Ludwigshafen Der fast Vollendete

Andrej Kogut spielte von 2010 bis 2015 bei der TSG Friesenheim. Nun genießt er die Annehmlichkeiten beim TVB Lemgo. „Ein riesen
Andrej Kogut spielte von 2010 bis 2015 bei der TSG Friesenheim. Nun genießt er die Annehmlichkeiten beim TVB Lemgo. »Ein riesen Privileg«, sagt der 30 Jahre alte Kapitän des TBV.

«Ludwigshafen.»Andrej Kogut ist 19 Jahre alt, als ihn seine Eltern alleine in Deutschland zurücklassen. Boris und Tatjana Kogut gehen 2007 zurück nach Moskau. 1991 kommen sie nach Deutschland, da ist Andrej drei Jahre alt. Vater Boris ist eine wichtige Person in Andrejs Leben. Er trainiert seinen Sohn im Handball, bringt ihm den Schlagwurf bei – Koguts Markenzeichen. Es ist die alte russische Schule. Von der profitiert der Kapitän des TBV Lemgo – dem morgigen Gegner der Eulen Ludwigshafen (20.30 Uhr, Ebert-Halle) – heute noch. Der 30 Jahre alte Kogut ist ein wichtiger Spieler in Lemgo. Im September verlängerte er seinen Vertrag vorzeitig bis 2022. Lemgo ist ein Traditionsverein im deutschen Handball: unter anderem zweimal deutscher Meister, dreimal Pokalsieger, zweimal Europapokalsieger. Die Titel liegen einige Jahre zurück, doch davon profitieren die aktuellen Spieler heute noch. Denn zu den Hochzeiten des TBV Anfang der 2000er Jahre wird in den Standort viel Geld investiert. So haben die Spieler zwei Saunen in der Kabine, ein Kälte-Becken und ein Whirlpool. „Das ist Luxus“, sagt Kogut, „ein riesen Privileg.“ Solche Annehmlichkeiten haben nicht einmal die Rhein-Neckar-Löwen oder andere Top-Klubs. Kogut spielt seit 2015 beim TBV Lemgo. Er kommt von der TSG Friesenheim. Fünf Jahre spielt er in Ludwigshafen. Es ist nicht immer eine leichte Zeit für den Spielmacher. So bricht sich Kogut den Mittelfuß. Monatelang zieht sich die Blessur hin. Kogut kommt gestärkt zurück. 2014 wird er von den Trainern und Managern zum besten Spieler der Zweiten Bundesliga gewählt. Eigentlich sollte Kogut zu diesem Zeitpunkt bei einem Spitzenverein spielen. Denn Kogut gilt viele Jahre als designierter Spielmacher in der A-Nationalmannschaft. 2009 wird Kogut bei der Junioren-Weltmeisterschaft zum besten Spieler gewählt. Sieben Monate zuvor bekommt er erst die deutsche Staatsbürgerschaft – ohne dass sich der Deutsche Handballbund eingeschaltet hatte. Kurz zuvor fragte der russische Verband einmal höflich an, ob sich Kogut eine Karriere in der „Sbornaja“ vorstellen könne und diese bei der U20-EM beginnen wolle – für den Abiturienten keine ernsthafte Alternative. „Ich fühle mich eher hier als dort zu Hause“, sagt er. „Und das mit dem deutschen Pass habe ich ja nicht nur für den Handball getan – das war eine persönliche Entscheidung.“ A-Nationalspieler wird Kogut nicht. Verletzungen werfen ihn zurück. Zuletzt wird er Anfang Januar an der Schulter operiert. Seit drei Wochen spielt ist er wieder. „Es schmerzt noch etwas nach intensiven Belastungen, aber das gehört im Handball dazu“, sagt Kogut. Beinahe wäre es nichts geworden mit einer Handball-Karriere. Als Kogut bei der HSG Düsseldorf spielt, reißt er sich die Kreuzbänder. „Das war die schlimmste Verletzung, weil es am Anfang meiner Laufbahn war“, erinnert sich Kogut. Im Nachhinein geht es noch glimpflich aus für den tadellosen, sehr sympathischen und sehr fairen Sportsmann. Die Verletzungen öffnen Kogut auch die Augen. Er studiert Wirtschaftswissenschaften – ein wichtiges Standbein für die Zeit nach dem Profi-Handball. Die Lebensplanung bringt Andrej Kogut vorigen Sommer in die Pfalz. In Bad Dürkheim heiratet er seine Freundin Lilli. Sie hat er in seiner Zeit in Ludwigshafen kennengelernt. Im Juni wird Kogut erstmals Vater. Kurios: Am Tag seiner Hochzeit heiratet Patrick Groetzki auch – in Deidesheim. Beide standen 2009 im All-Star-Team der WM.

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