Ludwigshafen Mit Pflanzen jonglieren

Katri Salmenoja und Olli Vuorinen zeigen das Programm „Hede“.
Katri Salmenoja und Olli Vuorinen zeigen das Programm »Hede«.

Poesie und Jonglage, die Komplexität zwischenmenschlicher Beziehungen und die Welt der Pflanzen – all das vereint das Programm „Hede“, das Katri Salmenoja und Olli Vuorinen am Samstag und Sonntag, 24. und 25. November, beim Festival „Kultur aus Finnland“ im Eintanzhaus in Mannheim aufführen.

„Hede“ ist eins von drei Programmen des finnischen Zirkus-Unternehmens Nuua. Nuua, 2012 von dem finnischen Zirkusartisten Olli Vuorinen und dem brasilianischen Künstler Luis Sartori do Vale gegründet, bringt zeitgenössischen Zirkus auf die Bühne. Elemente aus Akrobatik, Theater, Tanz, Musik und Performance verschmelzen in dieser neuen Kunstform, die Anfang der 1970er-Jahre in Frankreich entstanden ist. Im Gegensatz zu Deutschland ist der zeitgenössische Zirkus in Finnland seit 2006 als förderungswürdige Kunstform staatlich anerkannt. Finanziert vom Bundesministerium für Bildung und Kultur, bündelt seither das Circusinfo-Büro in Helsinki Informationen über den zeitgenössischen Zirkus in Finnland, organisiert Workshops, knüpft Netzwerke über die Landesgrenzen hinaus, erstellt Statistiken und einen Pressespiegel, agiert als Interessenvertreter und Lobbyarbeiter für die Zirkuskunst. Rund 300 Zirkus-Profis gibt derzeit in Finnland, ausschließlich davon leben können aber nicht viele, berichtet Circusinfo-Geschäftsführerin Lotta Vaulo. Viele der Profis unterrichten und finden angesichts von 45 Zirkusschulen und rund 10.000 Zirkusamateuren auch ein weites Tätigkeitsfeld. Um die professionelle Ausbildung ist es derzeit eher schlecht bestellt. An der Kunstakademie Turku liegt der Schwerpunkt auf der Pädagogik, an der Salpaus-Hochschule in Lahti auf der Artistik. Es gibt zwar Pläne, einen Studiengang für Zirkuskünste an der Universität der Künste Helsinki zu starten. Aber wer sich künstlerisch ausbilden lassen will, der muss ins Ausland – nach Schweden, Belgien oder nach Frankreich, wo es auch Olli Vuorinen hinzog. Seine Ausbildung an der französischen Zirkusschule Academie Fratellini in Saint-Denis schloss er 2011 ab und hat sich seither zu einem der profiliertesten finnischen Zirkuskünstler entwickelt. Die Krise des traditionellen Zirkus’ in den 60er-Jahren war die Keimzelle für die Entstehen dieser neuen interdisziplinären Kunstform, die der Fantasie keine Grenzen setzt. Dadurch, dass sich der zeitgenössische Zirkus zunächst einmal durch seine Abgrenzung zum traditionellem Zirkus definiert, entsteht eine Offenheit für neue Formen und gegenüber verschiedensten Einflüssen, die nebeneinander existieren. So ist es auch in der Aufführung von „Hede“, das sich noch im Entwicklungsstadium befindet und erst im Frühjahr 2019 seine Premiere feiern wird. „Ich schaue mich immer wieder nach alltäglichen Gegenständen um, die ich in meine Programme einbauen kann und die mich dazu inspirieren, sie tänzerisch oder in der Jonglage einzusetzen“, erzählt Olli Vuorinen, der bei „Hede“ Blumentöpfe, Pflanzen und andere Objekte durch die Luft wirbeln wird. In Katri Salmenoja hat er eine kongeniale Partnerin gefunden, denn die Künstlerin hat sich nach Abschluss ihres Studiums zur Pop- und Jazzsängerin gegenüber anderen Kunstformen und Musikstilen offen gezeigt. Neben dem Elektronik-Duo Mite Item und dem experimentellen Kollektiv Sound Illustrators widmet sie sich auch der Lyrik, die sie in das Nuua-Projekt einbringt. „Wir kommen beide aus verschiedenen Richtungen, und wenn diese einander begegnen, entsteht etwas Neues. Mich interessiert sehr, wie wir miteinander kommunizieren und welche Bedeutung wir Dingen geben“, betont Katri Salmenoja. Das Nuua-Duo zeigt sein Programm „Hede“ am Samstag, 20 Uhr, und am Sonntag, 16 Uhr, im Eintanzhaus. Im Anschluss an die Vorführungen hat das Publikum selbst die Möglichkeit, mit Jonglage und Bewegung in die Welt von „Hede“ einzusteigen.

x