Landau Politiker vorsichtig auf Abstand

Tatsache ist, dass sich die Bevölkerung von Insheim und Rohrbach die bange Frage stellt: Muss auch in den beiden Gemeinden mit vergleichbaren Ereignissen wie in Landau gerechnet werden? Und: Inwieweit hat das Kraftwerk in Insheim Einfluss auf die Geländeveränderungen in Landau genommen? Laut Otto Lauweh von der Bürgerinitiative (BI) Energieforum Rohrbach & Insheim kann noch keine Entwarnung gegeben werden. Befriedigende Antworten des Geologischen Landesamtes stünden noch aus.

Aus Mainz sei lediglich mitgeteilt worden, „dass, nachdem das Kraftwerk Landau als Verursacher der Geländeveränderungen nicht ausgeschlossen werden kann, von Seiten der Bergbehörde derzeit auch ein Überwachungskonzept für das Geothermiekraftwerk in Insheim erarbeitet wird. “ Details seien noch nicht bekannt.

Das Landesamt für Vermessung und Geobasisinformation Rheinland-Pfalz (LVermGeo), so Lauweh, habe am 11. März mit Nachmessungen begonnen. Nivelliert werde der Abschnitt von Steinweiler über Rohrbach, Impflingen, Landau bis nach Edesheim. Die Messungen sollen möglichst bis Ende dieser Woche abgeschlossen werden. Ergebnisse seien dann im April zu erwarten. Die BI Energieforum versicherte, am Ball bleiben zu wollen, sieht aber auch die Verbandsgemeinde Herxheim und die Kreisverwaltung in der Pflicht, zeitnah für Klarheit mit Blick auf das Insheimer Kraftwerk zu sorgen.

Lauweh wirbt dafür, die Satellitendaten, die Landau erwerben möchte, um Daten auch für Rohrbach/Insheim auszudehnen.

Die Ereignisse in Landau sollen bei der Mitgliederversammlung der Bürgerinitiative am kommenden Freitag, 19 Uhr, im Vereinsheim des DRK in Rohrbach diskutiert werden.

„Wir hatten große Hoffnungen in die Geothermie gesetzt“, sagte Bürgermeister Thomas Hirsch gestern am Rande eines Pressegesprächs der CDU. „Wir haben aber auch nie einen Zweifel daran gelassen, dass der Betrieb sicher und wirtschaftlich laufen muss.“ Sollte sich herausstellen, dass das Kraftwerk die Ursache für die Bodenhebungen sei, dann werde es in Landau keine Zukunft mehr haben, ist sich Hirsch sicher. Das Werk habe mehr Forschungspotenzial, als man geglaubt habe. Der zehnprozentige Anteil der Energie Südwest habe nur noch symbolischen Charakter.

„Abwarten“, lautet die einhellige Antwort der FWG-Vertreter. Sie seien schon immer Befürworter der Erdwärme gewesen, sagte erster Beigeordneter Rudi Klemm, Vorsitzender Michael Dürphold, Wolfgang Freiermuth und Hans Volkhardt im Gespräch mit der RHEINPFALZ. Das Geothermiewerk sei dann kein Problem, wenn es störungsfrei laufe. Wenn allerdings Schäden an Gebäuden auf dessen Betrieb zurückgeführt werden könnten, sei die Sicherheit nicht gewährleistet, betonte Volkhardt, gibt aber zu bedenken: „Die Stadt hat es nicht in der Hand, das Werk zu schließen.“ Heute wisse man, dass der Standort nicht günstig sei und zu nah am Wohngebiet liege, so Klemm. Inwieweit das Vertrauen der Investoren erschüttert sei, müsse abgewartet werden: „Was nutzt uns eine Geothemie, die läuft, aber wir verkaufen keine Grundstücke.“

Die Risse im Erdreich werden am kommenden Dienstag auch Thema im Landauer Stadtrat sein. Nach den Vorstellungen des Unabhängigen Bürgerforums sollte der Stadtrat beschließen, „dass sich sowohl die Stadtholding als auch die Vertreter der Stadt Landau im Aufsichtsrat der Energie Südwest für eine Abgabe ihres zehnprozentigen Anteils am Geothermiekraftwerk einsetzen und entsprechend votieren“. Mit einem Ausstieg aus der Erdwärme-Förderung könnten mögliche Schadenersatzforderungen der Stadt nicht zum Nachteil gereichen.

Bauwillige müssen unterdessen keine Sorge haben, dass Banken bei der Finanzierung des Eigenheims am Ebenberg Riss-Risiko-Aufschläge auf den Kredit draufpacken. Das zumindest haben gestern Anfragen bei der Sparkasse Südliche Weinstraße und der VR Bank Südpfalz ergeben.

Bernd Jung, Vorstand der Sparkasse, würde in der jetzigen Situation nicht ohne Rücktrittsrecht kaufen. „Ich empfehle jedem, die Ursachenanalyse abzuwarten und die Ursachen dann in den Verträgen auszuschließen.“ Kreditkonditionen seien immer Einzelfallentscheidungen. Jung kennt keine Fälle, in denen Bauwillige verunsichert bei der Sparkasse angefragt hätten.

Christoph Ochs, Vorstand der VR Bank und mit dem Schulze-Delitzsch-Carrée selbst Bauherr im Quartier, verweist auf die besonderen Anforderungen an Bauten im Oberrheingraben. „Wir müssen hier mit gewissen Erdbeben leben.“ Er habe gelernt, dass Gebäude auf zehn Meter rund fünf Zentimeter Bewegung aushalten. Ochs geht davon aus, dass die Bodenhebungen im Wohnpark die Rahmenbedingungen der Kreditaufnahme nicht ins Wanken bringen. (eva/sas)

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