Südpfalz Glatteis: Am Mittwoch „hochkritischer Tag“ erwartet

Für das Trifels-Gymnasium stellt die Wetterlage eine große Herausforderung dar. Die Schule liegt in exponierter Lage auf dem 347
Für das Trifels-Gymnasium stellt die Wetterlage eine große Herausforderung dar. Die Schule liegt in exponierter Lage auf dem 347 Meter hohen Bannenberg über Annweiler. Die Abi-Prüfung muss trotzdem stattfinden.

Meteorologe Christian Müller erwartet am Mittwoch einen „hochkritischen Tag“, der Deutsche Wetterdienst warnt vor extremer Gefahr. Die Südpfalz wird aller Voraussicht nach zur riesigen Eisfläche. Das hat vor allem für den Verkehr Folgen – und damit für viele Schüler.

Vollkommen aus dem Nichts lässt ein schriller Ton alle im Raum aufschrecken. Auf einen kurzen Moment der Verwirrung folgt reihum der Griff in die Hosentasche, denn die Mobiltelefone wurden als Quelle des gellenden Geräusches ausgemacht. Der Blick auf den Bildschirm verrät den Grund. „Extreme Gefahr“ prangt über einer amtlichen Warnmeldung. Für „von Rheinland-Pfalz und dem Saarland bis nach Unterfranken“ wird extremes Glatteis vom Deutschen Wetterdienst prophezeit. „Vermeiden Sie Autofahrten“ wird als Hinweis mitgeliefert.

Dazu rät auch – sofern das möglich ist – Christian Müller, Leiter des Wetterbüros Klima Palatina in Maikammer. „Der Mittwoch wird ein hochkritischer Tag in der Südpfalz“, sagt der Meteorologe. In den frühen Morgenstunden sei zunächst mit Schneefall und Temperaturen unter null Grad zu rechnen. Voraussichtlich zwischen 6 und 7 Uhr wird es dann etwas wärmer werden, der Schnee schlägt in Regen um. Genau das macht die Sache so gefährlich, denn die Nässe fällt auf den durchgefrorenen Boden und sorgt für Glatteis. Damit sei bis in die Mittagsstunden zu rechnen, erklärt Müller. Dasselbe Spiel erwartet Müller auch im Verlauf des Donnerstags. „Eine Entspannung kommt wohl erst im Laufe des Freitags.“

Räum- und Streudienst beginnt um 2 Uhr

Bei diesen Aussichten ist es tatsächlich vernünftig, das Auto stehen zu lassen. Leider kann das aber nicht jeder. Dass zum Beispiel diejenigen, die nicht von zu Hause aus arbeiten können, möglichst sicher fahren können, sorgt der Landesbetrieb Mobilität (LBM). „Ab morgen früh sind wir voll im Einsatz“, sagt Günter Fischer, Leiter der Masterstraßenmeisterei Landau. Das heißt: Ab 2 Uhr können die insgesamt 22 Räum- und Streufahrzeuge – jeweils sieben in den Straßenmeistereien (SM) Annweiler und Kandel sowie acht in der SM Landau – ausrücken. Im Normalfall stehe zunächst eine Kontrollfahrt an, erklärt Fischer, „die können wir uns morgen aber wohl sparen, denn wir wissen, dass zu 90 bis 95 Prozent Glatteis kommt“. Übrigens: Auch die Fahrer der großen LBM-Wagen haben bei Glätte natürlich auch selbst Probleme auf dem Weg zum Betriebshof. „Die erste Schicht wird aber vor dem Eisregen da sein“, erklärt Fischer einen weiteren Grund, wieso um 2 Uhr in der Nacht Dienstbeginn sein wird.

Als erstes vom LBM geräumt und mit einer Mischung aus Salz und Salzsole versehen werden die Bundesstraßen 10, 48 und 272. Jedes Fahrzeug bearbeite eine Strecke von 30 bis 40 Kilometer, sagt Fischer. Die einzelnen Abschnitte werden, je nach Wetterlage, mehrfach abgefahren. „Material ist genug da, die Lager sind gut gefüllt.“ In zwei Schichten deckt der LBM laut Fischer den Zeitraum bis 22 Uhr ab. Alles in allem vermittelt er den Eindruck, dass er und sein Team gut auf das Extremwetter eingestellt sind. „Wir sind von Oktober bis April vorbereitet“, betont Fischer. „Insofern ist es Routine.“ Erst wenn ein langanhaltender Dauereinsatz nötig sei, also drei bis vier Tage am Stück, werde es zur echten Herausforderung.

Auf Mobiltelefonen wird vor extremem Glatteis gewarnt.
Auf Mobiltelefonen wird vor extremem Glatteis gewarnt.

Auch bei der Autobahn GmbH Südwest, die unter anderem für die A65 zuständig ist, ist man vorbereitet. „Die sichere Befahrbarkeit der Autobahnen hat für uns oberste Priorität“, teilt die Gesellschaft im Besitz des Bundes mit. Die Einsatzbereitschaft der Autobahnmeistereien sei täglich rund um die Uhr sichergestellt. „Bereits bei Glatteisgefahr wird präventiv Sole auf den Autobahnen aufgebracht. Bei Schneefall werden die Autobahnen geräumt, gleichzeitig wird Salz und Sole gestreut“, informiert Sprecherin Petra Hentschel. Trotz des unermüdlichen Einsatzes der Autobahnmeistereien seien extreme Wetterbedingungen wie Blitzeis oder heftiger Schneefall nur schwer beherrschbar. „Deshalb appellieren wir dringend an alle Verkehrsteilnehmer, Fahrweise und Geschwindigkeit immer an die aktuellen Witterungs- und Verkehrsbedingungen anzupassen“, so Hentschel. Die Autofahrer werden aufgefordert, Abstand zu den Winterdienstfahrzeugen zu halten und nicht zu überholen. So könnten Unfälle und Staubildungen vermieden werden.

Unabhängig davon, wie gut die Straßen geräumt und gestreut sein werden, rechnet die Queichtalnahverkehrsgesellschaft (QNV) einer Mitteilung vom Dienstag zufolge am Mittwoch und am Donnerstag „mit weitreichenden Einschränkungen und Ausfällen“ im Busverkehr. Die Entscheidung darüber, ob und welche Linien eingestellt werden müssen, falle am Mittwochmorgen, erklärt QNV-Betriebsleiter Jan Demand. Er verweist auf die Homepage www.qnv.de, auf der aktuelle Informationen über Beeinträchtigungen zu finden seien. Von Busausfällen betroffen wären auch viele Schüler.

Ministerium: Abiturienten sollen in Schulnähe übernachten

Wohl die größte Herausforderung im Landkreis stellt die Wetterlage für das Evangelische Trifels-Gymnasium in Annweiler dar. Denn dieses liegt exponiert auf dem 347 Meter hohen Bannenberg oberhalb von Annweiler. Die Zufahrtsstraße ist schmal und ziemlich steil. Zwar habe die QNV bisher keine konkreten Aussagen zum Busverkehr hinauf zur Schule am Mittwoch gemacht, aber er gehe davon aus, dass die Schulbusse nicht fahren werden, berichtet Schulleiter Steffen Jung. Denn bereits nach den Schneefällen am Montag hatte das Busunternehmen die Linie eingestellt. „Wir hatten große Probleme, die Kinder wieder nach Hause zu kriegen.“ Die Heimkehr jedes Kindes habe einzeln geklärt werden müssen. So sei der Schulschluss teilweise vorgezogen worden, damit Kinder noch eine Bahnverbindung erreichen, Schüler aus der Stadt seien nach Hause gelaufen, für andere seien Fahrgemeinschaften gebildet worden, die Schule habe die Nachmittagsbetreuung ausgeweitet, bis sie abgeholt werden konnten, zählt Jung die Schritte der spontanen Umorganisation auf.

Aufgrund dieser Erfahrung war für die Schule nach der Gefahrenwarnung, die am Dienstagmittag über die Katastrophen-Apps verschickt wurde, klar, „dass wir am Mittwoch in den Fernunterricht gehen“, berichtet Jung. Sprich: Die Kinder bekommen Arbeitsaufgaben, die sie über die Lernplattform „Schulcampus“ lösen. Doch ein Problem bleibt: Die Abiturienten müssen trotz Glatteises auf den Bannenberg kommen. „Wir haben Zentralabi. Das Bildungsministerium hat uns mitgeteilt, dass die Abiturprüfungen morgen stattfinden“, teilt Jung am Dienstagnachmittag mit, nachdem die Schule kurz zuvor noch mit Mainz telefoniert hatte. Für 9 Uhr sei die Englisch-Prüfung angesetzt. Wer nicht kommen könne, müsse auf den Nachholtermin im Februar ausweichen. Die Ministeriumsmitarbeiterin habe der Schule im Telefonat nahegelegt, ihren Schülern zu raten, schulortnah bei Freunden zu übernachten, um rechtzeitig vor Ort sein zu können. Jung hofft, dass alle Abiturienten Annweiler erreichen können. Da viele Schüler in Waldgemeinden wohnen, in denen oft nicht geräumt sei, sei schon die Anfahrt schwierig, hält der Schulleiter fest. Wer es per Bahn oder Bus in die Trifelsstadt schaffe, müsse den Weg hoch zur Schule dann wohl laufen – selbst bei guter Witterung ein rund 20-minütiger Fußmarsch.

LBM und Autobahn GmbH werden im Dauereinsatz sein, um für befahrbare Straßen zu sorgen.
LBM und Autobahn GmbH werden im Dauereinsatz sein, um für befahrbare Straßen zu sorgen.

Ebenfalls von den Witterungsverhältnissen betroffen sein wird aller Voraussicht nach auch die Müllabfuhr – und zwar sowohl im Kreis als auch in der Stadt, wie die Kreisverwaltung SÜW und der Entsorgungs- und Wirtschaftsbetrieb Landau (EWL) mitteilen. „Nicht geleerte Abfalltonnen werden zu gegebener Zeit nachgeleert“, heißt es vom EWL, der Eigenbetrieb Wertstoffwirtschaft der Kreises bittet darum, Tonnen, die nicht zum üblichen Termin geleert werden konnten, bis einschließlich Samstag draußen stehen zu lassen.

Info

Aktuelle Informationen zu Einschränkungen im Busverkehr gibt es auf den Internetseiten der Verkehrsunternehmen unter www.palatinabus.de, www.qnv.de, linie-hetzler-pfad.de, www.dbregiobus-mitte.de sowie www.vrn.de.

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