnte, wirken bei ihm verschenkt.

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