Ludwigshafen Ängste und Optimismus

Für gut 70 Zuhörer war das Gallusheim in der Luitpoldstraße anlässlich des Bürgerforums bestuhlt. Aber die vorbereiteten Plätze reichten bei Weitem nicht aus für die vielen Friesenheimer, die sich über die Pläne der Stadtspitze zur Unterbringung von Flüchtlingen und Asylbewerbern in ihrer Nachbarschaft informieren wollten. Und denen teilweise Sorgen und Ängste auf den Nägeln brannten. Während sich andere im Laufe des Abends für ein herzliches Willkommen der neuen Luitpoldstraßenbewohner aussprachen. Also wurden noch zusätzliche Stühle herangerückt, als OB Lohse auf dem Podium – eingerahmt von Ortsvorsteher Günther Henkel und Bürgermeister Wolfgang van Vliet (beide SDP) – das Projekt Luitpoldstraße 90 schon längst vorstellte. Einmal mehr machte Lohse auf die Nöte der Verwaltung aufmerksam, für die 700 Flüchtlinge, die in diesem Jahr in Ludwigshafen erwartet werden, genügend Unterkünfte bereitzustellen. „Das ist eine gigantische Aufgabe.“ Dabei erleben die Verwaltungsmitarbeiter nach Lohses Einschätzung eine große Hilfsbereitschaft vieler Bürger, und darauf hoffe sie auch in Friesenheim. Ein kleiner Arbeitskreis Asyl habe sich hier bereits gegründet. Ortsvorsteher Henkel unterstützte die Verwaltungschefin: Er stehe den Friesenheimern immer als Ansprechpartner bei Problemen und Fragen zur Verfügung. Ein Stadtteil mit knapp 19.000 Einwohnern sollte 55 Flüchtlinge, die Krieg und Traumatisierung erlebt hätten, gut unterbringen können, forderte er besonnen, aber bestimmt. „Das kriegen wir hin.“ Auch Bürgermeister van Vliet setzt darauf, dass die Mehrheit der Ludwigshafener anständig und verständnisvoll mit den Ankömmlingen aus vielen Krisengebieten der Welt umgeht. Derzeit seien bereits 579 Flüchtlinge in Ludwigshafen untergebracht. Die Höchstprognose für 2015 liege mittlerweile bei 1000 Menschen für die Chemiestadt, erläuterte van Vliet. Einige Anwohner aus der direkten Nachbarschaft der Luitpoldstraße 90 beklagten, dass es in dem Umfeld schon lange Probleme mit rücksichtslosem Verhalten gebe, auf die Polizei und Ordnungsbehörde nicht reagierten. Sie fühlen sich alleingelassen und befürchten, dass dies auch bei Schwierigkeiten mit den Flüchtlingsfamilien nicht anders sein werde. Die Bürger machen sich Sorgen wegen eines möglichen Wertverlusts ihrer Häuser und wünschen sich Ansprechpartner im Flüchtlingshaus. Andere Redner plädierten dafür, dass die Friesenheimer sich verdeutlichen sollten, wie komfortabel das Leben in Ludwigshafen im Vergleich zu dem in Krisengebieten sei. „Wir sollten geben und nicht nur nehmen“, sagte eine jüngere Frau. Eine Erzieherin schloss sich an: „Ich möchte hier eine Willkommenskultur pflegen.“ Eine ältere Frau ergänzte, man dürfe doch nicht nur Probleme sehen. Sie lebe in einer Straße mit vielen Nationen friedlich zusammen. Der einzige, der ständig für Unfrieden sorge, sei ein alteingesessener Friesenheimer. Einige Fragen der Bürger konnte das Trio auf dem Podium beantworten, andere wie die Verteilung der erwarteten Kinder auf Schulen und Kitas blieben zunächst offen. Zur Aufenthaltsdauer der Flüchtlinge sagte Lohse: „Wir gehen davon aus, dass die Menschen lange bleiben werden.“ Die OB informierte, dass Asylbewerber neuerdings sofort arbeiten dürften, wenn sie in der Stadt eintreffen. Ortsvorsteher Henkel liegen bereits Anfragen von Firmen nach Fachkräften unter den Flüchtlingen vor.

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