Ludwigshafen Einkehr statt Konsum

Die Eklatanten: Marina Ochsenreither (links) und Clara Dicke verzauberten ihr Publikum mit dem Klang von Klarinette und Harfe.
Die Eklatanten: Marina Ochsenreither (links) und Clara Dicke verzauberten ihr Publikum mit dem Klang von Klarinette und Harfe.

«Mitte.» Ein besinnliches vorweihnachtliches Konzert mit einigen literarischen Einlagen haben die Besucher der protestantischen Melanchtonkirche erleben dürfen. Das Duo Eklatant gastierte dort am Donnerstagabend mit Klarinette und Harfe, und die Edigheimer Literatin Edith Brünnler steuerte Texte bei.

„Advent, 100 Milliarden Euro Umsatz wollen in diesem Jahr geknackt werden“, skizzierte Veranstalterin Bärbel Bähr-Kruljac von der Citykirchenarbeit die wirtschaftlichen Erwartungen zur Weihnachtszeit. Man sollte glauben, nicht das Christkind, sondern die schwarze Null des Finanzministers liege in der Krippe. Am Konzertabend in der Melanchtonkirche ging es dann aber nicht um die Wachstumszahlen einer von Rekord zu Rekord eilenden Ökonomie. Vielmehr lud die Veranstaltung zu innerer Einkehr, zur Freude an schöner Musik und zum Hinterfragen tief verwurzelter Verhaltensmuster ein. Das Duo Eklatant besteht aus der Klarinettistin Marina Ochsenreither und der Harfenisten Clara Dicke. Die Damen haben in Mannheim und in Saarbrücken studiert und begeisterten ihr Publikum in der Ludwigshafener Kirche schon mehrfach. Sie bieten zauberhafte Miniaturen im Kontrast von perlendem Saitenzauber und sonorem Bläserton. Kompositionen großer Meister wie Darius Milhaud, dessen dreisätziges „Petit Concert“ das Konzert am Donnerstag eröffnete, oder auch Franz Schubert, Michail Glinka und Antonin Dvorák wechselten sich mit originellen Kompositionen zeitgenössischer Meister ab. Dabei entlockte Ochsenreither ihrem Instrument authentische, in allen Lagen ausdrucksstarke Töne, die tief in die Seele des Hörers strahlten. Diese feinen Melodielinien wurden vom Harfenspiel Dickes zärtlich umgarnt. Auch in mehreren Solowerken durfte das Publikum den unwiderstehlichen Zauber der Harfe – dieses uralten, schon in längst ergangenen Hochkulturen geschätzten Instruments – genießen. Unter diese musikalischen Leckerbissen mischte Edith Brünnler geistreiche Kurzgeschichten. Darin griff sie alltägliche Themen auf und brachte sie durch prägnante Gegenüberstellung und origineller Charaktere zielsicher auf den gewissen Punkt, also zu einer verblüffenden Pointe, die nicht nur für genüssliches Schmunzeln, sondern auch für nachdenkliche Reaktionen sorgte. Die Zuhörer erkannten nämlich in manch einer Art oder Unart auch sich selbst und durften sich, so Bähr-Kruljac, gern an die eigene Nase fassen. Brünnler wusste allerdings nicht nur in humorvoller und satirischer Weise zu agieren: Bei dem die Veranstaltung einleitenden Psalm und dem Segen zum Abschluss warf sie einige sehr eindrückliche Zeilen ein, die in ebensolcher Kraft strahlten wie die althergebrachten Formeln des religiösen Kultes.

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