Ludwigshafen Surrealer Touch

Verwunschene Harmonien: Wanja Slavin.
Verwunschene Harmonien: Wanja Slavin.

Der Saxophonist Wanja Slavin ist ein vielgefragter Musiker in der zeitgenössischen Jazzszene, in zahlreichen Ensembles ist er derzeit anzutreffen. Mit seinem eigenen Projekt Lotus Eaters war der in Berlin lebende Altsaxophonist nun bei der IG Jazz in der Mannheimer Klapsmühl’ am Rathaus zu Gast.

Im Trio Slavin-Eldh-Lillinger war er in der Region ebenso schon zu hören wie mit Amok Amor, der Superband mit Peter Evans und Christian Lillinger, die sich inzwischen aufgelöst hat. Kürzlich gastierte er in Mannheim mit Other Animal. Für Lyrisches und Melancholisches hat Slavin in all diesen Ensembles ebenso ein Faible wie für freies Spiel. Beides findet sich nun auch in seinem eigenen Projekt Lotus Eaters. Die zweite CD mit dem Titel „Salvation“ hat das Quartett gerade herausgebracht, etliche Gastmusiker sind darauf zu finden. Sehr melodisch sind die Themen von Slavins Eigenkompositionen, die allerdings durch schräge Harmonie eine ganz besondere Note erhalten. Das ergibt einen fast schon surrealen Touch, der noch durch spezielle Sounds verstärkt wird. Die elektronisch modifizierten Klänge, die gelegentlich hinzukommen, sind ein weiteres Moment im Kosmos dieser Musik. Slavin spielt neben dem Altsaxophon auch das Synthiphon, das rein synthetisch funktioniert und mit seinem bassreichen Klang an eine Posaune erinnert. Die erregenden asymmetrischen Beats, die James Maddren aus seinem Drumset klöppelte, und der satte Groove des Bassisten Max Mucha bildeten eine funky klingende Grundlage, über die der Saxophonist mit soghaftem Drive seine energiereichen Tonlinien legte. Rainer Böhm ist der Mann an den Klaviertasten, daneben spielt er auch einen analogen Synthesizer, dem er schön schwurbelige und spaceige Klänge abgewinnt. Die surrealen Sounds und elegischen Melodien des Quartetts wären geeignet, um Gemälde von Dali musikalisch zu umschreiben. Traumhaft, fast verwunschen klangen manche der Harmonien, als solle damit der Zwischenbereich zwischen Bewusstsein und Unterbewusstem angesteuert werden. Träumerische, fast schwebende Klänge und glockenhaft repetierte Töne wurden unterlegt von sehr dynamisch pulsierenden Rhythmen der Begleiter. Kompositionen wie „Hippie Song“ sind weitläufig angelegt. Über surreal repetierten Klavierakkorden und sattem Groove der Begleitung ließ Slavin hier seine Soli druckvoll ausschweifen. Eine starke Technik ermöglicht diesem Musiker scheinbar schwerelos dahinfliegende Phrasen und gleißende, labyrinthisch verschlungene Linien. In seinen Improvisationen findet sich aber auch ein romantischer Gestus. Wobei die Tonkaskaden immer wieder zu lustvoller Ekstase aufgeschäumt werden.

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