Ludwigshafen Der Papst, der „Armleuchter“ und der Dialekt

Signierstunde: Kerstin Lange bei ihrer Lesung im „Eri Dona“.
Signierstunde: Kerstin Lange bei ihrer Lesung im »Eri Dona«.

«Böhl-Iggelheim.» Der Pfalz hat die Autorin Kerstin Lange nach einer kurzen Stippvisite wieder den Rücken gekehrt. Am Sonntag ist die Rheinländerin noch einmal zurückgekommen. Zu ihrer Krimilesung im Restaurant „Eri Dona“ in Iggelheim hat sie ein paar pfälzische Kurzgeschichten mitgebracht. Und eine Auswahl ihrer mittlerweile 13 Kriminalromane.

„Hajo“ – damit eröffnet Lange Ihre kriminalistische Erlebnisreise durch die Pfalz. Mit Mörderischem am Pfälzer Dialekt hat die Autorin zur kriminell-kulinarischen Kurzgeschichtensammlung „„Blutworschtblues“ beigetragen. Tatort ist Speyer, wo Lange einige Jahre lebte, 300 Kilometer von ihrer niederrheinischen Heimat entfernt. Langes Versuche, regionale Begrifflichkeiten fehlerlos auszusprechen, scheitern sympathisch. Die Krimi-Liebhaber sehen es ihr gerne nach. Ganz exklusiv gibt die Autorin ihnen Einblicke in Täter- und Opferstrategien, die sie ständig mit sich herumträgt. Denn heute ist bei „Eri Dona“ geschlossene Gesellschaft. Lange berichtet vom Speyerer Kriminalkommissar, der sie in Sachen Kapitalverbrechen beraten hat und der „eine gewisse Ähnlichkeit“ mit der Hauptfigur ihrer Romane habe. „Aber nicht alles ist autobiografisch“, betont sie. In „Speyerer Geheimnisse“ spielt der Papst eine gewisse Rolle. Für dessen Besuch in der Domstadt vor 31 Jahren habe ihr kriminalistischer Berater das Sicherheitskonzept erarbeitet, sagt Lange. Für die korrekte Schreibweise des „Hajo“ habe sie auf einer Speyerer Seite eines sozialen Netzwerks recherchiert und erfahren: „Dem Pfälzer ist egal, wie das Wort geschrieben wird. Jeder weiß, was gemeint ist.“ Aus „Tatort Rheinland-Pfalz“, einer weiteren regionalen Kurzgeschichtensammlung, liest sie von ziemlich drastischen Maßnahmen zur „Verkehrsberuhigung“. Der Humor der Autorin ist rabenschwarz, der Schreibstil erfrischend klar und dicht. Stimme und Sprache nehmen die Zuhörer mit zu Abgründen, die die meisten nicht einmal zu denken wagen. „Scheiße geparkt“, lässt Lange ihre Protagonistin einem rücksichtslosen Autofahrer, „dem Armleuchter“, schriftlich mitteilen. „Manchmal müssen auch Geschichten geschrieben werden, die nicht zum Lachen sind“, sagt Lange. Die aus Düsseldorf stammende Autorin hat aus Liebe zur Pfalz einige Regionalkrimis und Kurzgeschichten geschrieben. Vor 47 Jahren in eine Familie ohne jeglichen literarischen Hintergrund hineingeboren, habe das Schreiben zunächst nicht im Bereich des Vorstellbaren gelegen, erzählt Lange. Grundsolide habe sie ihre Tage als Bilanzbuchhalterin bei einer Zeitung verbracht. Erst mit dem Auszug der Tochter 2009 habe sie die Bilanzen an den Nagel gehängt, um jene kriminellen Abgründe zu Papier zu bringen, die ständig vor ihrem geistigen Auge entstünden.

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