Landau Landau: Mehrfamilienhaus und Kulturprojekt entstehen

Von hinten und von vorne: das Gleisbogenhaus, auch Remise genannt, an der Bahn mit der langgezogener Schleppgaube (oben Mitte).
Von hinten und von vorne: das Gleisbogenhaus, auch Remise genannt, an der Bahn mit der langgezogener Schleppgaube (oben Mitte).

Im Gleisbogenhaus an der Bahnlinie nach Pirmasens im Landauer Wohnpark Am Ebenberg sollen 15 Familien einziehen.

Thorsten Holch, Chef des Landauer Bauträgers Archimedes, hat die Baufelder 26c, 27 und 28b im Jahr 2013 im damals noch jungfräulichen Wohnpark gekauft. Jetzt geht er an die Sanierung des leicht geschwungenen, über 100 Jahre alten Bauwerks entlang der Bahn und den Bau eines Mehrfamilienhauses sowie eines Kulturprojekts. Der Bauausschuss hat grünes Licht gegeben. Holch möchte im April/Mai loslegen. Er könne die Kosten der Investition noch nicht beziffern, weil sie erst nach Erteilung der Baugenehmigung berechnet würden, sagte er der RHEINPFALZ. Farfalla, so nennt er den außergewöhnlichen Korpus, der dem Projekt den Pfiff gibt. Farfalla ist italienisch und heißt Schmetterling, im Plural Farfalle. „Der Bau nimmt die Geometrie der beiden Gleisbogenhäuser auf und verschneidet sie. Heraus kommt dabei diese Nudelform“, erklärte der Bauherr, der auch bei diesem Objekt in verschiedenen Leistungsphasen wieder mit dem gebürtigen Landauer Architekten Ansgar Lamott aus Stuttgart zusammenarbeitet. Das Gebäude solle multifunktional nutzbar sein – als Atelier und/oder Ausstellungsraum. Die Räume sind laut Holch noch nicht vergeben. Er sieht das Projekt losgelöst vom Fachbereich Kunst der Uni Landau, der gegenüber auf der anderen Seite des Wohnparks in der ehemaligen Reithalle mit Atelier und Lehrräumen den Campus Süd der Hochschule begründen wird.

Bauausschuss macht Zugeständnisse

Für den zweigeschossigen „Sonderbaukörper“ hat der Bauausschuss dem Investor gerne eine Befreiung von den Vorgaben des Bebauungsplanes zugestanden. Der in Sichtbeton mit viel Fassade und zum Westen hin mit Glas versehene, sehr moderne Nudelbau sei ein schöner Kontrast zu den Gleisbogenhäusern, die beide nicht unter Denkmalschutz stehen, sagte Bauamtsleiter Christoph Kamplade bei der Vorstellung der Pläne neulich im Rathaus. Die Nachbar-Remise ein Stückchen weiter südlich sieht Wohnungen im Erdgeschoss und Büros darüber vor. Hauptinvestor ist Stefan Wässa aus Speyer, geplant haben die Werkgemeinschaft Landau und das Planungsbüro für Baukunst von Dominik Burkhard in Karlsruhe. Nach Auskunft der Stadtverwaltung ist die Architektur der Gleisbogenbauten besonders. Von den kaiserlichen Militärs als Stallungen genutzt, von den Franzosen als Garagen, prägen den fünf Meter hohen Bau zum Park hin viele Toreinfahrten, zur Bahn hin Belichtungsfenster über Kopfhöhe.

Behutsamer Eingriff in den Bestand

Kamplade lobte den behutsamen Eingriff in den Bestand. Das im Verhältnis zum Erdgeschoss übermäßig große Dach wird insoweit verändert, als die langgezogene Schleppgaube in der Mitte des Baus nach rechts und links fortgeführt wird. Es sollen 15 Reihenhäuser entstehen – mit Zugängen und jeweils einem Parkplatz auf der Bahnseite. Die Gärten liegen auf der anderen Gebäudeseite. Die Relikte aus der Militärzeit seien so heruntergekommen, dass es – wie Kamplade es vor der Ausschreibung der Grundstücke im Januar 2013 feinsinnig ausgedrückt hatte – „schon eines gewissen Idealismus bedarf, sich dieser Gebäude anzunehmen“, die allenfalls als Reihenhäuser oder Büros taugen. Der dreigeschossige, 10,50 Meter hohe Neubau mit Flachdach daneben ist ein Winkelbau, hat also eine L-Form. Die 19 Wohnungen sind über Laubengänge erreichbar, zum Großteil barrierefrei, und erhalten Balkone. Auf der Westseite ist eine kleine Parkanlage mit Spielplatz vorgesehen. Eine Tiefgarage darunter bietet Platz für 25 Autos. Weitere 17 Parkplätze sieht ein Parkdeck unter der Farfalla vor. Festungsreste schließt die Stadtverwaltung auf diesem Areal aus. Vor geraumer Zeit wurde ein Blindgänger aus dem Zweiten Weltkrieg entschärft. Die Wohnungen sollen sowohl verkauft als auch vermietet werden.

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Von hinten und von vorne: das Gleisbogenhaus, auch Remise genannt, an der Bahn mit der langgezogener Schleppgaube.Fotos:
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