Landau „Alles Böse“: Wie ein Ex-Berater reihenweise Banken überfiel
Dieser Angeklagte verblüfft die Menschen, denen er Ende 2014 auf den Fluren des Landauer Landgerichts begegnet. Denn der durchtrainierte 33-Jährige pflegt freundlich-lächelnd zu grüßen – auch wenn er an Händen und Füßen gefesselt ist und ihn extra viele extra schwer bewaffnete Polizisten in Kampfmontur eskortieren. So streng bewacht wird der einstige Hürdenlauf-Jugendmeister, weil er schon einmal geflohen ist: Anfang 2012 kam er nach einem Hafturlaub nicht wieder in ein Berliner Gefängnis zurück.
Berater bei renommierter Firma
Büßen sollte er dort, weil er mehrere Banken überfallen hatte – während seines Studiums in Mainz. Und auch später wieder, nachdem er einen Job als Unternehmensberater bei einer renommierten Firma in Berlin hingeschmissen hatte. Eine Sekretärin dieses Unternehmens berichtete dann im Landauer Gerichtssaal: Sie dachte eigentlich, dass der sympathische Kollege „viel zu nett für diesen Laden“ sei. Eine Ex-Kommilitonin wiederum lobte den 33-Jährigen dafür, dass er so schlau ist. Und er ihr im Studium immer alles geduldig erklärt hatte.
In die Südpfalz reisen und in einem Prozess über ihn sprechen mussten diese Frauen, weil es bald nach der Flucht des Ex-Unternehmensberaters schon wieder zu Banküberfällen nach seinem Muster gekommen war: Sieben derartige Taten ordneten ihm Ermittler schließlich zu. Und in Landau musste er sich dafür verantworten, weil darunter auch zwei Pfälzer Fälle waren: ein Bankraub im Kreis Germersheim, ein weiterer im Kreis Kusel. Doch im Gerichtssaal ging es nicht nur darum, dass der Angeklagte Gesetze gebrochen hatte. Rechtfertigen mussten sich auch die Ermittler.
Rechtswidrige Fahndungsmethoden
Denn die hatten ihm mit Methoden nachgespürt, die später als rechtswidrig eingestuft wurden. Aber für das Los des 33-Jährigen war das egal: Nachdem ihn Polizisten in Spanien gefasst hatten, drohten ihm eine schwere Strafe – und die Sicherungsverwahrung, bei der zum Schutz der Allgemeinheit notorische Kriminelle auch nach dem Ende ihrer eigentlichen Bußzeit eingesperrt bleiben. So einen Freiheitsentzug haben die Südpfälzer Richter neben zwölf Jahren Haft dann auch tatsächlich gegen den Serien-Bankräuber verhängt.
Dabei hatte der ihnen nach langem Schweigen kurz vor Prozess-Ende noch neue Geschichten aufgetischt: über einen mysteriösen Verbrecher, mit dem er sich ein Appartement teilte, während er selbst sich in Frankreich vor der Polizei versteckte. Dieser Mann hatte angeblich nicht nur Banken überfallen, sondern dabei auch falsche Spuren zu seinem Mitbewohner gelegt – aus Rache, weil sie mit der gleichen Frau geschlafen hatten. Ob an dieser Geschichte vielleicht doch etwas dran gewesen sein könnte, ist eine der Fragen, um die es in der neuen Podcast-Folge geht.
Wie geriet er auf die schiefe Bahn?
Außerdem sprechen der RHEINPFALZ-Chefredakteur Digitales, Uwe Renners, und der Gerichtsreporter aus der Pfalz-Redaktion, Christoph Hämmelmann, darüber, wie der Ex-Unternehmensberater überhaupt auf die schiefe Bahn geraten war: Auch da war wohl eine Frau im Spiel. Abrufbar ist das journalistische Format zum Hören im Webplayer auf rheinpfalz.de sowie auf allen gängigen Plattformen wie zum Beispiel Spotify, Google Podcasts, Apple Podcasts oder Castbox.
Ebenso kostenlos sind dort auch die früheren Folgen verfügbar: In „Keine Hilfe für Carrie“ etwa geht es um ein misshandeltes Mädchen, das in Kaiserslautern sterben musste, weil seine Mutter und zwei weitere Erwachsene ihm nach einem Zusammenbruch keine Hilfe holten. „Sex-Betrug im Leiningerland“ beschreibt den Fall eines Manns, der Frauen mit wahnwitzigen Geld-Versprechen ins Bett lockte. Und „Der Zwölfjährige und die Bombe“ widmet sich einem Jungen, der in Ludwigshafen ein islamistisches Selbstmordattentat verüben wollte.