Landau Notfall-App für Reiter entwickelt

Ralf Stüber – in der einen Hand Chip und Zügel, in der anderen sein Smartphone mit der entwickelten App. Nicht zu vergessen: der
Ralf Stüber – in der einen Hand Chip und Zügel, in der anderen sein Smartphone mit der entwickelten App. Nicht zu vergessen: der freundliche Warmblüter Catalent de la Nee.

«Neuburg.» Eigentlich ist Ralf Stüber aus Neuburg ein ganz normaler Student. Täglich pendelt der 23-Jährige von der Südpfalz zum KIT in der Fächerstadt, um seinem Chemie-Studium nachzugehen. Eine große Leidenschaft des jungen Mannes ist der Pferdesport. Der Twen aus dem Landkreis Germersheim ist ambitionierter Voltigierer und hat bereits einen Vize-Meistertitel bei einer Ü18-Amateur-Regionalmeisterschaft gewonnen.

Mittlerweile ist Stüber aber auch Gründer eines Start-ups. Gemeinsam mit seinem Cousin Dennis Westermann, einem promovierten IT-Experten, gründete er zu Beginn dieses Jahres „Guardian Horse“, welches bei Reitunfällen in die Bresche springt. Konkret handelt es sich bei der Neuentwicklung des Duos um einen Bluetooth-Chip und eine Smartphone-App. Der Reiter befestigt den Chip am Pferdesattel und startet die App. Wird bei einem Ausritt die Verbindung zwischen Tracker und App unterbrochen, geht das System von einem Sturz mit einem davonlaufenden Pferd aus und startet automatisch einen Alarm-Countdown. Wird dieser nicht deaktiviert, sendet die App eine Notfall-SMS an die zuvor hinterlegten Kontakte, die auch eine Wegbeschreibung zum Unfallort enthält. „Wenn man so will, dann ist das High-Tech aus der Südpfalz. Unser Projekt soll das Ausreiten sicherer machen und Reitern helfen, die nicht mehr in der Lage sind, sich selbst zu helfen“, erklärt Ralf Stüber, während er den Warmblüter mit dem Namen Catalent de la Nee aus Zweibrücker Zucht für den Ausritt fertig macht. Die Idee für die App kam ihm durch einen ähnlich gearteten Fall. „Im letzten Winter ist eine gute Freundin von mir bei einem Ausritt an einen Baggersee gestürzt. Als das Pferd allein am Stall ankam, war das Entsetzen natürlich groß. Sie hatte echt Glück, dass sie nicht alleine unterwegs war. Aber was macht man in so einem Notfall? Ich habe mir viele Gedanken gemacht, um solch eine Situation zu entschärfen“, sagt der Student und fügt hinzu: „Pferde sind dem Menschen gegenüber nicht so emphatisch wie beispielsweise Hunde, die bei ihrem verletzten Halter bleiben. Sie machen sich eher schnell auf den Heimweg zu ihren Artgenossen.“ Von der Idee bis zur Vollendung habe es gerade mal ein Jahr gedauert. Auch die Investitionssumme hielt sich in Grenzen. Gerade mal 5000 Euro an Kapital war nötig, um das Projekt zu realisieren − natürlich auch aufgrund des umfangreichen IT-Know-hows von Stübers Cousin. „Wir haben schon etliche unserer Chips verkauft, so dass wir die Investitionssumme jetzt quasi schon wieder drin haben“, freut sich Stüber. Zuvor hatte das Duo den Markt sondiert, ob an ihrem Erzeugnis überhaupt Bedarf besteht. Rund 1000 Personen wurden online befragt, das Feedback sei insgesamt positiv gewesen, fügt er an. Auch bei einem Ideenwettbewerb der Pferd Bodensee Messe wurden die Neuburger für ihre Innovation ausgezeichnet. „Es gibt in Deutschland rund dreieinhalb Millionen Reiter. Das ist ein recht großer Markt. Einer Umfrage zufolge reiten rund zwei Drittel alleine aus. Das ist unsere Zielgruppe“, erklärt der Jungunternehmer. Mit Pferden beschäftigt sich Stüber schon seit jungen Jahren. „Ich habe mit sechs mit dem Voltigieren angefangen, damals noch im Elsass. Meine Eltern hatten dann Pferde in Hagenbach. Mittlerweile bin ich beim Reiterverein in Karlsruhe-Durlach. Ein Leben ohne Pferde kann ich mir echt nicht mehr vorstellen“, betont er. Ständiges Pendeln in die Fächerstadt zum Studium, dazu zwei- bis dreimal die Woche im Stall in Durlach. Da stellt sich die Frage, warum er nicht gleich nach Karlsruhe zieht. „Nein, auf keinen Fall. Neuburg ist meine Heimat, da sind meine Freunde und meine Familie. Dafür mag ich mein Dorf viel zu sehr, da nehme ich die Fahrerei gerne in Kauf. Wobei es schon komisch ist, wenn ich als Pfälzer bei Turnieren für Nordbaden antrete“, gesteht Ralf Stüber lachend. Außerdem ist er ja auch noch Turner beim TV Neuburg. Im Übrigen: Die Sache mit dem Start-up soll erst mal ein Hobby bleiben. „Mir geht es in erster Linie darum, dass sich Freizeitreiter beim Ausritt sicherer fühlen. Wenn das funktioniert, ist schon viel erreicht“, meint der Südpfälzer.

x