Ludwigshafen Hier sind Buben wichtiger als Damen

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Vor über einem Jahr wurde am Maxdorfer Gymnasium eine Skat-AG gegründet. Der hiesige Verein, der Maxdorfer Skatclub Herz As, möchte damit das alte Spiel erhalten - mit Erfolg.

Wie kann man die Jugend in Zeiten von Smartphones, Spielekonsolen und Online-Spielen für ein über 200 Jahre altes Kartenspiel begeistern? Indem man eine AG in der Schule anbietet. Das hat der Maxdorfer Skatclub (SC) Herz As ziemlich erfolgreich gemacht. Wie sehr die Gehirnzellen der jungen Skatspieler gefordert werden, zeigt ein Besuch.

Maxdorf: Wenn der Hirsch einem Re ein Contra entgegenröhrt, weiß der Kenner sofort, es geht um Skat. Und denkt dabei wohl an rauschgeschwängerte Kneipen, Eiche rustikal und Gelsenkirchner Barock mit schmerbäuchigen Herren, die Karten dreschen. Dieses Image haftet dem Kartenspiel leider immer noch an. Vielleicht auch, weil da die Buben - politisch ganz unkorrekt - wichtiger sind als die Damen. Es wirkt ein wenig aus der Zeit gefallen wie Kegelabende, Erdbeerbowle und Herrenwitze. Dieses Image findet sich aber in den Deutschen Turnierskatregeln genauso wenig wieder wie die Begriffe Contra, Re oder der berüchtigte Schiebramsch.

Kopfrechnen gefragt

Bei Lichte besehen ist Skat ein Strategiespiel mit unvollständiger Information, wie es so schön heißt. Und das kommt daher, dass man nie genau weiß, was der Gegner auf der Hand hat, solange er die Karten ordnungsgemäß in der Hand hält. Oder auch der Mitspieler, denn beim Skat spielt immer einer gegen zwei. Um den Spielwert zu ermitteln, muss man auch einigermaßen schnell im Kopfrechnen sein und außerdem bei 32 Karten immer den Überblick behalten, was schon gespielt ist und welche Karten noch unterwegs sind. Da ist Konzentrationsfähigkeit gefragt, die man nicht mit „Handydaddelei“ erlangen kann. Da ergibt es also Sinn, so etwas auch an Schulen anzubieten, dachte sich der Maxdorfer SC Herz As. Nachwuchsprobleme plagen diesen Club wie viele andere auch. Die Aktiven werden älter, die Jungen kommen nicht mehr nach. An seinem 40. „Geburtstag“ im vergangenen Jahr hat der Verein dann beschlossen, offensiv dagegen etwas zu tun – vor allem, damit das Traditionsspiel nicht ausstirbt. Es wurde im örtlichen Lise-Meitner-Gymnasium eine Skat-AG ins Leben gerufen. „Das wird uns nicht viele neue Mitglieder bringen“, macht sich Wolfgang Pieper vom Verein keine Illusionen. „Aber die Schüler werden das Spiel eventuell weitertragen und so zu seinem Erhalt beitragen“, sagt Pieper, der die AG auch leitet. Und der Erfolg gibt ihm Recht. Aus den Anfängern vom vergangenen Jahr, alles Fünftklässler, sind mittlerweile Fortgeschrittene geworden, die munter weiterspielen, sogar beim Maxdorfer SC. Einige ehemalige AG-Mitglieder haben bereits überregionale Jugendpreise und Deutsche Meisterschaften gewonnen, erzählt Pieper stolz.

Siegerehrung mit Pokal am Ende des Schuljahres

Mittlerweile haben die Fortgeschrittenen an diesem Nachmittag zwei sogenannte Geber-Skatrunden absolviert, gespielt wird nach der Turnier-Skatordnung. Die Ergebnisse kommen in eine Rangliste, und am Ende des Schuljahres gibt es eine Siegerehrung mit Pokalverleihung. Auch ein eigenes Logo und Poster für die Schule hat die Skat-AG schon selbst erstellt - und die Begeisterung ist sichtbar. „Das macht schon mehr Spaß, als nur alleine am Computer oder Handy zu spielen, weil man mit anderen spielen kann“, sagt Sonja, die in der Rangliste außer Konkurrenz läuft, weil sie erst im Schuljahr dazu gestoßen ist. Ein Reiz beim Skat ist das Reizen, bei dem ermittelt wird, wer die Gegner sind. Dabei bekommt der Spieler einen ersten Anhaltspunkt, was die Mitspieler auf der Hand haben könnten. Wie wichtig das ist, hat heute Julius erfahren. Aus einem regelrechten Kamikaze-Karospiel ohne vier Buben, die beim Skat die wichtigsten Trümpfe sind, und mit nur vier Karos gelang ihm - mit viel Glück und Geschick - ein Sieg. Immer angeleitet von Wolfgang Pieper und Christian Dammbrück, die ihnen die Grundlagen der Strategie beibringen. Zum Beispiel, warum man den Gegnern immer zunächst „die Trümpfe ziehen“ sollte. Und wie man das anstellt, ohne sich selbst in die Bredouille zu manövrieren. Und wie schnell sich trotz aller Strategie das Blatt wenden kann. Kurz nach Julius` Überraschungssieg war dann keine Hilfe mehr nötig, denn Merle hatte eine sogenannte Oma. Das Ergebnis: Schneider Schwarz, das bedeutet, dass die beiden Gegner keinen einzigen Stich gemacht haben, so überlegen war das Kreuz-Spiel. Am Ende des Spiels trifft dann Oldschool auf Moderne, denn die Spielbögen beider Tische werden ausgewertet und die Daten in den Computer eingegeben. Das Rennen um den ersten Platz ist sehr eng in der Skat-AG. Und die Jugend ist angefixt. Regionale Skat-Vereine —Skatclub Herz As Maxdorf, gespielt wird freitags um 19 Uhr im Clubhaus des ASV Maxdorf, Longvicplatz 1, Kontakt: Telefon 06237 / 9500484 oder bei Wolfgang Pieper, Telefon: 06237/9795810, E-Mail: pfalzpieper@t-online.de oder Christian Dammbrück, Telefon 06237/5368 dammbrueck@freenet.de —SV Ouvert Limburgerhof, Clubabend ist donnerstags, 20 Uhr, im Pavillon 1 der Carl-Bosch-Schule, Carl-Bosch-Straße 9, Kontakt unter Telefon 0179/5019978 —SC Neuhofen, Infos unter Telefon 06236/1263 —SC Schippe 7 Mutterstadt, gespielt wird freitags, 19.30 Uhr, im Vereinsheim des Hundevereins Mutterstadt, Infos unter Telefon 06234/2357 —SC Schelle As, gespielt wird mittwochs, 19.30 Uhr, im Vereinsheim des Hundevereins Mutterstadt, Infos unter Telefon 06234/2357 Alte Spiele gesucht Spielen Sie auch noch ein altes Spiel, das heute kaum noch jemand kennt? Dann schreiben Sie uns postalisch an DIE RHEINPFALZ „Marktplatz regional“, Amtsstraße 5-11, 67059 Ludwigshafen oder an die E-Mail marktlud@rheinpfalz.de. Geben Sie bitte Namen, Wohnort und Telefonnummer an.

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AG-Leiter Wolfgang Pieper (links) nimmt sich dem Nachwuchs an.
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