Landau Verein will Infos für Ältere an einer Stelle sammeln

25 Prozent der Landauer sind älter als 60 Jahre, Tendenz steigend.
25 Prozent der Landauer sind älter als 60 Jahre, Tendenz steigend.

Ein Fünftel der Landauer ist 65 Jahre und älter. Für viele Menschen verändert sich das Leben und Wohnen im Alter. Komplexe Fragestellungen lassen sich oft nicht mehr alleine bewältigen. Das Seniorenbüro wartet im Januar mit einem neuen Angebot auf.

Der demografische Wandel verschiebt auch in Landau die Altersstruktur. Nach Angaben des Statistischen Landesamtes in Bad Ems vom Dezember vergangenen Jahres leben in Landau 6482 Menschen mit einem Alter von 65 bis 79 Jahre. 3132 Bürger sind älter als 80 Jahre. Die Anzahl der Älteren im Verhältnis zu den Jüngeren wird weiter steigen, spätestens, wenn die geburtenstarken Jahrgänge der 60er-Jahre in Rente gehen.

Der Beirat für ältere Menschen beschäftigt sich mit dem Thema. „Mit der Anzahl der älteren Menschen wird die Anzahl derer, die auf Unterstützung angewiesen sind, zunehmen, während die Zahl der Angehörigen, die Unterstützung leisten können, zurückgeht“, konstatiert Vorsitzender Michael Scherrer. Deshalb macht sich der städtische Ausschuss einen Antrag des Seniorenbüros zur Schaffung einer Wohnberatungsstelle zu eigen. „Wohnen im Alter“ soll sie heißen.

Wohnen in vertrauter Umgebung

Der Verein mit Domizil in der Waffenstraße 5 ist Seniorenbüro und Ehrenamtsbörse in einem. Die Ehrenamtlichen um ihren Vorsitzenden Hans Jürgen Büssow arbeiten an der Basis und wissen sehr genau, wo die Probleme liegen. Sie meinen, mit einer Wohnberatung können den Älteren gut geholfen werden.

Denn, da sind sich Verein und Beirat einig, das Wohnen in den eigenen vier Wänden in vertrauter Umgebung soll so lange wie möglich sichergestellt bleiben. Nach Möglichkeit sollen Hilfe- und Pflegebedarf reduziert werden, heißt es in dem Antrag des Beirats, der auf städtische Finanzmittel gehofft hatte. Denn: „Die Finanzierung kann nicht allein vom Seniorenbüro geleistet werden.“ Michael Scherrer sieht in der Beratungsstelle eine kommunale Pflichtaufgabe im Zuge der Daseinsfürsorge und führt das Sozialgesetzbuch ins Feld, nach dem Altenhilfe gewährt werden soll und ambulante Leistungen immer Vorrang vor stationären Leistungen haben.

In der Waffenstraße 5 (rechts) ist das Seniorenbüro untergebracht.
In der Waffenstraße 5 (rechts) ist das Seniorenbüro untergebracht.

Sparkassenstiftung hilft

Doch die Stadt hat die Kommunalaufsicht im Nacken und muss jede Ausgabe gegenfinanzieren. Oberbürgermeister Dominik Geißler hat sich nicht lange mit Verrenkungen aufgehalten. „Ich muss den Haushalt der Stadt stellenweise wie eine Zitrone ausquetschen.“ Er hält das Angebot für wichtig und sicherte im Stadtrat die Förderung über die Sparkassenstiftung zu, was die Zustimmung aller Fraktionen fand. Drei Jahre lang wird die Wohnberatung des Seniorenbüros mit jeweils 12.000 Euro ermöglicht.

Das freut vor allem Hans Jürgen Büssow. Jetzt muss sich niemand mit der Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion herumschlagen. „Wir können direkt starten“, sagt er der RHEINPFALZ. Der Verein habe auch schon jemanden in Aussicht, der stundenweise eingestellt werden soll, um Fäden zusammenzuführen oder neue Netze zu knüpfen.

Initiativen bündeln

Der Verein nutze in der Waffenstraße zwei Räume. In einem davon werde die Wohnberatung angesiedelt sein. Die Struktur der Ehrenamtlichen erlaube es auch, Anfragen aufzunehmen, wenn keine Sprechstunde sei. Die Details müssten noch besprochen werden. Neben der Beratung solle die neue Stelle auch Initiativen bündeln und Möglichkeiten ausloten helfen oder an andere Anbieter verweisen. So könnten beispielsweise Interessenten für Senioren-Wohngemeinschaften zusammengebracht oder vermittelt werden. „Aber wir sind keine Makler“, stellt Büssow klar.

Auf jeden Fall werde das Projekt „Wohnen für Hilfe“ bei der Beratungsstelle angedockt. Seit Juli 2020 werden Wohnpatenschaften vermittelt zwischen jungen Menschen, die preiswerten Wohnraum suchen, und Senioren, die Hilfe in Anspruch nehmen möchten. Ziel war es bei Einführung, den angespannten Wohnungsmarkt für Studenten zu entlasten und gleichzeitig Senioren zu unterstützen. Während sich die Lage angesichts der Corona-Pandemie zunächst umkehrte, suchen junge Leute heute wieder händeringend eine Bleibe. Büssow berichtet von rund 20 bis 30 Anfragen, die derzeit nicht befriedigt werden könnten, hauptsächlich Auszubildende oder Studenten. Die Idee für das Projekt ist im Beirat für ältere Menschen entstanden. Anstelle einer Miete unterstützen die Studenten pro Quadratmeter Zimmergröße eine Stunde im Monat die Wohnungsgeber im Alltag.

Bufdi in Aussicht

Die neue Beratungsstelle soll ein niederschwelliges Angebot sein. Laut Michael Scherrer ist es für Menschen zuweilen eine Hemmschwelle, wenn sie sich an die Verwaltung wenden müssen. Vereinsvorsitzender Büssow kündigt einige strukturelle Änderungen fürs kommende Jahr an. So möchte man einen Mitarbeiter über den Bundesfreiwilligendienst (Bufdi) beschäftigen und habe dafür auch bereits die Anerkennung erhalten. „Das sind viele kleine Bausteine, die ineinander passen.“

Der gemeinnützige Verein, der mit dem Seniorenbeirat und der Senioren-Beauftragten der Stadt zusammenarbeitet, zählt rund 50 Mitglieder. 40 Personen engagieren sich ehrenamtlich. Mit der Zeitschrift „Herbstzeitlose“ gibt das Seniorenbüro eine eigene regelmäßige Publikation heraus. Seine Arbeit wird über Spenden finanziert.

Info

www.seniorenbuero-landau.de

www.wohnen-fuer-hilfe-landau.de

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