Ludwigshafen Grüne Seele

Sitzt mit Besuch gern in seinem Wintergarten: Hansjürgen Schaupp.
Sitzt mit Besuch gern in seinem Wintergarten: Hansjürgen Schaupp.

Dass die Musik Hansjürgen Schaupp viel bedeutet, wird dem Besucher im Haus des 81-Jährigen sofort klar, auch wenn er sich nur flüchtig umschaut. Unzählige CDs und Notenhefte füllen die Regale. Mehrere Klaviere und ein Cembalo nennt der Friesenheimer sein Eigen. Zeichen für seine Zugehörigkeit zu den Grünen finden sich dagegen nicht. Die 30-jährige Parteimitgliedschaft hat im Hause Schaupp keine sichtbaren Spuren hinterlassen. Seine christliche Haltung und die Ideale des Bildungsbürgertums haben ihn zu einem Grünen gemacht. Für das Gespräch über sein 30. Parteijubiläum hat Hansjürgen Schaupp einen kleinen Tisch in seinem großen Wintergarten gedeckt. Es gibt Croissants, Käsekuchen und Kaffee – und ganz viel zu erzählen. Das politische Engagement, seine langjährige Arbeit im Ortsbeirat Friesenheim, streift der Lehrer und Musiker eher oberflächlich. Menschen stehen dagegen in seinen Berichten im Mittelpunkt: seine Frau, die vor zwei Jahren nach langem Leiden gestorben ist und mit der er vor ihrer Erkrankung viele Reisen und kulturelle Erlebnisse genossen hat; und seine beiden erwachsenen Söhne, die nicht mehr in Ludwigshafen leben. Aber auch die Namen geschätzter politischer Weggefährten fallen: Die Stadträtin Monika Kleinschnitger habe mal als kleines Mädchen in einem Oppauer Kinderchor gesungen, den Hansjürgen Schaupp geleitet hat, erzählt der Friesenheimer amüsiert. Den einzigen grünen Ludwigshafener Bau- und Umweltdezernenten Willi Tatge (1995 bis 1998) lobt er. Als das Gespräch sich der Bundespolitik widmet, bezeichnet Schaupp Claudia Roth als großartige Frau. Und Joschka Fischer habe seiner Partei zum Durchbruch verholfen, bilanziert er. Der 81-Jährige erzählt, dass die Grünen in Ludwigshafen in seiner aktiven Politikerzeit ihre Basis noch in der Hartmannstraße im Hemshof hatte. „Da mussten wir immer schnell die Türen schließen, weil es viele Leute gab, denen die grüne Politik nicht gepasst hat.“ Schaupp stammt aus einem katholisch-konservativen Elternhaus. Der Vater war Kurdirektor in Bad Dürkheim und hatte entschieden, dass der Sohn Jura in München studieren sollte. „Dabei haben mich schon damals Kunst und Musik viel mehr interessiert“, erinnert sich der Senior. Daher nahm er in der bayerischen Landeshauptstadt auch Unterricht bei einem Kirchenmusikdirektor und ließ die Juristerei bleiben. Wieder daheim in der Pfalz, besuchte er die pädagogische Akademie in Landau und wurde dort zum Lehrer ausgebildet. In Friesenheim hat er dann seine Frau kennengelernt und am Wilhelm-von-Humboldt-Gymnasium in Edigheim und später am Friesenheimer Max-Planck-Gymnasium unterrichtet. Außerdem hat er sich als Kirchenmusiker einen Namen gemacht. In die Partei trat er vor 30 Jahren ein, „weil es mir imponiert hat, wofür und wogegen die gekämpft haben“. Außerdem habe ihn sein älterer Sohn gedrängt, bei den Grünen mitzumachen. In seiner Familie, die eher mit der CDU sympathisierte, sei das ungewöhnlich gewesen. Wo seine Frau ihr Kreuzchen gemacht hat, kann er nicht sicher sagen. „Aber ich vermute, dass sie CDU gewählt hat.“ Hansjürgen Schaupp ist überzeugt: „Viele Grüne sind die verlorenen Söhne der CDU.“ Gegenwärtig bewegt ihn das Thema Menschenwürde besonders. Dass verächtlich über Flüchtlinge gesprochen wird, empfindet er als unerträglich. Daher imponiert ihm die Haltung von Bundeskanzlerin Angela Merkel gegen Horst Seehofer.

x