Ludwigshafen Allein unter Männern

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Sportlerin im Blick: Anne Panther hatte als Jugendliche eigentlich nicht das Ziel, es als Basketball-Schiedsrichterin bis in die höchsten Ligen und zu den größten Turnieren zu schaffen. Nun pfeift die 34-Jährige, die am Klinikum Ludwigshafen arbeitet, im August bei den Olympischen Spielen in Rio de Janeiro.

Ludwigshafen

. Als Anne Panther 15 Jahre alt war, besuchte sie mit ihrem damaligen Verein aus Schwerin ein Basketball-Länderspiel in Berlin. Ihre Mannschaftskolleginnen waren nach der Partie ganz wild auf Autogramme der deutschen Nationalspieler. Also reihte sich auch Panther in die Schlange ein. Basketball war damals ein Sport, den sie gerne betrieb. Basketball war damals aber kein Sport, der sie über das Spielen hinaus groß interessierte. Begegnungen im Fernsehen beispielsweise schaute sie eigentlich nie. „Mal ein Länderspiel zu pfeifen, konnte ich mir damals überhaupt nicht vorstellen“, sagt die heute 33-Jährige. Das war für sie vor rund 20 Jahren undenkbar. Seitdem hat es allerdings viele „Wows“ im sportlichen Leben von Panther gegeben. „Wow“ ist das Lieblingswort der 33-Jährigen, wenn es darum geht, ihre Karriere als Schiedsrichterin zu beschreiben. Oder besser gesagt: die großen Entwicklungsschritte, die sie in den vergangenen zehn Jahren gemacht hat. Bis zu ihrem 24. Lebensjahr pfiff Panther fast ein Jahrzehnt lang in der Oberliga. Dann nutzte sie, just zu dem Zeitpunkt, als sie sich überlegte, ob es sinnvoll sei, weiterzumachen, ein Sichtungsturnier als entscheidende Weichenstellung. Im Tempo eines ICE raste sie von nun an von unten nach oben durch die Ligen. Zweite Regionalliga, Pro B („Wow“), Pro A („Wow, wow“), Bundesliga („Wow-Effekt“). Stopps gab es zwischendurch nur wenige. „Das war wie in einem kleinen Rausch“, erzählt Panther, die seit 2012 in Dossenheim lebt und am Klinikum Ludwigshafen in der Stabsstelle für Grundsatzfragen arbeitet. Es dauerte seine Zeit, um zu realisieren, was da passierte. „Erst wenn man das erste Mal ausgebremst wird, realisiert man das alles“, sagt Panther. Das Ausbremsen war allerdings keine Vollbremsung. Nur eine längere Verweildauer von drei Jahren in der Pro A. Ein normaler Vorgang, wenn man zuvor mit der Ersten Regionalliga eine Spielklasse übersprungen hat. Panther nutzte die Zeit, um zu überlegen, wo sie hinwolle. Das Ergebnis: „So weit es geht. Man sollte seine Chancen nutzen.“ Nun, man kann sagen, sie hat ihre Chancen genutzt. Am 5. April 2009 pfiff sie mit der Partie Köln gegen Nördlingen erstmals in der Bundesliga BBL. In den beiden darauffolgenden Spielzeiten waren es schon sechs beziehungsweise elf Einsätze. Seit der Saison 2011/12 pfeift Panther, die selbst in der Zweiten Liga spielte und nun noch für den USC Heidelberg II in der Regionalliga aktiv ist, rund 15 BBL-Spiele pro Saison. 2012 hat sie die Lizenz des internationalen Basketball-Verbandes Fiba gemacht, darf seitdem auch international pfeifen. Die internationalen Einsätze haben Panther nochmals reifen lassen. Nicht nur, was ihre Leistungen auf dem Parkett betrifft. Auch menschlich. Sie hat viele Schiedsrichterkollegen – und damit Menschen – aus anderen Ländern und Kulturen kennengelernt, gemerkt, wie gut es ihr geht. „Man lernt, das eigene Leben noch mehr zu schätzen“, sagt Panther, die zufällig zum Basketball fand – auf dem Weg zu einer Freundin sprachen sie zwei Mädels an, fragten, ob sie nicht Lust hätte, mit ihnen zu spielen. Nun folgt mit den Olympischen Spielen in Rio de Janeiro der bisherige Höhepunkt ihrer Karriere. „Die Nominierung war eine Überraschung“, sagt Panther. Sie hat sich diese in gewisser Weise aber auch verdient. Wie viele andere junge Schiedsrichter allerdings auch, ist sie jahrelang teilweise 1100 Kilometer an einem Tag gefahren, um eine Partie in der Pro B oder Pro A zu leiten. Sie lebt für ihren Sport, für die Schiedsrichterei, ist oftmals das ganze Wochenende dafür unterwegs. Sie sagt, sie mache das gerne, ihr mache das nicht aus: „Viele würden sagen, ich bin verrückt. Ich würde sagen, ich liebe diesen Sport. Und da fällt es einem sicherlich leichter, auf andere Dinge zu verzichten.“ Panther führt ihren Aufstieg auf ihre Leistungen zurück. Nicht darauf, dass sie so eine Art Quoten-Frau ist. „Dass ich es als Frau soweit geschafft habe, ist eigentlich nur für die Medien ein Thema“, sagt Panther, der die „Bild-Zeitung“ vor rund eineinhalb Jahren eine größere Geschichte gewidmet hat. Panther, bislang einzige Schiedsrichterin in der BBL, spricht nicht gerne über dieses Männer-Frauen-Thema. „Manchmal hat man es schwerer, manchmal leichter“, sagt Panther. Man merkt, sie will nicht ihre Rolle als Frau unter Männern, sondern schlichtweg ihre Rolle als Schiedsrichterin erfüllen.

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