Ludwigshafen 29 Autoren, ein Buch

Ein besonderes Buch ist gestern in besonderem Rahmen, dem Ernst-Bloch-Zentrum, vorgestellt worden: ein Roman, der vor 223 Jahren in Ludwigshafen spielt. Autoren sind die Schüler der Klasse 7c des Carl-Bosch-Gymnasiums (CBG).

Denis aus der 7c, der „Mann“ am Mischpult, bedient ein Dutzend Mikrofone. Er macht seine Sache gut. Kein Mikro fällt aus, die Lautstärke stimmt, jeder Festredner ist einwandfrei zu verstehen. Denis gehört dem Team an, das den Roman hergestellt hat und ihn heute präsentiert. Der Roman „Ein Hauch von Indigo“ ist der erste von Schülern verfasste Roman in Rheinland-Pfalz, „der seinen Weg in die Regale des deutschen Buchhandels“ nimmt, wie es in der Presseankündigung heißt. Seit gestern ist das Team-Werk – Untertitel „Ludwigshafen 1892. Liebe überwindet Schranken“ – im Handel. Den Weg dahin hat die Geschichte von Alexander, einem jungen Mann aus armen Verhältnissen, und Annabelle, der Tochter eines hochrangigen Managers „der Fabrik“, in der Alexander arbeitet, im Spätherbst 2014 genommen. Damals hatte Deutschlehrerin Gabriela Weber-Schipke den Mut, den 29 potenziellen Autoren ein Buch abzutrotzen. Weber-Schipke gelang es auch, die Zwölfjährigen für das Projekt zu begeistern. Geduldig entwickelte sie mit den Schülern einen Handlungsstrang, fertigte mit ihnen bunte Karteikarten an: eine Übersicht über Zeit, Ort, Personen und Handlung. Besucht wurden Archive, ausgewertet wurde Fachliteratur, befragt wurden Experten – und irgendwann war die Idee vorzeigbar. Eingeladen wurde die Presse. Wir berichteten am 12. November über das Vorhaben. In dem Artikel waren auch die Schriftstellerin Carola Kupfer und Wolfgang Schröck-Schmidt erwähnt worden, der Verleger des Buchs. Die Profis brachten, wie seinerzeit berichtet, jene Erfahrung mit, die den Jung-Autoren gefehlt hatte: vor allem im Marketing, in der Buchgestaltung und -bewerbung. Die öffentliche Aktion war schließlich so erfolgreich, dass ein BASF-Manager sich mit dem Gymnasium in Verbindung setzte und als Privatperson eine Summe zur Verfügung stellte, die freimachte von allen finanziellen Sorgen. Der Sponsor, der – angeblich auf eigenen Wunsch – nicht genannt werden wollte und derzeit in Südamerika weilt, war einst Schüler im „Bosch“. Fast alle anderen waren gestern jedoch anwesend: vom Leitenden Ministerialrat Michael Emrich aus Mainz über den alten und neuen CBG-Direktor, Walter Martin und Ulf Boeckmann, bis hin zu Elternsprechern – alle dankten sich gegenseitig und dem Hausherrn Klaus Kufeld, weil er das Haus zur Verfügung gestellt hatte – schließlich spiele die Handlung in der Zeit, als Bloch in Ludwigshafen die Schule besucht habe. Zu Beginn der ungewöhnlichen Pressekonferenz, bei der auch Schüler eines Deutsch-Leistungskurses der 12. Jahrgangsstufe anwesend waren, stand die Uraufführung von „Indigoblau“. Der Song, über den Kufeld („als Rock-Fan“) schmunzelnd sagte, es sei zu überlegen, ob man ihn nicht zum Eurovision Song Contest anmelde, stammt von der Schülerin Mary-Anne Bröllochs und von Manuel Renner, dessen Band das Lied zum Buch live präsentierte. Die CD, hieß es, liege dem Buch bei. Bemerkenswert: Bei der Veranstaltung waren als Pressesprecherinnen die Siebtklässlerinnen Nemark, Vanessa, Lara und Silvina im Einsatz – ausschließlich Mädchen. Etwa 30 Prozent des Teams, sagten sie, dürften sich als angehende Schriftsteller fühlen, denn Schreiben sei schwer. Auf eine Publikumsfrage, wie viele Jungen beim Schreiben mitgemacht hätten, antwortete Silvina klug, aber ausweichend. Die Jungs hätten ausreichend Fantasie, doch „die Mädchen sind im Schreiben besser“. Auch seien die Jungs in der Technik im Einsatz. Lesezeichen „Ein Hauch von Indigo“, 160 Seiten, 11,95 Euro, im Buchhandel; Edition Schröck-Schmidt, ISBN 978-3-945131-06-0.

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