Landau Dank der Schüler topaktuell

33 Jahre lang hat Musiklehrer Michael Gerner am Eduard-Spranger-Gymnasium unterrichtet. Vor den Sommerferien ist der 61-Jährige dort mit großem Bahnhof verabschiedet worden – inklusive Flashmob. Ein Besuch beim Pensionär.

Michael Gerner wirkt tiefenentspannt, sitzt lächelnd auf der Terrasse seines Arzheimer Hauses, inmitten eines kleinen Gartenparadieses. Zurück aus dem Frankreich-Urlaub, genießt der Oberstudienrat a.D. seine neue Freizeit, die für ihn aber noch etwas gewöhnungsbedürftig sei. Einmal Musiker, immer Musiker: Seinen Dirigentenstab will Gerner, der Chöre in Oberotterbach und Barbelroth leitet, aber nicht verstauben lassen. Ebenso wenig wie das Klavier. Und künftig will er sich wieder öfter seiner Geige widmen, die in den vergangenen Jahren eher ein Schattendasein gefristet habe. „Ich hab schon mal meine alten Noten aus der Studienzeit herausgesucht und erschüttert festgestellt: unspielbar“, erzählt Gerner. Doch das wird sicher nicht so bleiben. Ein Blick zurück: „Mit zehn Jahren hielt ich das erste Mal eine Geige in der Hand und war sofort davon fasziniert“, erinnert sich der gebürtige Speyerer. Nach dem Abitur am Kaiserdom-Gymnasium studierte er in Heidelberg, absolvierte sein Referat in Speyer und kam vor 33 Jahren ans Landauer ESG. Auf die Frage, welche Unterschiede es damals im Vergleich zu heute gegeben habe, fällt ihm ein: „Es gab wesentlich mehr Lateinschüler und wesentlich mehr Streicher als früher. Wer Latein lernte, hat damals auch ein klassisches Musikinstrument erlernt.“ Es seien meistens Kinder aus bildungsbeflissenen bürgerlichen Haushalten gewesen. Seine Zeit am ESG habe er keinen Tag lang bereut, sagt Gerner, der Musikwissenschaften und Geografie studiert hat. 2001 hob er die erste Bläserklasse am ESG aus der Taufe. Unter Gerners Fittichen gediehen auch das Sinfonische Streichorchester und die Big Band des Gymnasiums. Auftritte, Orchesterfreizeiten und Konzerttourneen hat Gerner begleitet und ebenso 32 Jahre lang „mit großer Begeisterung“ Skilager betreut – „ich habe sehr gerne Reisen organisiert“. Der Kontakt mit den Schülern in lockerer Atmosphäre habe ihm das Unterrichten leichter gemacht, findet er. „Grundsätzlich spannend“ sei das Musiklehrerdasein für ihn gewesen, meint der 61-Jährige, dessen Schüler im Unterricht gelegentlich auch ihre Lieblings-CDs auflegen durften: „Man bekommt dadurch immer die neueste Musik mit und bleibt topaktuell.“ Zugegeben, es sei auch schon mal vorgekommen, dass er mit den Scheiben der Jugendlichen nichts habe anfangen können. „Ich denke, die Stereoanlage ist kaputt und der Schüler sagt, das gehört so.“ Wichtig sei ihm stets gewesen, nie die gerade angesagte Musik madig zu machen, betont der Rolling-Stones-Fan, der die Altvorderen der Rockmusik schon mehrmals live auf Konzerten erlebt hat. „Abba und die Stones werden immer bleiben, ebenso wie Bach und Beethoven“, ist Gerner überzeugt. Bei seiner Verabschiedung vor den Sommerferien hatten Kollegium und Freunde für ihn einen Flashmob organisiert: „Plötzlich kamen von allen Seiten Musiker und Sänger herbei, Kollegen, Freunde“, berichtet Gerner von diesem großen Überraschungsmoment. Eigens ihm zu Ehren hatten sie einen englischen Choral umgedichtet, der sonst zu Ehren der britischen Queen gesungen wird: The Old Hundredth Psalm Tune. „Der Michel“, wie er im Kollegium hieß, hat noch viele Pläne: Geige üben, Skifahren, Mountainbiken, Rennrad fahren, Chöre dirigieren. Jetzt hat er ja lange Ferien. (ovi)

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