Landau Soldatenrock hat ihm kein Glück gebracht

Wer waren die Namensgeber von mehr als einem Dutzend Straßen am Gartenschaugelände und im Wohnpark am Ebenberg? Dieser Frage geht die RHEINPFALZ in einer Serie nach. Heute geht es um Theodor Graf Fugger-Glött.

„Er gab sein Leben für die Freiheit des Vaterlandes.“ So steht es auf einer Gedenktafel auf dem Landauer Hauptfriedhof, die an Unterleutnant Fugger-Glött erinnert. Die sterblichen Überreste des 1850 als Deserteur und Staatsverräter erschossenen Soldaten des in Landau stationierten Königlich-bayerischen 2. Artillerie-Regiments waren 1895 in die Fuggersche Familiengruft in Kirchheim im bayerischen Schwaben (Landkreis Unterallgäu) umgebettet worden. Der dritte Sohn von 19 Kindern des erblichen Reichrates der bayerischen Krone Fidelis Ferdinand Graf Fugger-Glött und seiner Gattin Theresia wurde am 23. Juli 1823 auf Schloss Glött bei Dillingen am südlichen Rand des Donaurieds geboren. Die Eltern ließen ihn im Jesuiten-Internat in Fribourg (Schweiz) erziehen. Gegen seinen Willen musste er auf seines Vaters Geheiß den Soldatenrock anziehen, wie schon seine Brüder. Lieber hätte er Naturwissenschaften oder Mathematik studiert. Fugger-Glött kam am 17. August 1842 als Kadett nach Landau, sein Regiment war in der Weißen Kaserne untergebracht. In den Revolutionstagen 1849 beim pfälzischen Aufstand gegen die bayerische Herrschaft desertierten die in Landau stationierten Soldaten in großer Zahl: Fast die Hälfte der Besatzung verließ die Festung, teilweise unter Mitnahme der Waffen. Auch Theodor Graf Fugger-Glött schrieb sein Entlassungsgesuch. Am 18. Mai 1849 saß er im „Goldenen Lamm“ an der Ecke zur Trappengasse am Paradeplatz, verkaufte seinen Säbel, ließ sich ein gesatteltes Pferd geben, ritt durch die Marktstraße zum Französischen Tor hinaus, schlug dann einen Bogen um die Stadt und landete über Edesheim in Neustadt. Er meldete sich bei einem Vertreter der provisorischen Regierung der Pfalz und legte am 19. Mai seinen Eid auf die Reichsverfassung ab. Die Nacht zum 20. Mai verbrachte er bereits bei seinen neuen Freischärler-Kameraden. In der Nacht zum 27. Juni 1849 wurde Fugger-Glött von einer Patrouille bei Impflingen gefangen genommen. Eigentlich hatte er nach Frankreich fliehen wollen, sich aber verirrt. Ein Kriegsgericht verurteilte den 26-Jährigen am 24. September 1849 zum Tod. Das Urteil wurde am 11. März 1850 morgens um sechs Uhr im Hauptgraben der Festung vollstreckt, wo heute die Pestalozzischule steht. Am Tag darauf wurde er auf dem städtischen Friedhof von Landau beigesetzt. Eine Trauergemeinde war nicht zugelassen, nur abkommandierte Pioniere durften dabei sein. Sein Grab wurde für viele Bürger zu einer Art Wallfahrtsstätte – ob aus Sympathie oder als politische Demonstration, ist schwer zu beurteilen. Fugger-Glött war der einzige Freiheitskämpfer, der nach dem pfälzischen Aufstand hingerichtet wurde. DIE SERIE Bisher sind Beiträge über Georg August Wirth (25. Februar 2014), Fanny Becht (30. Juli 2014), Fritz Siegel (22. August 2014), Baron Paul Henri d′Holbach (10. September 2014), Hans Stempel (24. Oktober 2014), Viktor Weiß (24. November 2014), Michel Bréal (15. Januar 2015) und Philipp Jakob Siebenpfeiffer (7. Februar 2015) erschienen. (güw)

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