Landau Smombie-Alarm

Gestern, 13 Uhr, an der Kreuzung Marktstraße/Pestalozzistraße: Für die einen ist Schulschluss, für die anderen Zeit für die Mittagspause. Die Schüler der umliegenden Schulen strömen über die Straße. Der Autoclub Europa (ACE) zählt nach: Von 300 Leuten haben 45 den Blick stur auf das Smartphone gerichtet und überqueren die Straße – ohne auf den Verkehr zu achten. Das ist lebensgefährlich, sagt der ACE.

Beobachtet werden die Fußgänger von Mario Schmidt, Regionalleiter des Autoclubs Europa und Karl-Heinz Danscher, Kreisvorstandsmitglied des ACE Landau. Laut Schmidt zählt der Autoclub zurzeit bundesweit für die Verkehrssicherheitsaktion „Finger Weg!“ Handynutzer im Straßenverkehr. Die Kampagne soll auf die Gefahren aufmerksam machen, die damit einhergehen. Im September sollen die Ergebnisse der Studie veröffentlicht werden. Klar ist aber schon jetzt, dass nicht nur Autofahrer, sondern auch Fußgänger und Radfahrer sich zunehmend von Smartphones im Straßenverkehr ablenken lassen. In der Jugendsprache gibt es ein Wort für solche exzessiven Handynutzer – „Smombies“. Das ist eine Mischung aus Zombie und Smartphone. Im Straßenverkehr kann es für „Smombies“ schnell gefährlich werden, sagt Schmidt: „Das kann tödlich ausgehen.“ Auch Danscher ist sich sicher: „Niemand kann gleichzeitig Nachrichten checken und auf den Verkehr achten. Das ist ganz klar eine lebensgefährliche Selbstüberschätzung.“ Ein Drittel der Verkehrsunfälle in Deutschland werde durch Ablenkung verursacht, so Schmidt, ein Drittel davon wiederum von Menschen, die sich mit ihrem Smartphone beschäftigen. Die Landauer sind da keine Ausnahme: Danscher und Schmidt zählen am Bahnhofsvorplatz innerhalb einer Stunde 200 Passanten. Jeder Fünfte beschäftigt sich während des Überquerens der Straße mit seinem Smartphone, hat Musik auf den Ohren oder ist am Tippen. An den Zebrastreifen der Kreuzung Marktstraße/Pestalozzistraße ist es nicht viel besser: In kurzer Zeit laufen dort etwa 300 Menschen über die Straße –wieder sind etwa 15 Prozent Handynutzer dabei. „Das Gefährliche daran ist, dass selbst der Verkehr in der direkten Umgebung nicht mehr wahrgenommen wird“, sagt Schmidt. Zwar haben Fußgänger am Zebrastreifen den Vortritt, trotzdem müsse jeder auf seine Sicherheit achten und sich nicht blind auf die anderen Verkehrsteilnehmer verlassen. Warum die Fußgänger lieber aufs Handy starren, als die Straße im Blick zu behalten, fragen die beiden Herren vom ACE nicht, denn „alles, was man da zu hören bekommt, sind Ausreden“, sagt Schmidt. Dabei könne das Handy niemals wichtiger sein als die eigene Sicherheit. Doch nicht nur bei Fußgängern sieht der ACE Handlungsbedarf. Vor zwei Jahren wurde bei der Clubkampagne „Park dein Handy, wenn du fährst!“ die Handynutzung am Steuer protokolliert. Die Zahlen seien alarmierend gewesen, sagt Schmidt. Dabei sind Handys am Steuer gesetzlich verboten. „Für Fußgänger gilt das nicht. Da muss dringend ein Gesetz her!“, fordert Danscher.

x