Landau Der gewisse Flow

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18 Jahr, blondes Haar, gelenkiges Tanzmariechen, wortkaskadenerprobte Poetry Slammerin: Die Gymnasiastin Alice Nägle ist sozusagen beim Landauer Carnevalverein aufgewachsen. Elke Partovi sprach mit der OHG-Schülerin.


Sie tanzen, seit Sie fünf Jahre alt sind. Wie hat alles angefangen?

Ich wurde da wohl irgendwie hineingeboren. Meine Mutter, damals Annette Bitzer, war 1989 Faschingsprinzessin beim LCV Landau. Als ich fünf war, habe ich mit Schautanz angefangen, als Pumuckl und so. Dann habe ich in der Garde mitgetanzt und mit sieben Jahren mit dem Tanzmariechen-Training begonnen. Es macht mir heute immer noch so viel Spaß wie früher. Wie oft trainieren Sie? Als Kind hab ich mehr trainiert, da hatte ich ja auch mehr Zeit. Zurzeit habe ich einmal die Woche Mariechen- und zweimal Gardetraining. Mehr geht nicht wegen der Schule. Montags häuft es sich, da trainiere ich von 18.30 bis 20 Uhr Mariechen und danach von 20 bis 22 Uhr Garde. Wo treten Sie denn auf? Zuerst habe ich nur auf Prunksitzungen des LCV getanzt, später auch mal zum Beispiel bei Altennachmittagen in Christ König. Erst seit dem vorigen Jahr mache ich Gastauftritte bei anderen Vereinen. Inzwischen auch als Poetry Slammerin. Wird das eigentlich bezahlt? Es kommt darauf an. Für den Auftritt als Tanzmariechen am vergangenen Samstag in Arzheim habe ich nichts verlangt, das sind gute Freunde von mir. Für meinen Beitrag als Poetry Slammerin in Bellheim, ebenfalls am Samstag, erhalte ich ein bisschen Taschengeld. Es wäre mir auch unangenehm, wenn ich da im ersten Jahr gleich unheimlich viel Geld verlangen würde. Ihr Tanztalent wirkt sich hoffentlich auch auf Ihre Sportnote aus!? Ich habe Sport-Leistungskurs und 13 Punkte im Halbjahreszeugnis. Es hat sich also gelohnt. Wollen Sie später in Richtung Tanz beruflich einsteigen? Eher nicht. Ich glaube, ich würde eher in die Schreibrichtung gehen, Journalismus interessiert mich extrem. Seit Ende 2012 sind Sie auch als Poetry Slammerin aktiv und angefangen hat′s beim Nikolaus Slam im Kult-Keller Ihrer Schule, richtig? Ja. In der neunten Klasse hat unser damaliger Deutschlehrer, der relativ jung war – die Jüngeren sind noch so motiviert, sag ich mal – organisiert, dass wir den großen Poetry Slam im Universum besuchten. Ich war auf Anhieb begeistert von den ganzen Poeten und der Art der Vorträge und all der gemischten Genres, die auf moderne Weise dargeboten wurden. Das wollte ich auch ausprobieren. Es gab einen Poetry Slam an unserer Schule, geleitet von Alex Geiger, einem Studenten der Landauer Uni. Er hat Schreib- und Sprechübungen mit uns gemacht. Das war echt cool und interessant. Da habe ich begonnen, meine eigenen Texte zu schreiben. Am Sonntag, 8. Februar, treten Sie als Slammerin bei der Fernsehsitzung der Vereinigung Badisch-Pfälzischer Karnevalsvereine in Frankenthal auf. Ist Ihr Vortrag speziell auf ein närrisches Publikum zugeschnitten? Nein, ich habe meine Texte nicht extra für die Prunksitzung geschrieben. Ich will nicht, dass es eine Bütt wird. Ich brauche einfach nur einen Mikroständer und ich will mich auch nicht verkleiden. Weil ich möchte, dass das Poetry-Slam-Gefühl beibehalten wird. Ich schreibe mal Texte, die ernster sind, in die ich meine Gefühle reinstecke, aber auch Texte, die lustig sind. Wichtig ist mir, dass ich da immer in meinem eigenen Rhythmus bleibe. Ich habe da so einen gewissen Flow drin. Ist es schwierig, Tanztrainings, Slam, Auftritte, Schule, Alltag und Freunde unter einen Hut zu bringen? Als schwierig würde ich das nicht beschreiben, weil meine Freunde ja auch mit mir tanzen. Es sind zwar keine aus meiner Schule, aber die sehe ich ja sowieso jeden Tag und unternehme viel mit denen. Nach Fasching ist es bis zum Herbst ja relativ gemütlich, denn erst ab Oktober fängt es mit den Tanzturnieren wieder an. Ich tanze aber nicht so viele Turniere, das ist mir zu stressig, weil das in meiner Altersklasse immer sonntagmorgens ist. Am Wochenende muss ich viel für die Schule machen. Wie reagieren eigentlich Gleichaltrige, wenn die hören, dass Sie als Tanzmariechen oder bei der Fasnachtsgarde auftreten? Sagen die: Wow, toll!? Oder etwa: Wie kann man nur, auf Prunksitzungen gehen ja nur ältere Leute? Es gibt unterschiedliche Reaktionen. Das ist schon altersabhängig. Also diejenigen, die in meinem Sport aktiv sind, stehen dem ohnehin positiv gegenüber. Wenn ich Leute treffe, die damit gar nichts am Hut haben, kommt es schon mal vor, dass manche sich darüber lustig machen und sagen: Das ist doch nur Gehüpfe. Zu denen sag ich: Dann kommt mal zu uns und schaut es euch an. Was wir machen ist Leistungssport, und du würdest es nicht durchstehen! Das wird von vielen unterschätzt. Ich kenne Fußballer, die zu mir gesagt haben: Hey, ich spiele zwar 90 Minuten lang, aber was ihr da innerhalb von drei Minuten durchzieht, das würde ich nicht schaffen.

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