Ludwigshafen Ludwigshafen: Banden haben BMW im Visier

Begehrte Beute: Multifunktionslenkräder, Navis und Multimediaelemente der Marke BMW.
Begehrte Beute: Multifunktionslenkräder, Navis und Multimediaelemente der Marke BMW.

In Ludwigshafen und im Rhein-Pfalz-Kreis sind in den vergangenen Wochen immer wieder Lenkräder und Navigationssysteme aus BMW-Limousinen gestohlen worden. Die Polizei vermutet eine spezialisierte Autoknackerbande hinter den Aufbrüchen.

Die jüngste Diebstahlserie ereignete sich in der Nacht von Montag auf Dienstag. Die Täter schlugen im Stadtteil Süd und in Mundenheim jeweils die hintere Seitenscheibe an drei geparkten BMW ein und bauten die Multifunktionslenkräder aus. In einem Fall wurde auch ein Navigationssystem und das Bedienelement der Mittelkonsole gestohlen. Anfang Februar wurden weitere vier BMW-Mittelklasse-Autos in Oggersheim aufgebrochen. Auch im Landkreis haben die Täter im gleichen Zeitraum bei BMW-Fahrzeugen mehrfach zugeschlagen. Die Beute: Lenkräder, Navigationssysteme und Multimediaeinrichtungen.

Bundesweite Serie vermutet

Die Polizei vermutet wegen der Vorgehensweise, dass die Diebstähle Teil einer seit längerem andauernden bundesweiten Aufbruchserie sein könnten, die auf das Konto organisierter Tätergruppen gehen. In Mannheim gab es im vergangenen Jahr 44 Fälle, im Rhein-Neckar-Kreis 240 Aufbrüche. Das Mannheimer Polizeipräsidium hat deshalb vor einiger Zeit die Ermittlungsgruppe „Navi“ ins Leben gerufen, die sich mit den Fahrzeugteilediebstählen befasst. Die Beamten haben den Hintergrund recherchiert: Entlang der Rheinschiene sind verschiedene Banden aus Osteuropa aktiv. „Es handelt sich um hochspezialisierte Täter, die auf Bestellung stehlen“, sagt Polizeisprecher Nobert Schätzle. Die Autoteile werden in Depots gesammelt – Wohnungen, Gartenschuppen oder Erdlöchern. Wenn genug zusammen gekommen ist, wird ein Laster vollgeladen und die Ware nach Osteuropa transportiert. Litauen fungiert als Drehscheibe im Handel mit der Hehlerware. Von dort aus werden die gestohlenen Lenkräder und Navis bis nach China verkauft.

Dicker Fang vor einem Jahr

Vor einem Jahr haben die Ermittler einen dicken Fang gemacht: Drei Männer im Alter von 19, 20 und 53 Jahren wurden verhaftet. Sie gehörten zu einer fünfköpfigen Bande, die in Baden und der Pfalz im großen Stil Teile aus BMW-Fahrzeugen stahl. Laut Polizei sollen über 100 Taten mit einem Schaden von einer Million Euro auf ihr Konto gehen. Nach der Festnahme der Gruppe ist die Anzahl der Aufbrüche in der Region etwas gesunken. Die Ermittler waren dem Trio auf die Spur gekommen, nachdem in einem litauischen Lkw bei einer Grenzkontrolle in Görlitz 80 gestohlene Navis entdeckt wurden. Doch auch die Mannheimer wissen, sie können nur die untere und mittlere Ebene der Banden aus dem Verkehr ziehen. Die großen Strukturen dahinter sind kaum zu zerschlagen.

Lenkräder nicht mit Code versehen

Nach RHEINPFALZ-Informationen sind vor allem BMW-Fahrzeuge im Visier der Autoteile-Diebe, weil die Lenkräder im Gegensatz zu anderen Premiummarken bisher nicht individuell mit einem Code einem Fahrzeug zugeordnet sind – und so bei einem anderen BMW eingebaut werden können. Das Münchner Unternehmen hat das auf Anfrage bestätigt. BMW arbeite momentan daran, den Diebstahlschutz bei den Lenkrädern zu verbessern. „Wir wollen es den Dieben schwerer machen“, sagt ein Firmensprecher. Bei den Navigationsgeräten wurde schon nachgerüstet. BMW hat seine modernen Navis mit einem Code versehen. „Wenn das Gerät ausgebaut wird, funktioniert es nicht mehr. Seitdem ist es bei Navi-Diebstählen ruhiger geworden“, sagt Andreas Scheller, Chef des gleichnamigen BMW-Autohauses, das in Ludwigshafen, Frankenthal und Grünstadt Filialen betreibt. Scheller selbst wurde am Wochenende Opfer der Autoknacker: Bei einem Gebrauchtwagen, der auf dem Parkplatz des Autohauses stand, wurde eine Scheibe eingeschlagen. Das Lenkrad war verschwunden. Die Aufbrüche ereignen sich meist mitten in der Nacht und dauern nur wenige Minuten. Der Schaden, den Fahrzeugbesitzer nach einem Aufbruch haben, liegt meist deutlich über dem Wert des Diebesguts. Da kommen für ein Navi 10.000 Euro oder für ein Multifunktionslenkrad 5000 Euro zusammen, rechnet Polizeisprecher Schätzle vor. Klar sei: „Der beste Schutz vor einem Aufbruch ist eine Garage.“

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