Landau Nils fragt: Wer sind die neuen Schüler?

Kürzlich habe ich mich ja mal in die Schulversammlung an der Grundschule Süd geschlichen. Mich hat interessiert, was Magdalena Schwarzmüller vom Café Asyl da über ihre Arbeit mit Flüchtlingen erzählt hat. Toll, was die ehrenamtlichen Helfer leisten. Hinterher war ich noch neugieriger, ich wollte unbedingt selbst einmal Flüchtlinge kennenlernen. An der Konrad-Adenauer-Realschule plus (KARS) habe ich dann welche getroffen. Ich will euch mal berichten, was sie so von sich erzählt haben.

Augustine

zum Beispiel. Sie ist 16 Jahre alt und ist in Kinshasa, Hauptstadt der Demokratischen Republik Kongo, mit drei Brüdern aufgewachsen. Sie kam vor zwei Jahren nach Landau. Hier lebt sie bei ihrer Tante und ihrem Onkel, ihre Eltern sind tot. Damals sprach sie kein Wort Deutsch, nur Französisch und Lingalisch, ihre Muttersprache. „Ich habe Deutsch in der KARS und über das Internet gelernt“, erzählt sie. Wenn sie etwas nicht verstanden habe, dann habe sie sich das Wort im Netz ins Französische übersetzen lassen. „Am Anfang sind dann echt lustige Dinge passiert“, erzählt sie heute in fehlerfreiem Deutsch. „Wenn mich jemand gefragt hat, wie ich heiße, habe ich zum Beispiel gesagt ,Ich wohne in Landau’. Deutsch ist wirklich schwer.“ Das ist lange vorbei. Heute geht sie in die neunte Klasse, einmal in der Woche legt sie einen Praxistag in der Verwaltung der Polizei ein, in ihrer Freizeit spielt sie Tennis. Will sie vielleicht Polizistin werden? „Ich würde gerne die Fachhochschulreife hier an der Dualen Oberschule an der KARS machen und dann Informatik studieren“, erzählt sie mit einem strahlenden Lächeln. Lara (12) weiß noch nicht, was sie später einmal werden will. Sie ist erst seit drei Monaten in Deutschland. Das stille Mädchen mit den langen dunklen Haaren kann sich trotzdem schon auf Deutsch vorstellen. Eine Schwester und einen Bruder hat sie, erzählt sie. Und auch sie hat einen Traum: Violine spielen. Auf ihrer Flucht musste sie ihr Instrument in Syrien zurücklassen. Aus Afghanistan kam Zohra (14) vor drei Monaten mit zwei Brüdern und ihren Eltern nach Deutschland, drei weitere Brüder sind noch in Afghanistan. Ihr Hobby ist Volleyball. Astirs Heimat ist Eritrea. Seit vier Monaten ist die 14-Jährige in Deutschland beziehungsweise an der KARS. Sie lebt bei ihrem Vater, die Mutter ist mit Astirs Geschwistern noch in Afrika. Sport ist ihr Hobby, ganz gleich welcher. Viktoria kommt aus Kroatien und hat einen großen Vorteil. Obwohl sie erst vier Monate in Deutschland ist, spricht sie super Deutsch. „Mit meinem Papa habe ich schon in Kroatien oft Deutsch gesprochen, denn er hat lange in Deutschland gelebt“, erzählt die 13-Jährige. In ihrer Freizeit tanzt sie gerne und – spielt Fußball. Schwieriger ist es für Omar. Er ist erst vor zwei Wochen aus Syrien in der Südpfalz angekommen. Trotzdem kann er sich schon auf Deutsch vorstellen. Als er ins Stocken gerät, springt Lara ihm zur Seite und dolmetscht für ihren Landsmann. Thitaphon (16) hat schon ein gutes Stück des Weges hinter sich, den Omar noch vor sich hat. Das Mädchen aus Thailand geht in die neunte Klasse und wird wohl einen guten Realschulabschluss machen, sagt Rektor Schabowski. Wer so zielstrebig ist, der hat auch Pläne, oder? „Ich will eine Lehre zur Einzelhandelskauffrau machen und mein eigenes Geschäft haben.“ Wusst ich’s doch! Auf die Frage nach Freundinnen meldet sich ihr Nachbar zu Wort. „Ich“, ruft er grinsend. „Ich heiße Vickie, das ist Französisch“, plaudert er ungezwungen drauflos. Auch wenn er nicht so aussehe: Er sei erst zehn Jahre alt, komme aus dem Kongo, sei aber in Italien adoptiert worden und spreche deshalb neben Französisch auch Italienisch. „Meine Lieblingsfarbe ist Gelb, mein Lieblingstier Löwe“, sprudelt es nur so aus ihm heraus. Ach ja, Fußball spiele er auch noch. Ist er schon „unter Vertrag?“ „Ja, in Queichheim“, sagt er stolz. Anita kommt aus Rumänien. Vor drei Monaten fing sie an der KARS an. Die Zwölfjährige tanzt gerne und singt. Basketball ist das Hobby von Matej aus Mazedonien, der 14-Jährige ist seit einem Jahr in Deutschland und geht in die siebte Klasse. Matyas hat große Pläne. Seine Familie kam vor einem Jahr aus Ungarn nach Deutschland. Seinen Weg sieht er klar vor sich: „Ich will aufs Gymnasium gehen und danach Architektur studieren“, sagt der 16-Jährige ohne das geringste Zögern. Ich bin mir sicher, er wird es schaffen! Eine Violine für Lara Lara aus Syrien vermisst ihre Violine. Wer der Zwölfjährigen ein Instrument zur Verfügung stellen oder Unterricht anbieten kann, kann sich melden: redlan@rheinpfalz.de, Stichwort: Violine. (git)

x